Rosenheim – Der Saal der Volkshochschule füllt sich mit Gästen. Obwohl das Thema des heutigen Vortrags „Frauenleben heute“ ist, sind auch zahlreiche Männer anwesend. Auch sie wollen etwas über die moderne Frau lernen. Dagmar Deisenberger ist die Referentin der heutigen Stunde. In ihrem Beruf der Stadtführerin kommt sie bereits regelmäßig mit faszinierenden Frauengeschichten in Berührung. In ihrer Stadtführung „Weibsbilder“ erweckt sie wichtige Rosenheimer Frauenfiguren zum Leben. So wurde auch Sylvia Seiler von der Volkshochschule auf Dagmar Deisenberger aufmerksam und bot ihr an, im Rahmen des Studium Generale einen Kurs über Rosenheimer Frauengeschichten anzubieten.
Heute ist der letzte von drei Vorträgen. In der ersten Stunde stellte Dagmar wichtige Frauen in der Stadtgeschichte unter dem Namen „Rosenheimer Frauengeschichte(n)“ vor. Unter dem Titel „Griaß Eana, Frau Bürgermeisterin“ beleuchtete sie die Unterschiede einer historischen Frau Bürgermeisterin und der heutigen Ehefrau eines Bürgermeisters am Beispiel von Andrea März. Heute geht es um das „Frauenleben heute“. Hier stellt uns Dagmar Deisenberger starke Frauen aus Rosenheim vor.
Dagmar erzählt von Gisela. 2011 riss sie eine Gehirnblutung komplett aus dem Leben. Ihr Mann übernahm daraufhin kurzerhand die nötige Hausarbeit. Für ihn selbstverständlich. Doch seine Mitmenschen bewundern ihn dafür. Man hätte es verstanden, wenn er nun seine Frau verlassen hätte.
Als Nächstes erzählt Dagmar die Geschichte ihrer Freundin Petra. Gemeinsam mit ihrer Mutter pflegte Petra ihren behinderten Sohn, bis dieser in eine Wohneinrichtung zieht. Nach dem Tod ihres Lebensgefährten verlor Petras Mutter ihren Willen zu leben. Sie war einige Jahre zuvor an Parkinson erkrankt und musste seitdem von ihrer Tochter gepflegt werden. Um ihren eigenen Tod herbeizuführen, verweigerte sie schlussendlich jegliche Nahrung. Auch wenn es für Petra bedeutete, von ihrer Mutter Abschied zu nehmen, begleitete sie ihre Mutter bis in den Tod. Dies sei nicht selbstverständlich.
Auch die Rolle der Frau in der Kirche wird in Dagmars Vortrag thematisiert. Früher seien Frauen in der Kirche überwiegend für das Putzen der Kirche zuständig gewesen, erklärt die Gemeindereferentin Hannelore Maurer. Heute sehe das allerdings schon ganz anders aus. Frauen seien nun für die seelsorgerische Betreuung in einer Pfarrei zuständig. „Die Kirche muss sich in der Zukunft unbedingt der Frage stellen, wieso gewisse Ämter den Frauen noch immer verwehrt sind“, sagt Maurer. Doch hierfür sei gerade keine Zeit. Die Kirche befinde sich gerade in einem sehr großen Wandel und müsse zunächst einmal das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. Theologin Edith Heindl ist anderer Meinung. Die Kirche müsse noch heute handeln. „Sonst laufen ihr die modernen Frauen davon“, sagt sie.
Stadträtin Ricarda Krüger berichtet davon, wie auch sie sich bei ihren Amtskollegen zunächst durchsetzen musste. Heute hat sie es geschafft, braucht zum Sprechen nicht mal ein Mikrofon. Ihr wird zugehört. Auch wenn sie manchmal noch immer belächelt wird. Beispielsweise wenn es darum geht, Frauen auf öffentlichen Toiletten Hygieneartikel zu stellen.Sophia Mayer