Mit Solidarität durch die Pandemie

von Redaktion

Rund 250 Menschen bilden Menschenkette vom Rathaus bis zum Klinikum – Mehrere kleinere Verstöße bei Autokorso

Rosenheim – Am Welttag der sozialen Gerechtigkeit haben gestern Nachmittag rund 250 Menschen eine Kette vom Rathaus bis zum Romed-Klinikum gebildet. Der Veranstalter – die Initiative „Rückenwind Gesundheitspersonal“ zieht ein positives Fazit, appelliert aber auch an die Bürger.

Nachdenken
statt Querdenken

Hartmut Ernst steht gleich am Anfang. Der 72-Jährige hat viele Jahre Informatik an der Rosenheimer Hochschule gelehrt. Jetzt steht er mit zwei zerschnittenen Bettlaken in der Hand vor dem Rathaus, um ein Zeichen zu setzen. Gegen Verschwörungsfantasten und für das Impfen. „Ich bin der Meinung, dass Impfen der einzige Weg ist, um aus der Krise zu kommen“, sagt er. Er trägt einen Hut, an dem er ein weißes Schild befestigt hat, auf dem in schwarzen Buchstaben der Satz „Nachdenken statt Querdenken“ steht. Das Wort Nachdenken hat er mit neongelber Farbe doppelt unterstrichen. „Es sind zu wenig Leute da“, sagt er, während er den Blick über seine Mitstreiter schweifen lässt. Eine Aussage, die man während der knapp einstündigen Veranstaltung immer wieder hören wird.

Unter anderem von Astrid Schenck, der Leiterin des Sozialdienstes im Romed-Klinikum. Sie steht am hinteren Teil der fast einen Kilome- ter langen Menschenkette, schräg gegenüber vom Klinikum. „Es ist zu wenig“, sagt auch sie und weiter: „Wo ist die schweigende Mehrheit?“

Schon des Öfteren habe sie an Veranstaltungen der Initiative „Rückenwind Gesundheitspersonal“ teilgenommen. Während an diesen Aktionen meist zwischen 300 und 400 Leuten teilgenommen haben, seien es bei den „Spaziergängen“ der Corona-Kritiker oft um die 4000. Das müsse sich ändern. Es brauche noch mehr Leute, die „mit den Richtigen auf die Straße gehen“.

Eine, die diesem Aufruf gefolgt ist, ist Pfarrerin Rosemarie Rother. „Die Aktion ist gut. Es ist wichtig, für das Gesundheitspersonal ein Zeichen zu setzen.“ Sie lobt die Arbeit der Klinikumsmitarbeiter und deren Einsatz in den vergangenen zwei Jahren.

Nur wenige Meter von ihr entfernt hat sich Martina Thalmayr positioniert, die Vorsitzende des Rosenheimer Kreisverbands der Grünen. Auch sie hat sich den Sonntagnachmittag freigehalten, um ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass die „große Mehrheit die Auflagen unterstützt und hin- ter dem Gesundheitswesen steht“. Zudem sei es ihr wichtig, deutlich zu machen, dass man Geschwurbel, Verschwörungstheorien und Kontra-Veranstaltungen wie die sogenannten „Spaziergänge“ nicht hinnehme.

„Wir sind sehr zufrieden mit der Veranstaltung“, sagt Versammlungsleiterin Regina Georg. Ziel sei gewesen, sich zum einen mit dem Gesundheitspersonal zu solidarisieren und zum anderen davor zu warnen, „sich Gruppen anzuschließen, die Verschwörungstheorien weitergeben und das Thema Corona für die Verbreitung von rechtsextremem oder undemokratischem Gedankengut missbrauchen“. Laut Polizei verlief die Veranstaltung der Initiative „Rückenwind Gesundheitspersonal“ ohne Zwischenfälle.

Zeitgleich fand unter dem Motto „Für die Freiheits- und Grundrechte und für die freie Impfentscheidung“ ein Autokorso von Raubling nach Rosenheim statt. Rund 70 Autofahrer haben laut Polizei an der Aktion teilgenommen, um ihrem Unmut über die geltenden Corona-Maßnahmen Ausdruck zu verleihen. Während der Veranstaltung sei es zu einigen verkehrsrechtlichen Verstößen gekommen. So hätten die Teilnehmer – anders als von der Stadt vorgegeben – immer wieder gehupt. Auch die Frage, ob genügend Ordner eingesetzt waren, soll laut Polizei in den kommenden Tagen geprüft werden. Dann stellt sich auch heraus, wie viele Verstöße es tatsächlich gegeben hat.

Ohne jegliche
Provokation

Die Veranstalter des Autokorsos ziehen währenddessen ein positives Fazit. „Es haben circa 100 Autos teilgenommen“, sagt Lutz Henze. Bei den Teilnehmern habe es sich vor allem um Menschen gehandelt, die von einer möglichen Impfpflicht betroffen wären. Er lobt, dass die Veranstaltung ohne jegliche Provokation über die Bühne gegangen sei. Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei hat seiner Meinung nach gut funktioniert. hei

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