Vor dem Rosenheimer Rathaus demonstrieren Tierschützer gegen das Ponykarussell. Foto Schelle
Rosenheim – Sollte es heuer wieder ein Herbstfest geben, wird wohl auch das Ponykarussell wieder zu den Attraktionen der Wiesn gehören. Tierschützern ist dieser Umgang mit lebenden Ponys schon lange ein Dorn im Auge. Auch im Rosenheimer Stadtrat mehren sich die Stimmen gegen dieses Herbstfest-Angebot. Doch die Rosenheimer Stadtverwaltung mauert, und Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März wirkt bei diesem Thema allmählich genervt.
Falsches Tierbild
für Kinder
Das Ponyreiten auf dem Herbstfest lässt Partei-Stadträtin Ricarda Krüger nicht wirklich los. Schon im Juni vergangenen Jahres hatte sie einen Antrag an Rosenheims Rathauschef Andreas März in dieser Sache gestellt – ohne Erfolg. Zur jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses hob die fraktionslose Partei-Stadträtin ein Verbot derartiger Attraktionen auf dem Rosenheimer Herbstfest jedoch erneut aufs Tapet.
„Ich finde, dass das Ponykarussell nicht das richtige Bild ist, das wir Kindern im Umgang mit Tieren vermitteln sollten“, sagte Krüger im Ausschuss. Die Argumente blieben dabei mehr oder minder die gleichen: Pferde seien Fluchttiere, die durch die Beschallung wie auch durch das Leuchtspektakel Stress ausgesetzt seien.
Zudem: „Das stupide Laufen im Kreis vermittelt kein zeitgemäßes Bild von Tieren und Pferden des ethischen Tierschutzes, sondern vermittelt vielmehr das Bild eines Konsumgutes“, argumentiert Krüger in ihrem Antrag.
Die Rosenheimer Stadtverwaltung sieht sich in dieser Sache jedoch nach wie vor nicht zuständig und verweist auf den Wirtschaftlichen Verband (WV) als Herbstfest-Veranstalter, der die Standplätze für das Herbstfest nach eigenem Ermessen vergibt. Beim WV betont dessen Geschäftsführer Klaus Hertreiter, dass man alle Bewerbungen fürs Herbstfest sorgfältig abwäge. Das Ponyreiten erfreue sich jedoch nach wie vor großen Zuspruchs bei den Besuchern.
Und die Betreiber des Angebots, das Schaustellerehepaar Virginia und Ronny Kaiser, versichern, ihre rund 30 Pferde bekämen ausreichend Pausen und seien zwischen ihren Einsätzen auf einer großen Koppel untergebracht (wir berichteten). So oder so zeigte sich die Verwaltungsspitze, namentlich Oberbürgermeister Andreas März, zur jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses zunehmend genervt von diesem Thema.
Zumal auch vonseiten der Grünen Kritik in Richtung Verwaltung zu vernehmen war: „Ich finde, die Verwaltung macht es sich sehr leicht zu sagen, der Wirtschaftliche Verband ist Ausrichter des Herbstfestes“, sagte Grünen-Fraktionschefin Sonja Gintenreiter. „Wir könnten ein politisches Statement setzen.“
Gespräch mit
dem WV suchen?
Der SPD-Fraktionschef Abuzar Erdogan schlug als Kompromiss vor, Politik und Verwaltung sollten in dieser Sache das Gespräch mit dem WV suchen. Dem entgegnete März, dass dies den Stadträten unbenommen bleibe – ohne die Verwaltung, wohlgemerkt. Nachdem Partei-Stadträtin Ricarda Krüger ihr Unverständnis über diese Haltung zum Ausdruck gebracht hatte, wurde März in seinem Ton nochmals deutlicher: „Wir sehen keinen Handlungsbedarf, und deswegen sehe ich keine Notwendigkeit, die Fraktionsvorsitzenden zu einem ‚Roundtable‘ einzuladen“, sagte er, bevor er zur Abstimmung aufrief. Mit sechs Stimmen aus den Reihen der CSU folgte der Ausschuss der Empfehlung der Verwaltung, den Antrag zum Verbot des Ponykarussells abzulehnen.
Fraglich ist, ob damit das Thema für die Rosenheimer Verwaltung wirklich beendet ist. Denn Ricarda Krüger will das Rathaus mit ihrem Anliegen wohl auch weiterhin konfrontieren, wie sie auf Nachfrage schildert.