„Barrierefreiheit beginnt im Kopf“

von Redaktion

Aktionstag für Menschen mit Behinderung für eine schnellere Inklusion

Rosenheim – Das Kopfsteinpflaster am Max-Josefs-Platz und am Ludwigsplatz macht den Besuch in der Stadt für Rollstuhlfahrer zu einem mühsamen Vergnügen. Deshalb fand dort nicht ganz zufällig am gestrigen Mittwoch der Aktionstag für Menschen mit Behinderung statt.

Seit 30 Jahren gibt es bundesweit solche Aktionen rund um den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai. Trotz der rundum guten Laune war den Veranstaltern eines besonders wichtig: die fehlende Barrierefreiheit in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens voranzubringen – aber auch in den Köpfen der Menschen.

Noch zu wenig
Gleichstellung

Organisiert wurde der Aktionstag für Menschen mit Handicap von Christine Mayer, der Behindertenbeauftragten der Stadt Rosenheim, sowie von Irene Oberst und Christiane Grotz, den beiden Behindertenbeauftragten des Landkreises in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Inklusion mit Vorsitzendem Hans Loy. „Wir müssen immer wieder darauf aufmerksam machen, dass die Umsetzung der Barrierefreiheit schneller voranschreiten könnte“, sagt Mayer. In den vergangenen 30 Jahren sei zwar schon einiges passiert, dennoch könnte das „Tempo“ noch gesteigert werden. Vor allem in den Köpfen der Menschen, sagt Mayer. „Nur wenn man sowohl die Barrieren im Kopf, als auch in der Infrastruktur behebt, kann uns die Gleichstellung aller Menschen gelingen“, sagt auch Hans Loy.

Zu diesem Zweck hatte der Arbeitskreis Inklusion für diesen Tag mehrere Verbände wie zum Beispiel den Blindenbund oder den Sozialverband VdK, Politiker und Menschen mit und ohne Behinderungen eingeladen, sich über Gespräche näher zu kommen. An mehreren Infoständen oder einem eigens aufgebauten Parcours für Rollstuhlfahrer sollte auf die Probleme bei der Inklusion von behinderten Menschen hingewiesen werden.

Denn wenn es nach Marianne Brand geht, die selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist, gibt es in Rosenheim in Sachen Barrierefreiheit noch viel zu tun. „Ich gehe kaum noch essen oder einfach mal nur in die Stadt, da es sehr wenig behindertengerechte Toiletten im Stadtgebiet gibt“, sagt Brand. Meist sei sie auf Behördengebäude oder Kaufhäuser angewiesen, die aber nicht immer geöffnet sind. Auch die Bodenbeläge in der Stadt seien dabei nicht besonders rollstuhlfreundlich. „Bei den wenigen Toiletten und dem ganzen Kopfsteinpflaster wird es schnell mal schwierig, wenn es mal dringend ist“, sagt Brand.

Noch viel zu tun
in Rosenheim

Aber auch in anderen Bereichen des alltäglichen Lebens sehen die Veranstalter noch viel Verbesserungsbedarf. „Gaststätten oder der öffentliche Nahverkehr in der Region müssen auf jeden Fall behindertengerechter werden“, sagt Loy. Für Christine Mayer hat ein ganz anderes Projekt eine große Bedeutung: das Eisstadion in Rosenheim. „Es wäre schön, wenn ein Stadionbesuch für Rollstuhlfahrer einfacher wird“, sagt die Behindertenbeauftragte.

Die Stadt will die Kritikpunkte in Zukunft noch mehr in den Fokus rücken. „Wir müssen die Probleme ernst nehmen, das gilt konkret für die Schaffung von barrierefreien Zugängen zu Gebäuden“, sagte Daniel Artmann, Zweiter Bürgermeister der Stadt Rosenheim. Auch er betonte, wie wichtig es sei, dass „die Integration vor allem in den Köpfen stattfindet.“ Wenn das gelinge, werde die Stadt in Zukunft „ganz automatisch“ barrierefrei werden, so Loy. Julian Baumeister

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