„Pate der Nacht“ am Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium Rosenheim

von Redaktion

Der Diplom Ingenieur Manuel Philipp besucht eine zehnte Klasse als Referent zum Thema „Lichtverschmutzung“ in der Welt

Rosenheim – Im Rahmen der Projekttage 2022 des Sebastian-Finsterwalder-Gymnasiums (SFG) durfte die Klasse 10b unter der Leitung von Rainer Auer, Lisa Schuster und Birgit Stöckl-Fuchs den Gründer der Initiative zur Eindämmung von Lichtverschmutzung „Paten der Nacht“, Manuel Philipp, begrüßen.

Philipp erhielt im Oktober 2021 die Umweltmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt sowie im März 2022 den Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung. Die Tatsache, dass es mittlerweile keinen Ort mit 100 Prozent natürlicher Dunkelheit auf der Erde gibt, erschien zu Beginn nicht sonderlich dramatisch. Im Verlauf des Vortrags änderte sich diese Ansicht allerdings.

Die Atmosphäre der Erde sorgt einerseits für das romantische Funkeln der Sterne bei Nacht. Andererseits wird das Licht von Straßenlaternen, Autos und Industriegebieten in der Atmosphäre gestreut, was bei Nacht zu sogenannten „Lichtglocken“ über größeren Städten wie Rosenheim oder München führt. Dadurch geht die natürliche Dunkelheit verloren und die Sterne sind am Nachthimmel kaum noch sichtbar. Doch welche Auswirkungen hat das Streulicht auf Mensch und Tier?

Zugvögel werden durch die Lichtglocken von Städten irritiert, sodass sie größere Städte mehrmals umkreisen und dabei wertvolle Zeit und Energie verlieren, anstatt direkt in Richtung ihres eigentlichen Ziels weiterzufliegen. Auch die Nachtschmetterlinge werden von blendenden Lichtquellen staubsaugerartig angezogen und umkreisen diese orientierungslos bis zum Erschöpfungstod. Etwa 600 Milliarden Insekten verenden pro Jahr in Deutschland auf diese Weise. Beleuchtete Brücken stellen Lichtbarrieren dar, welche Fische daran hindern, zu ihren Laichplätzen zu wandern und damit den Bestand ihrer Art zu sichern. Dies alles führt zu einem biologischen Ungleichgewicht, dessen Auswirkungen unter anderem auch am Bienensterben sichtbar werden.

Auch für den Menschen stellt ständige Dauerbestrahlung ein Gesundheitsrisiko dar, denn die innere Uhr und der damit verbundene Schlafrhythmus samt Stoffwechsel können durcheinandergebracht werden. Gesunder Schlaf ist gerade in Pandemiezeiten äußerst wichtig, um wirksam Abwehrkräfte aufzubauen und das Immunsystem effizient zu stärken.

Im weiteren Verlauf des Vortrags stellte Philipp das Lichtschutzgebiet „Sternenpark Winklmoosalm“ vor und die damit verbundene Möglichkeit, an Sternenführungen teilzunehmen und die Milchstraße dort mit wenigen Streulicht-Störfaktoren bestaunen zu können.

Für die Schüler steht ein Termin in nicht allzu ferner Zukunft fest: die Earth Night am 23. September. Anders als die eher symbolische Bedeutung der Earth Hour soll die Earth Night proaktiv ein Bewusstsein dafür schaffen, im Alltag nach Sonnenuntergang unnötige Lichtquellen abzustellen und auch in Zukunft – nicht nur einmal im Jahr – ab 22 Uhr gänzlich auf Außenbeleuchtung zu verzichten.

Ganz in der Tradition des Zertifikats „Umweltschule in Europa – Internationale Nachhaltigkeitsschule“ wollen die Schüler des Gymnasiums nun auch im Hinblick auf Lichtverschmutzung aktiv werden.

Artikel 9 von 9