Das Virus kennt keine Feiertage

von Redaktion

Pfarrer und Teammitarbeiter erkrankt – Geistliche springen für Ostergottesdienste ein

Rosenheim – Dieses Osterfest wird Andreas Maria Zach, der Pfarrer der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn, wohl so schnell nicht mehr vergessen: Wie so viele derzeit, hatte er sich mit dem Coronavirus infiziert. Ausgerechnet kurz vor Ostern. In der Karwoche machten sich einige typische Symptome bemerkbar, gut passend zu den Darstellungen und zeitlich beschriebenen Abläufen der Virologen. Vorausschauend hat Zach eine Besprechung mit seinen beiden Stadtpfarrer-Kollegen, Domkapitular Dekan Daniel Reichel und Prodekan Sebastian Heindl, sogleich abgesagt. Eine Entscheidung mit Weitsicht, wie sich später herausstellte. Schließlich fiel ein PCR-Test positiv aus und der Priester verbrachte die Feiertage in häuslicher Quarantäne.

Auf dem Weg
der Genesung

Als die OVB-Heimatzeitungen am Ostermontag kurz vor dem Mittagessen mit dem Geistlichen am Telefon sprechen, ist er bereits auf dem Weg der Genesung. „Es wird wieder besser“, sagt er. Zugleich bringt er zum Ausdruck, dass ihn das Virus trotz Booster-Impfung und guten Gesundheitszustands doch mit Wucht getroffen hat. Nicht nur ihn, auch Martin Gehringer, der Pfarrer vom Pfarrverband Raubling ist, aber bis Monatsende noch in Rosenheim wohnt, hat es ebenso erwischt wie Mitarbeiter des pastoralen Teams.

Um die zahlreichen Gottesdienste an den Kar- und Ostertagen trotz der Umstände vollumfänglich anbieten zu können, hat Zach kurzfristig umdisponiert. Ruhestandspriester wie Professor Dr. Georg Kraus halfen ebenso aus wie Monsignore Alexander Hoffmann von der Erzdiözese in München. Weil Gemeindereferentin Hannelore Maurer von einer Erkrankung verschont blieb, übernahm zudem sie mehr Gottesdienste als ursprünglich geplant.

Auch innerhalb der drei Rosenheimer Stadtteilkirchen halfen die Geistlichen gegenseitig aus. So sprang Pater Gracious Chirattolickal, Kaplan der Stadtteilkirche Am Zug, im gesamten Stadtgebiet ein, wenn Not am Mann beziehungsweise an der Frau war. Domkapitular Dekan Reichel, der in der Stadtteilkirche Am Wasen ohnehin einen längeren Personalausfall kompensieren muss und zudem die Leitung seiner Stadtteilkirche und die der beiden Pfarrverbände Bad Endorf sowie Westliches Chiemseeufer innehat, spricht von einer kollegialen Flexibilität der Geistlichen in Rosenheim und darüber hinaus. So gelang es den Seelsorgerinnen und Seelsorgern, auch in den Pfarreien St. Nikolaus, St. Hedwig und Heilige Familie das „volle Programm“ von Gründonnerstag über Karfreitag bis hin zum Ostermontag anbieten zu können.

Und, da sind sich alle drei Pfarrer einig: Es hat sich gelohnt. Die Gottesdienste, die diesmal wieder fast ohne pandemiebedingte Einschränkungen stattfanden, waren sehr gut besucht. Oft stand die Bitte um Frieden im Mittelpunkt von Predigten. In Heilig Blut nahmen am Festgottesdienst des Ostersonntags zudem Geflüchtete aus der Ukraine teil, die im Stadtteil untergebracht sind.

Die gute Resonanz bestätigt auch Andreas Maria Zach im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen, der beim Blick vom Pfarrhaus aus sah, dass in diesem Jahr überraschend viele Menschen den Weg in die Pfarrkirche St. Nikolaus auf sich nahmen. Er selbst feierte die österlichen Tage zu Hause, freute sich über die vielen Genesungswünsche und Ostergrüße, die ihn per Post, E-Mail und Handy erreicht haben und war seinen Angaben zufolge stets sehr gut versorgt.

Kontakte reduzieren
und Maske tragen

Die ersten Tage nach der Quarantäne möchte Zach zwar noch umsichtig sein, Kontakte reduzieren und Maske tragen. Umso mehr freut sich der Pfarrer, wenn er wieder richtig „durchstarten“ und seiner Berufung als Priester nachgehen kann. So steht neben den regelmäßigen Gottesdiensten eine feierliche Hochzeit an. Auch, wenn man sich vielleicht das eine oder andere Mal über Kleinigkeiten seiner Mitmenschen ärgere, der Mensch brauche halt eben doch die Gesellschaft, sagt er als kleines Fazit der letzten Tage und dieser außergewöhnlichen Osterzeit. Und die Osterbotschaft sei ja schließlich etwas Freudiges, das für die Öffentlichkeit bestimmt ist und nach außen getragen werden müsse.

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