Rosenheim – Wie werden im Netz absichtlich Fake News verbreitet? Wie geht man am besten mit Hate Speech um? Wie reagiert man auf extremistische Äußerungen in Chats? Warum sind Verschwörungstheorien für manche Menschen so attraktiv? Nicht nur junge Leute sind täglich im Netz unterwegs und müssen sich mit solchen Fragen auseinandersetzen.
Die Zehntklässler am Ignaz-Günther-Gymnasium (IGG) haben den internationalen Tag der Pressefreiheit genutzt, um gemeinsam mit ihren Lehrkräften und externen Referenten solchen Fragen nachzugehen. Max Barnewitz vom Projekt „Profil zeigen!“, Thomas Fahrner und Silke Hatzinger von der Schulberatung und Benjamin Grünbichler von der Stiftung „Neon. Prävention und Suchthilfe“ zeigten sich beeindruckt vom großen Interesse der Jugendlichen. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion meldeten sich die Schüler zahlreich zu Wort.
Zuvor waren die Oberstufenschüler in verschiedenen Workshops aktiv. Es galt, in einem digitalen Escape-Room einer rätselhaften Falschmeldung aus der Zukunft auf die Spur zu kommen, einen fiktiven Online-Streit zu moderieren und in ein produktives Streitgespräch umzuwandeln, schwierige Diskussionen anzuleiten und vieles mehr. Der ganze Tag kam bei den Jugendlichen sehr gut an. Lehrer Yannik Mück, der den Tag organisiert hat, freut sich über das positive Feedback, das die Schüler nach der Veranstaltung online abgegeben haben.
Im Interview bekennt Viola, sie habe viel Neues gelernt, zum Beispiel wie extremistische Gruppen Botschaften im Internet verbreiten und man sich womöglich selbst, ohne es zu merken, daran beteiligt. Ihre Mitschülerin Isa hat sich vorgenommen, künftig bei jeder Nachricht verschiedene Quellen heranzuziehen. Anna sagt, sie wisse jetzt besser, was beispielsweise beim Versenden von Bildern noch legal ist und was nicht. Adrian ist vor allem bewusst geworden, wie schnell man durch seine Klicks im Netz von Algorithmen bestimmten Interessengruppen zugeordnet wird und dann, ohne es zu merken, in eine Bubble geraten kann.
Trotz all dieser Gefahren blicken die Jugendlichen am IGG zuversichtlich in die Zukunft: Wir alle müssten uns eben angewöhnen, nicht alles zu glauben, genau zu überlegen, was wir im Netz eingeben oder hochladen wollen oder andere aufzuklären, wenn sie vermeintlich „lustige“ Bilder versenden. Und weil das nicht nur Zehntklässler betrifft, sind sich Viola, Isa, Anna und Adrian einig: „So einen Medientag sollte es für jede Altersgruppe geben, auch für Erwachsene.“