Kolbermoor – Ulrike Hoffmann (65) aus Kolbermoor war erst Anwältin, dann Drehbuchautorin. Seit rund zehn Jahren schreibt sie Romane. Nun ist ihr 36. Buch, „Puderzucker auf Mozzarella“, erschienen. Ein Gespräch über ihr zehnjähriges Romanjubiläum im vergangenen November, warum sie sich für den Selbstverlag entschieden hat und wo sie sich in Kolbermoor inspirieren lässt.
Haben Sie das Jubiläum gefeiert?
Ja, mit meiner Familie. Es gab einen besonderen Kuchen in Buchform. Darauf stand „Zehn Jahre, 35 Romane“. Das 36. Buch habe ich im Januar veröffentlicht. Mittlerweile hat sich eine Routine beim Schreiben eingestellt, beim ersten Roman war das noch etwas ganz Besonderes. Es war schwierig, einen Verlag zu finden.
Nun veröffentlichen Sie die Bücher selbst?
Ja, ich war bei Verlagen, bis ich auf das Selfpublish- ing gestoßen bin. Das taugt mir mehr. Ich bin so völlig unabhängig und muss mich an keine Verträge halten. Verlage veröffentlichen im Jahr vielleicht zwei Bücher von einem Autor. Wenn heute das Manuskript fertig ist, erscheint der Roman erst im nächsten Jahr und das Thema ist womöglich nicht mehr relevant. Ohne Verlag kann ich marktgerecht schreiben.
Was bedeutet das?
Über das zu schreiben, was die Menschen im Moment oder in nächster Zeit beschäftigt. Zum Beispiel das Thema Klimawandel. Um mich darüber zu informieren, recherchiere ich im Netz oder sehe mir Dokus an.
Wie konnten Sie so viele Romane in so kurzer Zeit schreiben?
Alle drei Monate veröffentliche ich ein Buch. Am Anfang war es nur eins, maximal zwei im Jahr. Dann kam ich in den Fluss, hatte einen festen Ablauf. Nun schreibe ich zehn Seiten am Tag. Nach sechs Wochen ist ein Roman mit 230 bis 250 Seiten fertig. Dann dauert es eine Weile, bis er lektoriert und das Cover fertig ist.
Wieso veröffentlichen Sie Ihre Bücher unter dem Namen Rike Stienen?
Mein echter Name ist zu lang, kürzere Namen behalten die Leser besser. Deshalb habe ich aus Ulrike Rike gemacht. Stienen ist mein Mädchenname, den gibt es nicht so häufig. Das steigert den Wiedererkennungswert. Ich verkaufe gedruckte Bücher und E-Books. Da es auf Amazon eine Flatrate gibt, habe ich keine exakte Zahl, wie viele Menschen meine Romane bisher gelesen haben. Es müssten rund eine halbe Million sein.
Wovon handeln Ihre
Romane?
Die Liebe spielt in allen Büchern eine Rolle. Ich habe auch schon einen Krimi und eine Serie über Nachbarschaft geschrieben. Darin geht es um zwei Familien und deren Probleme. Die Romane sind nicht bierernst. Ich versuche, Beziehungsprobleme auf humorvolle Weise zu lösen.
Auch in „Puderzucker
auf Mozzarella“?
Ja, das ist die Fortsetzung von „Spiegelei auf Krapfen“. Ein Verwandter von mir hat das früher gegessen. Als Jugendliche fand ich diese Kombination völlig abartig. Das hat sich so eingeprägt, dass ich dachte, das wäre doch ein lustiger Titel. Es ist das Lieblingsgericht einer der Hauptfiguren im Buch. Puderzucker auf Mozzarella essen zwei Figuren in dem zweiten Roman. Das passt zum ersten Titel, das ist auch so abartig. (lacht)
Worum geht es?
Um eine Frau, die von ihrem Mann wegen einer anderen verlassen wurde. In ihrem ersten Kummer futtert sie sich viele Pfunde an und ihr Arzt schlägt Alarm: Hoher Cholesterinspiegel und Übergewicht. Sie macht deshalb eine Haferschleimkur auf einer Alm im Zillertal und verliebt sich in einen der Teilnehmer.
Wie geht es weiter?
Mit den Liebesgeschichten und Problemen ihrer Töchter. Das haben sich die Leser gewünscht. Mehrere Leute haben mir geschrieben, wie es mit den Töchtern weitergeht und ob sie ihre große Liebe finden. Ich hatte den zweiten Teil nicht geplant.
Finden die Töchter ihre große Liebe?
Das ist höchst kompliziert. Die ältere Tochter ist mit ihrem Dozenten zusammen. Er ist aber verheiratet und hat Kinder. Gleichzeitig hat sie einen gleichaltrigen Verehrer. Sie wird sich in dem Buch für einen von beiden entscheiden, es bleibt also spannend.
Woran schreiben Sie
aktuell?
An einem neuen Teil meiner Travel-and-Date-Reihe. Da geht es immer auf eine Insel, mal exotisch, aber auch mal in Deutschland oder Dänemark. Handlungsort ist dieses Mal die Insel Kuba. Es geht um zwei Freundinnen, die beide einen charmanten Kubaner toll finden. Das erste Mal in ihrer 30-jährigen Freundschaft kriselt es.
Was gefällt Ihnen am Schreiben?
Die Kreativität. Dass ich meine Fantasie ausleben kann, verknüpft mit den Erinnerungen, die ich an bestimmte Situationen oder Lebensphasen habe. Auch in Kolbermoor gehe ich mit wachsamen Augen durchs Leben und studiere die Menschen und ihr Verhalten. Im Vereinsleben oder beim Einkaufen fallen mir Leute und Dinge auf, die mich inspirieren.
Wie sieht Ihr Alltag aus?
Ich nehme mir einen Kaffee an den Computer mit, lese meine Nachrichten auf Facebook oder anderen Plattformen und antworte darauf. Dann lese ich, was ich am Vortag geschrieben habe, um wieder in den Text hineinzufinden. Bis das Mittagessen ruft, das mein Mann meistens kocht, schreibe ich die ersten Seiten und nachmittags noch mal drei oder vier Stunden.
Ihr Rat für Jungautoren?
Sich auf keinen Fall durch Absagen von Verlagen oder Agenturen abschrecken lassen. Das hat nichts zu bedeuten. Man muss sein Manuskript zur richtigen Zeit an den richtigen Verlag mit dem richtigen Thema schicken. Das ist Glückssache. Ansonsten empfehle ich, Bücher selbst zu verlegen.
Interview: Paula L. Trautmann