Statt toter Füchse kleine gelbe Hefte

von Redaktion

Über 2300 Fundsachen sind 2021 im Fundamt Rosenheim abgegeben worden. Aufgefallen ist dabei, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie sogar hier zu spüren sind. So haben vor allem Gegenstände zugenommen, die im unmittelbaren Zusammenhang zu Masken, Impfen und Co. stehen.

Rosenheim – „Die Ehrlichkeit der Rosenheimer Bürgerinnen und Bürger ist, wie in den Jahren davor, äußerst erfreulich“, sagt Dieter Kirstein, Leiter des städtischen Fundamts. Im zweiten Jahr der Pandemie wurden rund 2300 Fundsachen bei ihm abgeliefert. In den Jahren vor dem Virus wurden dagegen meist über 6000 verlorene Dinge abgegeben. Dieser Aspekt wundert Kirstein aber keineswegs. Durch den Ausfall von Weihnachtsmärkten und Herbstfesten, währenddessen allein über 1000 Fundsachen registriert werden, werden deutlich weniger Dinge verloren.

25 Kennzeichen,
230 Schlüssel

Auch im vergangenen Jahr war die Bandbreite der aufgegeben Gegenstände weit gefächert. Über klassische Dinge wie Schlüssel, Geldbörsen und Handys bis hin zu Kfz-Kennzeichen war alles dabei. Insbesondere die 25 Kennzeichen verwundern den Fundamtleiter sehr. So richtig erklären kann er sich die Zahl allerdings nicht. Spitzenreiter mit 230 abgegebenen Stück war, wie auch in vielen Jahren zuvor, der Schlüssel. Dieser werde allerdings auch am seltensten wieder abgeholt.

Eine deutliche Zunahme hat Dieter Kirstein bei Ohrringen, Hörgeräten und Brillen feststellen können. „Die Erklärung ist recht einfach, da es ja über die meiste Zeit eine Maskenpflicht gab“, äußert der Leiter des Fundamts seinen Verdacht. Das dauernde Auf und Ab der Masken führt wohl dazu, dass dabei oftmals der ein oder andere Gegenstand am Kopf verloren geht.

Fast schon logisch erscheint das vermehrte Auffinden von Dokumenten. Durch verschiedene Corona-Auflagen mussten bei fast jeder Freizeitaktivität sowohl Ausweis als auch Impfnachweis vorgezeigt werden. Die Folgen daraus waren bis ins Fundamt zu spüren. 30 Impfpässe wurden 2021 abgegeben. In den Jahren davor war es keiner. Immerhin konnte Kirstein bereits 28 wieder an ihren rechtmäßigen Besitzer zurückgeben.

Auf der anderen Seite wurden vergangenes Jahr deutlich weniger Fahrräder im Fundamt abgeliefert; 180 Stück, um genau zu sein. Auch hier sieht Kirstein einen direkten Zusammenhang mit der Pandemie. Zum Beispiel durch die zeitweise Schließung von Bars und Clubs war der Bedarf an einem solchen Gefährt wesentlich geringer als sonst. So waren es in den Vor-Corona-Jahren noch über 450 Fahrräder, die letztlich in der Garage des Fundamts landeten.

Aus dem Bereich der kuriosen Dinge kann Dieter Kirstein mit Blick aufs vergangene Jahr kaum etwas berichten. „Da war nichts dabei“, erzählt er fast schon ein wenig enttäuscht, wenn er an Funde aus den Vorjahren, wie beispielsweise einen ausgestopften Fuchs, denkt.

Einzig bei den hochwertigen Fundsachen ist eine klare Tendenz zu erkennen. Auch 2021 war die wertvollste Sache, die über den Schreibtisch von Dieter Kirstein gegangen ist, Bargeld. Einmal sei sogar ein Fund von 3500 Euro in einem einfachen Kuvert bei ihm gelandet. Besonders erfreulich ist hier allerdings, dass in Rosenheim ganz oft auch hohe Summen an Bargeld abgegeben werden.

60 Prozent
werden abgeholt

Von den 2300 gefundenen Objekten sind letzten Endes wieder 1000 abgeholt worden. Grundsätzlich werde er corona-unabhängig rund 60 Prozent aller Sachen irgendwann wieder los, berichtet Kirstein. Die Menschen holen sich vor allem Ausweise und persönliche Unterlagen innerhalb der ersten beiden Wochen zurück. Wenn sich niemand von sich aus meldet, dann beginnt für den Fundamtleiter die Ermittlungsarbeit. Bei allen Sachen, die zurückverfolgbar sind, versucht Kirstein sein Bestes. „Manchmal klappt’s sogar bei Hörgeräten, wenn man Hersteller oder Hörakustiker herausfinden kann“ beschreibt der Fundamtleiter seine tägliche Arbeit. Wenn er dann den möglichen Eigentümer ausfindig machen konnte, bekommen die Personen Post vom Fundamt. Danach haben sie sechs Monate Zeit, um die verloren geglaubten Sachen abzuholen.

Allerdings ist das Fundamt in den vergangenen beiden Jahren auch auf sehr vielen Dingen sitzengeblieben. Grund dafür ist, dass Dieter Kirstein coronabedingt nicht wie gewöhnlich seine Versteigerungen abhalten konnte. Die letzte und einzige 2021 war im vergangenen Oktober. Durch die ausbleibenden Abnehmer stapeln sich die Fahrräder inzwischen in fast drei Garagen. Kirstein hofft, dass sich das bald wieder ändert und auch, dass dank der wieder stattfindenden Feste der ein oder andere seltsame Gegenstand den Weg zu ihm findet.

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