Alte Plätze und neue Namen

von Redaktion

Gremium entscheidet sich bei erster Sitzung „dahoam“ für ein würdiges Gedenken

Rosenheim – In Rosenheim sollen gleich drei Plätze neu benannt werden. Das haben die Mitglieder des Stadtrates jetzt beschlossen. Die Stadt will damit dazu beitragen, an das Leben und Wirken von Dr. Michael Stöcker, Joachim Gabor und Elisabeth Block zu erinnern. Die erwartete Diskussion blieb aus, lediglich ein Bindestrich sorgte für kurzes Kopfzerbrechen.

Die Sitze
sind neu verteilt

Für Oberbürgermeister Andreas März (CSU) war es die „erste Sitzung dahoam“. Nach fast zwei Jahren, in denen die 44 Mitglieder die Stadtratssitzungen im Kultur- und Kongresszentrum oder in der Luitpoldhalle abgehalten haben, trafen sie sich jetzt erstmals wieder im großen Sitzungssaal des Rathauses. Dort sollten sie an diesem Nachmittag darüber entscheiden, ob drei Plätze in der Stadt einen neuen Namen erhalten sollen.

So schlug die Verwaltung vor – auf Anregung der Tochter des 2013 verstorbenen ehemaligen Oberbürgermeisters Dr. Michael Stöcker – den Vorplatz am Kultur- und Kongresszentrum als „Dr. Michael-Stöcker-Platz“ zu benennen. „Da dieser Platz nicht straßenrechtlich gewidmet ist, handelt es sich dabei um keine amtliche Straßenbenennung“, heißt es aus dem Rathaus. Dennoch werde Wert darauf gelegt, dass an einer repräsentativen Stelle durch eine Platzbezeichnung oder ein Namensschild, gegebenenfalls mit ergänzender Information, auf den Mann hingewiesen wird, der von 1977 bis 2002, Oberbürgermeister der Stadt Rosenheim war. In seine fast 25-jährige Amtszeit fielen Projekte wie die Einrichtung der Fußgängerzone, die Sanierung und Umgestaltung des Lokschuppens, die Sanierung des Hofbräukomplexes sowie die Förderung von Rosenheim als Holzstadt. Als seinen „größten Brocken“ bezeichnete er selbst jedoch den Bau der Stadthalle, die schließlich zum Kultur- und Kongresszentrum ausgebaut wurde. Deshalb dürfte es nicht verwunderlich sein, dass genau an dieser Stelle, an sein Wirken erinnert werden soll.

Knapp drei Kilometer weiter entfernt hatte ein anderer Rosenheimer seine Wirkungsstätte: Joachim Gabor. Um das Lebenswerk und das persönliche Engagement des 2013 verstorbenen Unternehmers zu würdigen, schlug die Verwaltung während der Sitzung vor, die Einmündung der Hochschulstraße in die Marienberger Straße an der dortigen Wendeanlage, unmittelbar gegenüber des Entrees der Gabor-Zentrale, als „Joachim-Gabor-Platz“ zu benennen. Die Zentrale erhält die Hausnummer 1.

Unter der Verantwortung von Joachim Gabor wuchs das Unternehmen laut Stadt zum Marktführer und zu einem der bedeutendsten Schuh-Hersteller Europas. Neben seinem unternehmerischen Wirken engagierte sich Gabor zudem in kulturellen und sozialen Bereichen und förderte zahlreiche Einrichtungen wie Sportstätten, Museen und Kindergärten in Rosenheim.

Bereits im März hatten sich die Mitglieder des Kulturausschusses zudem dafür ausgesprochen, den Vorplatz und die postalische Anschrift der Städtischen Realschule für Mädchen in „Elisabeth-Block-Platz“ zu ändern, um „einen würdigen Bezug zur Rosenheimer Stadtgeschichte herzustellen“. Die Realschule erhält die Hausnummer 1. Elisabeth Block war eine Schülerin aus Niedernburg bei Rosenheim, die dem Holocaust zum Opfer gefallen ist. Seit ihrem zehnten Lebensjahr schrieb sie ein Tagebuch, das den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit überstand und 1993 veröffentlicht wurde.

„Ich freue mich darüber, dass man sich durchgerungen hat, den Platz neuzubenennen“, sagte Stadträtin und Dritte Bürgermeisterin Gabriele Leicht (SPD). Sie hinterfragte lediglich die Schreibweise. So sei ihr nicht klar, ob die Namen mit oder ohne Bindestrich geschrieben werden sollen. Während es aus den Reihen der CSU zuerst ohne Bindestrich hieß, setzte sich Christine Degenhart (Freie Wähler/UP) für eine einheitliche Benennung ein.

Beschluss
ohne Gegenstimme

Einstimmig sprachen sich die Mitglieder während der Sitzung für die Neubenennung der Plätze aus – mit Bindestrich. Deutlich mehr Diskussion dürfte es dann geben, wenn die Politiker darüber entscheiden, ob Straßennamen mit NS-Bezug umbenannt werden sollen oder nicht. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Stadträte darauf geeinigt, einen Kriterienkatalog zur fachhistorischen Einordnung und Bewertung der Straßennamen zu erstellen. Dieser soll demnächst besprochen werden.

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