„Miles Ahead“

Der „deutsche Forrest Gump“

von Redaktion

Jonas Deichmann hat einen Triathlon um die Welt absolviert und zeigt einen Film dazu

Rosenheim – In Mexiko nennen sie ihn den „deutschen Forrest Gump“. Wobei, das ist Jonas Deichmann wichtig zu betonen, ihm die Medien diesen Namen gegeben haben. Trotzdem muss er zugeben, dass der Gedanke naheliegend ist. Im Film „Forrest Gump“ läuft die gleichnamige Titelfigur mehrmals quer durch die USA. Jonas Deichmann ist auch gelaufen – und zwar über 5000 Kilometer durch Mexiko. Aber das war nur ein Teil des „größten Abenteuers meines Lebens“, wie er sagt. Den Film darüber stellt er heute im Rosenheimer Ballhaus vor.

Der Extremsport
hat es ihm angetan

„Ich wollte schon immer Abenteurer werden“, sagt Deichmann. In seiner Kindheit im Schwarzwald hat der heute 34-Jährige mit seinem Bruder viel Sport gemacht. Besonders die langen Distanzen, der Extremsport, hatten es dem jungen Deichmann angetan. Er fuhr Radrennen, bevor ihn mehrere Unfälle und sein Studium in „International Business Management“ zum Aufhören zwangen.

Wobei Aufhören das falsche Wort ist: „In meiner Arbeit im Vertrieb einer IT-Firma habe ich jede freie Minute genutzt“, sagt Deichmann. Auch da war er als Abenteurer unterwegs, fuhr weite Strecken mit dem Fahrrad, draußen, in der Natur. Vor vier Jahren verließ er seinen sicheren Job und nahm das Projekt auf, Profi-Abenteurer zu werden. Unterstützt wird er von seiner Familie – sein Vater ist sein Manager – und zahlreichen Sponsoren.

In den Jahren danach stellte er mehrere Weltrekorde auf, 2017 zum Beispiel den für die schnellste Europa-Asien-Tour. Sein größtes Projekt stand aber im vergangenen Jahr an: Ein Triathlon um die Welt. Insgesamt 429 Tage lang fuhr Deichmann erst mit dem Fahrrad von München nach Kroatien, schwamm dort an der Küste entlang und fuhr weiter durch Sibirien bis zur russischen Stadt Wladiwostok, die zwischen der chinesischen und der nordkoreanischen Grenze liegt.

Danach ging es nach Mexiko, wo Deichmann durch die Wüste lief. Das Allernötigste zog er in einem Anhänger hinter sich her – es darf kein Gramm zu viel sein. Alles in allem sollen es 460 Kilometer Schwimmen, 5060 Kilometer Laufen und 21000 Kilometer Fahrradfahren gewesen sein.

„Es geht gar nicht darum, die Ziellinie zu überqueren“, sagt Deichmann. „Der Weg dahin ist noch schöner.“ Er meint die vielen Erlebnisse auf seiner Reise: Die einsame Nacht im eiskalten Sibirien, oder die tausenden Menschen, die ihm in Mexiko gefolgt sind – „da bin ich inzwischen so bekannt wie hier Thomas Müller.“

Einmal habe mitten in der Wüste ein Kleinbus angehalten, eine Mariachi-Band sei ausgestiegen und hätte Deichmann ein Motivationslied gespielt. „Da gingen die nächsten 30 Kilometer gleich viel leichter.“ Sein Fahrrad nennt Deichmann liebevoll „Eposa“ – auf deutsch „Ehefrau“. Aber es habe auf der Reise auch schwere Momente gegeben. Zum Beispiel, als Deichmann durchs offene Meer schwimmen musste und sich in der Zeit verschätzt hatte. Es wurde dunkel und der Sportler war alleine im Wasser. „Da wusste ich, ich bin an einem Ort, wo ich nicht sein sollte. Das war unheimlich.“

Etwa 85 Prozent der Zeit war er alleine, sagt Deichmann. Dabei hatte er eine Go-Pro-Kamera, die aus seiner Perspektive gefilmt hat. Und zu den Highlight-Orten ist ein Kamera-Team hinzu gekommen. Aus dem Material entstand der Film „Miles Ahead“.

Derzeit stellt Deichmann ihn im Rahmen der „European Outdoor Film Tour 2021“ in ganz Deutschland vor – am heutigen Samstag in Rosenheim (siehe Kasten). Für Deichmann ist es etwas besonderes, die Bilder noch einmal zu sehen: „Man erlebt das Ganze noch einmal mit, da kommen die Emotionen wieder hoch.“ Bald soll auch das Buch „Das Limit bin nur ich. Wie ich als erster Mensch die Welt im Triathlon umrundete“ erscheinen.

Wenn Deichmann nicht gerade mit dem Rad durch Sibirien fährt, oder die mexikanische Wüste durchläuft, spricht er als Motivationstrainer vor Unternehmen oder unterstützt die NGO Oxfam. An ein Aufhören als Abenteurer denkt der 34-Jährige aber noch nicht.

Noch viele Projekte auf der Agenda

Er hat noch einige Projekte vor: Deichmann will noch mit einem Ruderboot einen Ozean durchqueren, einmal die Welt umsegeln und zu Fuß den Südpol durchqueren. Die Welt steht ihm offen: „Ich habe noch große Ziele und die werde ich auch noch umsetzen.“ Der „deutsche Forrest Gump“ ist noch lange nicht angekommen.

Heute im Ballhaus

Im Rahmen der „European Outdoor Film Tour 2021“kommt Jonas Deichmann am heutigen Samstag, 18. Dezember, mit seinem Film „Miles Ahead“ ins Rosenheimer Ballhaus. Gezeigt wird der Film um 15 und um 19 Uhr, Tickets kosten 18,40 Euro.

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