Auf einen Ratsch in der Gondel

von Redaktion

OVB-Aktion Gespräche über Kultur, Planungen und was die Stadt besonders macht

Rosenheim – Drei Stunden, knapp 200 Fahrten und zahlreiche gute Gespräche: 25 Rosenheimer sind der Einladung von OVB-Redakteurin Anna Heise und Schausteller Max Fahrenschon gefolgt und haben erzählt, was sie im Moment bewegt. Über Unterhaltungen in 24 Metern Höhe.

Zeitnahe Sanierung
des „Huber-Hauses“

Anton Heindl wäre nicht Anton Heindl, wenn er sich nicht akribisch auf den Termin vorbereitet hätte. Zehn Minuten vor 11 Uhr wartete der ehemalige Zweite Bürgermeister der Stadt bereits vor dem Riesenrad mit zwei DIN-A4-Seiten voller Notizen. Darauf steht unter anderem, dass die Busspur in der Innstraße aufgehoben und die Weinstraße zur Fußgängerzone erklärt werden soll – mit einem Poller ab dem GRWS-Haus.

Die dritte Runde im Riesenrad, das Max Fahrenschon erst vor einigen Wochen von der Nordsee abgeholt hat, nutzte Heindl, um sich dafür einzusetzen, dass mit der Sanierung des Huber-Hauses in der Münchener Straße zeitnah begonnen wird. Und dass noch einmal darüber nachgedacht wird, ob es in der Innenstadt tatsächlich für jeden Bürger eine Biotonne braucht. „Viele Hausbesitzer haben keine Möglichkeit, noch eine Tonne dazuzustellen.“

Kuko-Tiefgarage nicht
behindertengerecht

Die Themen Biotonne und „Huber-Haus“ treiben auch ÖDP-Stadtrat Horst Halser um, der gemeinsam mit seiner Frau Johanna Schildbach-Halser mehrere Runden im Riesenrad drehte. „Eine wöchentliche Leerung der Biotonne bedeutet unglaublich hohe Kosten, die an die Bürger weitergegeben werden“, sagt Horst Halser. Ihn ärgern auch die Pläne für den Neubau und die Erweiterung der Prinzregentenschule. „Mit dem Neubau wird zu viel Freifläche vernichtet“, sagt der Stadtrat. Zudem kritisierte er, dass es keine Holzbauweise gebe und auf dem Dach eine Solaranlage fehle. Lob gab es für das gute Klima im Stadtrat, den Versuch, das Panger Volksfest durchzuführen und die Solidarität unter den Bürgern. „Das große ehrenamtliche Engagement für Geflüchtete aus der Ukraine ist beeindruckend“, ergänzte Johanna Schildbach-Halser. Sie stört unter anderem, dass die Tiefgarage des Kultur- und Kongresszentrums nicht behindertengerecht ist und ein entsprechender Hinweis bei der Einfahrt fehlt. Auch der Grüne Markt ist ihrer Meinung nach „ein Trauerspiel“. „Sogar Stephanskirchen und Bad Aibling haben attraktivere Wochenmärkte“, sagte sie.

Voll des Lobes für die „schöne Stadt“ war Rudolf Hötzel (Republikaner). Ihn bedrücke lediglich die Situation rund um die Starbulls. „Es ist eine Katastrophe, dass sie rausgeflogen sind.“ Doch auch diese Tatsache ändere nichts daran, dass es in Rosenheim eine zweite Eisfläche brauche – unter anderem für die Jugend.

Seinen Platz in der Gondel übergab er an Stadträtin Ricarda Krüger (Die Partei), die gemeinsam mit Christian Hlatky von der Bürgerstiftung gekommen ist. Während sich Krüger vor allem darüber freute, dass das Leben Stück für Stück in die Stadt zurückkehrt und auch Platz für die moderne Kultur gemacht wird, berichtete Hlatky von seiner Arbeit in der Luitpoldhalle. Dort kümmert er sich – gemeinsam mit über 50 Ehrenamtlichen – um geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Er empfindet es als bedrückend, dass die Menschen in einer Sporthalle leben müssen. Aber es gebe auch Lichtblicke. Die Schulen würden sich engagieren, es gebe Malkurse und eine Fahrradwerkstatt in der Finsterwalderstraße, in der zwei Männer aus der Ukraine kostenlos Räder reparieren.

Aus Charkiw nach
Rosenheim geflüchtet

Wie sehr Angebote wie diese helfen, wissen auch Ivan und Katja aus Charkiw. Die beiden sind vor fast drei Wochen aus der Ukraine geflüchtet und leben seitdem bei Irmgard Oppenrieder, der Vorsitzenden des Seniorenbeirats. Die drei sind gemeinsam gekommen, um über den Dächern Rosenheims über ihre neue Wohngemeinschaft zu sprechen. „Für mich und meinen Mann war sofort klar, dass wir jemanden aufnehmen wollen“, sagt Irmgard Oppenrieder. Läuft alles nach Plan, soll das Paar noch in diesem Monat eine Wohnung in Pang bekommen. Dann wollen sie sich nach einer Arbeit umsehen. Die Hoffnung der beiden aber bleibt, dass sie irgendwann in ihre Heimat zurückkehren können.

Bei den weiteren Fahrten folgen Gespräche darüber, wie sinnvoll Parkgebühren für die Loretowiese sind, warum das Café „Arche“ im Mangfallpark unbedingt wieder bewirtschaftet werden sollte, wieso es für die Innstraße eine „gescheite Lösung für Radfahrer“ braucht und das neue Stadtspiel des Rosenheimer Theaters.

Lob für Arbeit des
Stadtjugendrings

Abuzar Erdogan und Markus Bundil sprachen über die Arbeit des Stadtjugendrings, Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU, lobte, dass es mit den Planungen für das ehemalige Riefgelände vorangehe und Sabine Lemm wünschte sich, dass E-Autos in der Stadt die Möglichkeit zum kostenlosen Parken hätten. Während Daniel Artmann, Zweiter Bürgermeister, begrüßte, dass sich alle Politiker fraktionsübergreifend für Rosenheim einsetzen, sorgte sich Karl-Heinz Brauner (Grüne), dass es in der Stadt zu viele Menschen gebe, die unzufrieden mit dem System der Demokratie seien. Insgesamt gesehen, habe sich die Stadt aber „zum Positiven verändert“.

Es ist eine Meinung, die man während der dreistündigen OVB-Aktion immer wieder gehört hat. Und so hat Max Fahrenschon mit seinem Riesenrad nicht nur für einen Perspektivwechsel gesorgt – sondern auch die Möglichkeit für viele gute Gespräche geschaffen.

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