Rosenheim – Fast 15 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr werden in Rosenheim durch Fotovoltaik gewonnen – immerhin fast 20 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs der Rosenheimer Haushalte. Nach dem Willen der CSU-Fraktion im Rosenheimer Stadtrat soll diese Zahl noch deutlich steigen: In einem Antrag fordert diese, „bei allen Neubauten und Sanierungen, welche die Stadt Rosenheim durchführt, grundsätzlich Fotovoltaikanlagen vorzusehen.“
Technik hat immense Fortschritte gemacht
„Es ist jetzt einfach Zeit“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Herbert Borrmann. „Wir müssen einerseits den CO2-Ausstoß verringern und andererseits aus der Energieabhängigkeit herauskommen.“ Borrmann ist freilich klar, dass Fotovoltaik auf städtischen Gebäuden die Probleme nicht lösen wird, aber „als Stadt sollte man mit gutem Beispiel vorangehen.“ Und jetzt sei die richtige Zeit, denn die Technik habe immense Fortschritte gemacht. Vor allem die problematische Speicherung könne man inzwischen handhaben. Oft war es so, dass mittags besonders viel Strom produziert wurde, der dann gar nicht abgerufen werden konnte und so verloren ging. Inzwischen gäbe es aber die Möglichkeit von Wasserstoffkraftwerken. Konkret sähe das so aus, dass die gewonnene Energie zur Herstellung von Wasserstoff verwendet werden könne, der dann in Wasserstoffkraftwerken Strom erzeugen kann, wenn die Sonne tageszeitbedingt nicht scheint.
Dabei, erklärt Michael Wolters vom Rosenheimer Solarförderverein, seien die Zeiten vom „Zappelstrom“ längst vorbei. Die ersten Fotovoltaikanlagen hätten noch das Problem gehabt, dass eine kleine Wolke die Stromproduktion massiv beeinträchtigten konnte und dann der Strom immer wieder kurz weg war.
Dass der Antrag eine Prüfung vorsieht, hat den Grund, dass erstens historische Gebäude wie das Rathaus nicht verändert werden sollten, und zweitens, dass nicht jedes Gebäude in Frage käme. Auf der Nordseite gäbe es oft zu wenig Sonnenlicht für eine effektive Nutzung. Dem widerspricht Wolters: Auch indirektes Licht reiche für die Stromproduktion, erklärt er. Bei modernen Anlagen erreiche man auf der Nordseite von Dächern durchaus bis zu 70 Prozent, auf West- und Ostseite bis zu 95 Prozent Leistung im Vergleich zur Südseite.
Größter Immobilienbesitzer
Aber Wolters begrüßt den Antrag natürlich. „Wir müssen die Energiewende schaffen“, stimmt er Borrmann zu. Dass Wasserstoffkraftwerke für Bayern nicht von der Stadt Rosenheim gebaut werden, ist für Borrmann kein Hinderungsgrund: „Wir müssen das jetzt angehen, wenn wir das in absehbarer Zeit schaffen wollen.“ Auch, weil es bei Fotovoltaikanlagen bereits jetzt schon Lieferschwierigkeiten gebe, teils müsse man über ein Jahr warten. Aber das Potenzial für einen echten Unterschied sei da, erklärt Borrmann, schließlich sei die Stadt der größte Immobilienbesitzer in Rosenheim. Wie viel das genau ist, müsse die Stadt prüfen. Mehrheiten, ist sich Borrmann sicher, seien vorhanden, schließlich geht es ja nicht um Parteipolitik.
Thomas Stöppler