Zwischen Ramsch und Raritäten

von Redaktion

Über 100 Aussteller beim Antik- und Trödelmarkt – Veranstalter ziehen positive Bilanz

Rosenheim – Porzellan, Spielzeug und gut erhaltene Möbel: In der Rosenheimer Innenstadt hat gestern der Antik-und Trödelmarkt für alle Flohmarktfans stattgefunden. Rund 100 Aussteller haben ihre Waren angeboten – darunter auch so manche Raritäten und Kuriositäten.

Porzellanset von
einem Millionär

Seit 50 Jahren ist Herbert Zehetmair ein begeisterter Flohmarkt-Fan. An manchen Tagen hält er selber nach besonderen Gegenständen Ausschau, an anderen verkauft er Vasen, alte Bücher und ein Porzellanset für 18 Personen. „Das habe ich von einem Millionär aus Tirol geschenkt bekommen“, sagt er und zeigt auf die Kiste, gefüllt mit Tellern, Tassen und Schüsseln, die in Zeitungspapier eingepackt sind. Auf dem Tisch dahinter stehen Vasen und Bücher. Zehetmair unterhält sich mit den Besuchern, erzählt von jenem Moment vor etlichen Jahren, als er ein handsigniertes Buch von Karl Marx für 300 Mark verkauft hat.

Doch der Österreicher weiß auch, dass sich die Zeiten und vor allem der Geschmack geändert haben. „Früher wollten alle Masskrüge, die sind jetzt überhaupt nicht mehr gefragt“, sagt er. Trotzdem habe er an diesem Vormittag schon einiges unter die Leute bringen können. „Ein bisschen was geht immer“, sagt er.

Eine ähnliche Einstellung hat Johanna aus Erding, auch wenn ihr das schlechte Wetter etwas auf die Stimmung drückt. Seit Tagen steckt sie in den Vorbereitungen, hat genau überlegt, welches Teil sie einpacken und welches zu Hause lassen will. Die getroffene Auswahl zeigt sie jetzt auf drei Tischen, die auf dem Ludwigsplatz stehen. Von Espressomaschinen bis hin zu alten Keksdosen ist alles dabei. „Ich sammle seit 25 Jahren Dosen“, sagt sie. Sie selbst besitze fast 3000, alle mit unterschiedlichem Design. „Mir gefallen die unheimlich gut“, sagt sie. Und doch ist sie mehrmals im Jahr auf Trödelmärkten vertreten, um einen Teil ihrer Kollektion zu verkaufen. Des Platzes wegen.

Auch der Rosenheimer Helmut Holzmann würde wahrscheinlich einen Teil der Gegenstände, die er an diesem Tag zum Verkauf anbietet, lieber behalten. „Mein Haus ist aber schon voll“, sagt er. Er sei einer der Mitbegründer des Rosenheimer Antik- und Trödelmarktes und seit Anfang an dabei – immer mit einem Stand direkt neben dem Mittertor. Mit dabei hat er unter anderem einen Teller, auf dem die Münchener Wirtshäuser abgebildet sind. „Der Teller ist ungefähr 80 Jahre alt und ein echtes Traumstück“, sagt er. Der Preis liege bei 500 Euro, aber er wäre durchaus bereit zu verhandeln. Teller, Kreuze und Figuren bekomme er aus Wohnungs- oder Kapellenauflösungen. „Ich kaufe nur Dinge, die ich auch wiederverkaufen kann“, sagt Holzmann. Seine „kleinen Schätze“ seien das.

Zahlreiche dieser Schätze hat auch „der Heinrich“ aus Mallersdorf. Er steht auf dem Max-Josefs-Platz und ist bereits seit mehreren Stunden mit den Aufbauarbeiten beschäftigt. Wenn er nicht hinter seinem Stand steht, arbeitet er als Schreiner, eine Tätigkeit, die bereits sein Vater ausübte. Von ihm habe er auch die Sammelleidenschaft geerbt. Daheim habe er über 1000 verschiedene Bierkrüge, in Rosenheim setzt er auf ein anderes Sortiment. Da wären beispielsweise über 1000 Jahre alte Hufeisen oder ein Schloss aus dem Jahr 1540. „Das gibt es nicht überall“, sagt er. Den Preis für diese Rarität hat er deshalb bei 650 Euro angesetzt. „Notfalls gehe ich auch runter auf 500“, sagt er.

Bereit zu Verhandeln ist auch Mehmet Orhan, der gemeinsam mit seinem Vater einen Antiquitätenladen in Österreich betreibt. Neben Wohnungsauflösungen bieten sie auch Entrümplungsaktionen an und würden so immer wieder auf seltene und gut erhaltene Gegenstände stoßen. „Mein Vater ist ein Liebhaber alter Dinge und hat mich da mit reingezogen“, sagt Orhan. Am Samstag habe er bereits einen Stand auf der Theresienwiese in München gehabt, am Sonntag dann in Rosenheim. Neben Teekannen, Marmorskulpturen und einigen Kunstwerken verkauft er auch ein 52-teiliges Silberbesteck-Set – für 5000 Euro.

Auf der Suche nach
jüngeren Ausstellern

„Wir sind froh, dass wir wieder die Möglichkeit haben, die verschiedenen Waren zu zeigen“, sagt Susanne Sommer von der Firma „Veranstaltungen Heigermoser“, die bereit seit 1995 – gemeinsam mit dem City-Management – den Antik- und Trödelmarkt organisiert hat. Für Sommer sei der Markt eine Herzensangelegenheit, eben weil sie selbst eine leidenschaftliche Sammlerin sei. Aus diesem Grund laufen bereits die Vorbereitungen für den nächsten Antik- und Trödelmarkt am 15. August. Neben den traditionellen Ausstellern hofft sie dann auch den ein oder anderen jüngeren dazugewinnen zu können.

Artikel 11 von 11