Rosenheim – Es ist ein ungewöhnlicher Platz für einen Spielplatz. Am Ende der Äußeren Oberaustraße, mitten im Industriegebiet. UPS hat dort ein Verteilzentrum, direkt nebenan kann man privat Lagerraum anmieten und zwei weitere Logistikunternehmen haben sich dort in weniger als 100 Metern Luftlinie von dem kleinen Spielplatz angesiedelt. Und dennoch wird der Spielplatz dringend benötigt, schließlich leben dort fast 90 Kinder.
„Und aktuell fünf Schwangere“, wie Petra Dubbert, Unterkunftskoordinatorin für die Region Südost erklärt. In zwei Gebäuden sind dort über 140 Geflüchtete untergebracht. Einmal in einem wenig charmanten 70er-Jahre-Stahlbeton-Büro und einmal in einem ebenfalls wenig charmanten Containerhaufen. Dazwischen stehen von einem Zaun umrandet jetzt eine Wippe, eine Schaukel und ein kleines Klettergerüst. Und mindestens 40 spielende Kinder.
Vor allem die Nestschaukel erfreut sich einiger Beliebtheit, Petra Dubbert steht daneben und regelt zwischendurch immer mal wieder, dass kein Kind die Schaukel zu lange besetzt. Das geht mit erstaunlich wenig Diskussionen, auch wenn keiner runter will. Die Regierung von Oberbayern hat von den 40 000 Euro Kosten die Hälfte getragen, die andere Hälfte kommt durch Sparkassenanregungsmittel, die Oberbürgermeister Andreas März gespendet hatte. Geplant und organisiert hat es die Bürgerstiftung Rosenheim. Christian Hlatky von Startklar, das den Spielplatzbau angeregt hatte, und der Bürgerstiftung Rosenheim erzählt, dass natürlich nicht alles Geplante geklappt hat, aber deswegen seien die Pläne nicht vom Tisch. Grundsätzlich soll noch ein Basketballkorb kommen und einen Ort für einen Bolzplatz hat er auch schon im Visier. Schließlich sei der Spielplatz zwar toll, aber für die größeren Kinder und Jugendlichen sei das nichts mehr. Die hätten Stand jetzt nur eine Tischtennisplatte.
Auf der Fläche gab es schon mal einen Spielplatz, aber der hat nicht lange gehalten: „Der war nicht gescheid gemacht, das war nichts“, erklärt OB März. „Als ich im Dezember hier war, war der Hof komplett leer, da hat ein einziges Kind hinten am Zaun gespielt“, erzählt er.
Die Kosten, die mit 40 000 Euro sehr hoch wirken, kämen auch daher, dass man den gesamten Boden hätte neu machen müssen, damit Klettergerüst und Schaukel sicher stehen, erklärt Dubbert. Jetzt mit dem Spielplatz sei die Unterkunft ordentlich aufgewertet worden, findet sie. Aber auch sonst sei die Lage nicht so schlecht: Es gäbe fußläufige Einkaufsmöglichkeiten – einen Discounter zum Beispiel – und der Bus sei nur wenige hundert Meter entfernt.
Beim gemeinsamen Foto gibt Christian Hlatky immer wieder neue Wörter vor: Cheese, Spaghetti und Kaffee und Spiegelei, die Kinder machen fröhlich mit. Alle sind froh um den Spielplatz, auch Hlatky: „Rosenheim will eine familienfreundliche Stadt sein, und auch diese Kinder gehören zu Rosenheim.“ Thomas Stöppler