Digitale Begleitung im Alltag

von Redaktion

Weil viele Senioren Schwierigkeiten dabei haben, sich in der digitalisierten Welt zurechtzufinden, haben die Caritas, das Mehrgenerationenhaus der AWO und das Bildungswerk einige Angebote ins Leben gerufen.

Rosenheim Vor allem für Ältere gingen durch die Corona-Pandemie viele soziale Kontakte verloren. Während die einen über soziale Netzwerke und Videotelefonate versuchten, diese aufrecht zu erhalten, saßen die anderen zu Hause und ließen die Einsamkeit über sich ergehen. Desto weniger man sich in der digitalen Welt auskennt, desto schwieriger wurde es Kontakt zu halten. Davon betroffen sind vor allem viele Senioren, von denen viele bereits ohne Corona mit Vereinsamung zu kämpfen hatten.

Erlernen und verstehen

Auch deshalb besucht Rosmarie N. regelmäßig das Digitalcafé der Caritas, um den Umgang mit den digitalen Medien zu erlernen und zu verstehen. Dabei geht es der 82-Jährigen nicht nur darum, mit Freunden und Familie Kontakt zu halten, sondern auch die Vorteile der Digitalisierung im Alltag zu nutzen. Damit ist sie nicht alleine. Neben ihr fühlen sich viele weitere Senioren in der digitalen Welt verloren. Digitale Begleiter versuchen über verschiedenste Angebote mit den Betroffenen in Kontakt zu treten, und ihnen zu helfen.

Das Digitalcafé ist Teil des Projekts ,,Leben im Alter – Digital Fit mit 60+“, das im Februar 2021 von der Caritas gegründet wurde. ,,Unser Ziel ist es, der Vereinsamung von Senioren entgegenzuwirken“, erzählt Lena Schmid, Leiterin des Projekts. Durch die Pandemie sei die Nachfrage nach einem solchen Angebot gestiegen, denn allein für die Impfregistrierung und die Beantragung des nötigen QR-Codes bräuchten die meisten Senioren Hilfe. Einige Restaurants digitalisieren sogar bereits ihre Speisekarten, sodass diese nur noch durch das Scannen eines QR-Codes lesbar sind. ,,Dadurch fühlen sich viele Senioren von der Gesellschaft ausgeschlossen“, sagt Schmid.

Die „digitalen Begleiter“ werden auf ihre Aufgaben vorbereitet. Beim Bildungswerk Rosenheim absolvieren sie den Kurs ,,Ausbildungskurs zum digitalen Begleiter*in“. Vergangenes Jahr haben 20 Menschen teilgenommen. Ihre Einsatzmöglichkeiten im Anschluss sind vielfältig: Sie können für Einrichtungen und Initiativen als Trainer für digitale Kompetenzen arbeiten oder selbst über Pfarreien und Gemeinden Kurse anbieten. Das Bildungswerk hilft den Ehrenamtlichen anschließend bei der Bewerbung und nötigen Organisation und vermittelt sie an die einzelnen Institutionen. Aufgrund der Corona-Welle im Winter war zunächst nur eine Einzelberatung der Senioren möglich. Nun bietet Lena Schmid mit der Seniorenbegegnungsstätte der Caritas das Digitalcafé an. Hier sind Senioren eingeladen, ihre Fragen rund um das Thema ,,Smartphone und Computer“ zu stellen. Mithilfe der ,,Sparkassenstiftung Zukunft“ konnten hierfür Computer und Tablets zur Verfügung gestellt werden. Zwei ehrenamtliche Mitarbeiter helfen Lena Schmid, die Gäste des Digitalcafés zu beraten. Zu wenige für eine individuelle Beratung.

Die wäre allerdings hilfreich: Viele der Senioren haben das Gefühl, sofort alles beherrschen zu müssen. Ist dies nicht der Fall, haben sie oft mit Frustration und Angst zu kämpfen. Schmid möchte mit ihren Kursen die Teilnehmer nicht überfordern. Man müsse nicht alles können, sondern lernen, aus dem Gelernten seine persönlichen Vorteile zu ziehen und die Angst vor dem Neuen zu verlieren.

Rosmarie N. wurde durch die Seniorenbegegnungsstätte der Caritas auf das Digitalcafé aufmerksam. Sie hatte bereits digitale Vorkenntnisse, die sie jedoch durch die Corona-Pandemie wieder verloren hat. Das Digitalcafé sei hierfür eine gute Auffrischung. Hier könne sie jede Frage stellen und bekomme darauf auch eine Antwort, die sie wirklich versteht. In der Vergangenheit habe ihre Familie bereits versucht, ihr die digitalen Medien nahezu- bringen, jedoch ohne Erfolg. Weil sie nicht in ihrer Nähe wohnt, freut sich Rosmarie N. nun über das Internet besser mit ihren Kindern und Enkelkindern vernetzt zu sein. Sie wird das Digitalcafé weiterhin besuchen. Denn auch wenn sie mit ihrem neuen Wissen zunächst zufrieden sei, tue sie sich immer noch schwer dabei, gewisse Zusammenhänge zu erkennen. ,,Meine Priorität ist das Online Banking“, erzählt sie. Rosmarie N. empfiehlt das Projekt für ältere Menschen, die alleine sind und mit Gleichgesinnten über das Internet in Kontakt bleiben wollen, aber auch für diejenigen, die einfach mal etwas Neues lernen wollen.

Auch das Mehrgenerationenhaus der AWO Rosenheim bietet Senioren Hilfe im Umgang mit digitalen Medien. Die sogenannte ,,Mediensprechstunde“ findet jeden Dienstag von 9.30 bis 11.30 Uhr statt. Ihr Angebot richte sich jedoch nicht ausschließlich an Senioren, sondern auch an jüngere Menschen, die den Umgang mit Smartphones oder Tablets nicht gewohnt sind.

Einzelne Slots
für die Besucher

Die Besucher bekommen hier in einzelnen Slots von jeweils einer halben Stunde von ehrenamtlichen Helfern eine persönliche Beratung. Viele der Senioren sollen sogar mehrere Wochen in Folge kommen, um auf ihrem neu erlernten Wissen aufzubauen. „Das Problem ist einfach, dass viele Senioren im Alter sehr alleine sind“, erklärt Michaela Schletzbaum, Leiterin der Mediensprechstunde.

Oft lebe die Familie nicht im direkten Umfeld und könne somit den Angehörigen nicht auf die Art und Weise helfen, wie sie es benötigen würden.

Ausbildungskurs

Das Bildungswerk Rosenheim bietet auch dieses Jahr wieder den „Ausbildungskurs zum digitalen Begleiter" an. Der Einführungskurs findet als Webseminar statt und bietet reichlich Informationen über die heutigen digitalen Medien und weiteren wichtigen Themen. Ab Ende April finden auch die einzelnen Module online statt. Die Kursteilnahme ist kostenlos.

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