Rosenheim – Damit die katholische Kirche langfristig in der Gesellschaft verankert sowie in Stadt und Umland präsent bleibt, braucht es Ehrenamtliche. Jedes individuelle Talent und jeder Einsatz sind wichtig.
Davon sind zwei überzeugt, die wissen, wovon sie sprechen, weil sie sich selbst seit langer Zeit vielfältig engagieren: Paul Deutschenbaur und Leonhard Baumann. Die beiden werben dafür, dass sich Kirchenmitglieder bei den anstehenden Pfarrgemeinderatswahlen aufstellen.
Langfristig
weniger Personal
Langfristig wird es deutlich weniger hauptamtliches Personal in den Gotteshäusern geben. Das ist kein Geheimnis, sondern eine naheliegende Folgerung, wenn man sich die Prognosen und die Stellenpläne für die nächsten Jahre ansieht. Paul Deutschenbaur weiß, dass daran kein Weg vorbeiführt.
Er steckt nicht den Kopf in den Sand. „Die Zukunft der Kirche wird von Ehrenamtlichen gestaltet“, ist der Rosenheimer überzeugt. Mehr denn je sei es notwendig, dass sich Katholiken in ihrer Heimatgemeinde engagieren, um das kirchliche Leben zu erhalten sowie neu zu beleben.
Deutschenbaur ist Vorsitzender des Dekanatsrats Rosenheim. Das Dekanat zählt zu den drei größten im südlichen Oberbayern, was die Anzahl der Gläubigen betrifft. Er ist gut vernetzt, trägt Belange der Region bis in den Diözesanrat, die höchste Ebene der Laiengremien im Erzbistum München und Freising.
An Ort und Stelle bringt er sich ebenso ein, als Lektor und Kommunionshelfer. Er packt im Pfarrgemeinde- sowie Stadtteilkirchenrat mit an. Und wenn es sein muss und es die Pandemie-Auflagen gerade erfordern, springt er als Ordner in der barocken Rundkirche St. Johann Baptist und Heilig Kreuz ein, die nur ein paar Hundert Meter von seinem Zuhause entfernt liegt.
Deutschenbaur macht dies nicht zum Selbstzweck. Man merkt ihm an, dass ihm sein umfassendes Engagement viel Spaß macht und er andere ebenfalls ermutigen möchte.
In den Pfarrgemeinderatswahlen, die in diesem Jahr am 20. März stattfinden, sieht der Landwirt eine Gelegenheit, das kirchliche Leben zu stärken. Sich im eigenen Stadtteil oder in der Gemeinde einzubringen, sei Teil der Übernahme von Verantwortung, die aus Taufe und Firmung resultiert.
„Für das Zusammenleben kann man viel bewirken, mitentscheiden und mit guten Ideen neue Möglichkeiten schaffen“, ergänzt Leonhard Baumann. Auch er bringt sich seit vielen Jahren ein, fungiert als Vorsitzender des Pfarrgemeinderats in Pfaffenhofen (Gemeinde Schechen) und ist Mitglied im Vorstand des Rosenheimer Dekanatsrats.
Baumann zufolge ist das Wirkungsfeld der Laien vielfältig. Sie überlegen sich auch, wie sie Menschen vor Ort helfen und gezielt Unterstützung leisten können. Daneben stehen Themen wie „Umweltschutz“, „Wirtschaft und Arbeit“ sowie „Familie und Senioren“ im Fokus. „Keine Angst, als Pfarrgemeinderat ist man aber nicht für alles zuständig“, sagt Baumann. Die Aufgaben werden aufgeteilt, es gelte, Schwerpunkte zu setzen.
Pandemie hat
Arbeit verändert
Dass die Pandemie auch die Arbeit im Pfarrgemeinderat verändert hat, überrascht nicht. Veranstaltungen an der freien Luft, wie eine spätsommerliche Bergmesse in Westerndorf am Wasen oder ein Umweltdialog „Kirche und Klimaschutz“ in Heilig Blut, haben aber ebenso neue Chancen eröffnet wie digitale Angebote.
Das bayernweite Motto „Christ sein, weit denken, mutig handeln“ soll dazu motivieren, neue und kreative Formen des kirchlichen Zusammenlebens zu entdecken und weiterzuentwickeln, schildert Professor Dr. Hans Tremmel, der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken.
Wer mindestens 16 Jahre alt ist und sich vorstellen kann, seine Talente als Pfarrgemeinderat einzubringen, kann sich an das nächste Pfarrbüro oder an die aktuellen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden wenden. Noch bis Montag, 31. Januar, besteht die Möglichkeit, Vorschläge einzureichen. Wählen darf – anders als in der Politik – jeder ab 14 Jahren. Und eine Premiere gibt es heuer dazu: Neben der Urnen- und Briefwahl-Option können alle auch online ihr Kreuz machen.