Trillerpfeifen und Rufe nach „Frieden, Freiheit und mehr Menschlichkeit“ waren am Donnerstag wieder in der Innenstadt zu hören. Beim „Drei-Königs-Zug“ protestierten laut Polizei 3500 Menschen gegen die Corona-Politik. Sie behaupten, die Mehrheit zu sein, das ist faktisch falsch.
In Stadt und Landkreis Rosenheim leben 324881 Bürger, 3500 davon sind 1,08 Prozent – ein verschwindend geringer Prozentsatz. Dabei kamen die Demonstranten nicht nur aus der Region, sondern auch aus Traunstein, München und Österreich. Der Anteil der Teilnehmer aus der Umgebung ist also noch geringer.
Ich bin für das Demonstrationsrecht, dennoch sind die Spaziergänge für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich will damit keineswegs sagen, dass ich mit der Situation zufrieden bin. Auch mir reicht es, auch ich vermisse das Leben vor der Pandemie. Wir leiden alle. Trotzdem gehe ich nicht auf die Straße. Weil ich weiß, dass Ärzte und Krankenpfleger ihre Belastungsgrenzen coronabedingt seit zwei Jahren überschreiten. Weil ich weiß, wie voll die Krankenhäuser sind. Weil sich der Begriff Triage in mein Gedächtnis gebrannt hat. Deshalb bin ich froh, dass nur eine Minderheit demonstriert, der ich mich nie anschließen würde.