Gegen knurrende Mägen im Unterricht

von Redaktion

„Brotbox-Projekt“ soll Eltern in die Pflicht nehmen und Schülern helfen

Rosenheim – Nach wie vor gibt es viele Grundschüler, die ohne Frühstück das Haus verlassen und auch kein Mittagessen dabei haben. Damit die Kinder in Zukunft nicht mit knurrendem Magen im Unterricht sitzen, gibt es an der Grund- und Mittelschule in Fürstätt ein neues Projekt – das schon jetzt zahlreiche Unterstützer hat.

Gefüllt mit Paprika, Karotten und Brezen

Der Lautsprecher knackt, dann ertönt die Stimme von Schulleiter Kai Hunklinger, der seine Schützlinge noch einmal daran erinnert, dass im Laufe des Vormittags die Brotboxen verteilt werden. Während er über weitere Veranstaltungen berichtet, die geplant sind, laufen ein Stockwerk weiter unten die Vorbereitungen auf Hochtouren. Auf mehreren Tischen stehen Schachteln mit Brezen, Paprika, Karotten und Weintrauben.

Im hinteren Teil des Raums sind Stadträtin Ricarda Krüger und Christian Hlatky von der Bürgerstiftung gerade damit beschäftigt, die rund 300 Brotboxen – gestiftet von der Firma Flexcavo – auszupacken. Dann beginnen Andrea März, Anton Heindl, Almut Aicher und Vertreter des Elternbeirats die Boxen zu füllen – mit Paprika, Trauben und einer Breze. Ganz am Ende legen sie eine Karte mit einem Comic hinzu, gestaltet von dem Künstler Oliver Vilzmann. Auf der Karte zu lesen ist der Spruch: „Wenn dein Hirn nach Futter schreit, schrei zurück: Ich weiß Bescheid“.

Initiiert wurde das Brotbox-Projekt von Andrea März in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung, der Schulleitung, Startklar, dem Sozialraumteam West und dem Startup „Flexcavo“. „An der Grund- und Mittelschule Fürstätt haben viele Schüler einen Migrationshintergrund. Die meisten kommen ohne Essen in den Unterricht“, sagt Flexcavo-Geschäftsführer Benedict Aicher. Da es in vielen Kulturen nicht üblich sei, Pausenbrote mit in die Schule zu bringen, sei eines der Ziele des Projektes, für Aufklärung bei den Eltern zu sorgen.

Bereits in der Vergangenheit hatte Andrea März, Vorsitzende des Vinzentiusvereins überlegt, wie sie das Problem angehen könnte. Ideen wie regelmäßige Frühstücksangebote oder die Möglichkeit, das Essen einmal in der Woche in die Hand gedrückt zu bekommen, seien schnell wieder verworfen worden. „Damit würden wir nur die Unselbstständigkeit fördern“, sagt sie. Stattdessen entsteht die Idee, Brotboxen für die Grundschulkinder bereitzustellen. Die erste Füllung übernehmen die Sponsoren, für die kommenden Wochen sind dann die Eltern gefragt. „Damit werden sie in die Pflicht genommen“, sagt Christian Hlatky.

Er weiß, dass viele Kinder aus den Gemeinschaftsunterkünften die Grund- und Mittelschule in Fürstätt besuchen, hat sich deshalb dafür eingesetzt, dass die Brotbox auch Besteck beinhaltet. „Damit können die Eltern ihren Kindern auch Reis oder Reste vom Vortrag einpacken“, sagt Hlatky. Der Comic sei zudem besser als ein Elternbrief, hätte aber eine ähnliche Wirkung. „Uns war wichtig, aktiv auf die Eltern zuzugehen“, sagt er.

Lehrer informieren über Ernährung

Ob der Plan aufgeht, wird sich zeigen. „In vier bis fünf Wochen wollen wir die Boxen noch einmal einsammeln“, sagt Andrea März. Zum einen um zu schauen, ob noch alle Behälter da sind, zum anderen, um sie nochmals mit Brezen, Paprika und Karotten zu füllen. „Ein gesundes und reichhaltiges Essen ist wichtig, damit Kinder sich in der Schule konzentrieren können und gestärkt sind“, sagt Benedict Aicher.

Und genau dieses Ziel verfolgen auch die Lehrer der Grund- und Mittelschule in Fürstätt. Aus diesem Grund soll einmal in der Woche über das Thema Ernährung gesprochen werden. Damit in Zukunft kein Schüler mehr mit knurrendem Magen im Unterricht sitzen muss.

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