Neues Leben in alten Traditionen

von Redaktion

Nach 400 Jahren im Familienbesitz schloss im vergangenen Jahr der Kerzenfachhandel Ruedorffer n Rosenheim. Doch in einer gewissen Weise soll die Geschichte des Traditionsgeschäfts mit der „Lebzelterei“ eine Fortsetzung finden.

Rosenheim – „Wir stehen schon in den Startlöchern und könnten innerhalb von zehn bis 14 Tagen eröffnen“, sagt Sascha Weber in den Räumen des ehemaligen „Kerzenfachhandel Ruedorffer“, der gerade zur „Lebzelterei“ umgebaut wird. Einzig die behördlichen Genehmigungen braucht es noch. Gerade montiert ein Schreiner Holzverkleidungen unterhalb der Decke. Mitten im Raum stehen noch Kartons voll mit Einrichtungsgegenständen. „Da kommen dann Tische hin“, erzählt Weber.

„Lebzelterei“ setzt
Tradition fort

„Die Entscheidung ist mir nicht schwergefallen. Ich wusste, dass der Tag irgendwann kommen wird“, meinte Christine von Wartburg gegenüber den OVB-Heimatzeitungen, als diese ihr im vergangenen Jahr kurz vor der Schließung des Traditionsgeschäfts einen Besuch abstatteten. Wartburg gehört der Familie Ruedorffer an, der wohl bekanntesten Rosenheimer Lebzelter- und Wachszieherdynastie. Da Honig der wichtigste Bestandteil des Lebkuchens war, beschäftigten sich die Lebzelter in der frühen Neuzeit auch mit dem Handel und der Verarbeitung von Honig. Sie kauften Honig und Bienenwachs bei Bauern auf oder ließen von diesen gegen Lohn ihre eigenen Bienenstöcke betreiben. Sie hatten das Recht, Met zu sieden und an Schankgasthäuser zu verkaufen, Lebkuchen zu backen sowie Kerzen zu gießen oder zu ziehen. Seit 1548 gibt es wiederum das grüne Haus an der Kaiserstraße in Rosenheim. „Mitte des 16. Jahrhunderts hat unsere Familie hier bereits Lebkuchen und Kerzen verkauft“, so von Wartburgs Enkelin Petra Brückner. von Wartburg selbst arbeitete 81 Jahre lang in dem Geschäft, bevor im Oktober 2021 dann Schluss war. „Ich werde wahrscheinlich ein bisschen entspannen“, sagte die 97-Jährige.

Und vielleicht werde sie hin und wieder auch dem neuen Mieter einen Besuch abstatten. Denn zu diesem Zeitpunkt stand der Nachfolger bereits fest. Das Lokal „Die Lebzelterei by Ruedorffer – Genuss- und Aufenthaltsraum“. „Dann kehrt wieder neues Leben ein“, so die 97-Jährige. „Ein anderer Mieter wäre für uns nicht infrage gekommen“, ergänzte Enkelin Brückner.

Nun also wird Sascha Weber, der unter anderem den Squash- und Fitness Tower im Rosenheimer Aicherpark sowie ein Reisebüro betreibt, in die Kaiserstraße 1 einziehen. Es soll ein „Gastronomiebereich samt hauptsächlich regionalem Einzelhandel in traditionellem Gewand“ werden. Viel Wert lege er dabei darauf, an die Tradition des vorherigen Geschäfts anzuknüpfen. „Das fängt damit an, dass wir freundlicherweise das Familienwappen der Ruedorffers verwenden dürfen“, freut sich Weber, „außerdem haben wir die Stuckdecke im Hauptraum aufwendig restaurieren lassen.“ Auch andere Einrichtungsdetails würden ihre Fortsetzung finden. „So etwa das Wandgemälde im hinteren Bereich des Geschäfts, das ebenfalls restauriert wurde.“

„Ich achte ja sonst sehr auf meine Ernährung und vermeide Zucker, wo es geht. Aber bei den Lebkuchen, die wir hier künftig anbieten können, da bin ich dann doch ein paarmal schwach geworden“, verrät der Fitnessstudioinhaber. Die soll es, bezogen von Herstellern aus Ingolstadt und Nürnberg, ganzjährig geben. Außerdem Spitzenkaffee von einer Rösterei aus Rosenheim. „Ich habe den Ehrgeiz, dass das hier dann das beste Kaffeeangebot in ganz Rosenheim werden wird!“, so Weber. Gleich nebenan befindet sich bereits ein Eiscafé, befürchtet er da keine Konkurrenz? „Nein, eher eine Ergänzung. Zum einen liegt deren Schwerpunkt ja mehr auf dem Eis. Zum anderen haben sie vor allem Außengastronomie, wir Innengastronomie beziehungsweise das jeweils andere nur in eingeschränktem Umfang.“

Kaffee, Kuchen,
Smoothies und Wein

Neben Kaffee und Lebkuchen sollen auch Smoothies, Kuchen und Wein angeboten werden. „Als besonderes Schmankerl wird es ein absolutes Premium-Craft-Bier einer Brauerei aus Holzkirchen geben“, schwärmt Weber. „Ich freue mich schon enorm darauf, wenn es hier endlich losgeht.

Es soll ein schöner Genuss- und Begegnungsort mitten im Herzen der Stadt werden, in dem wir dann Jung und Alt begrüßen wollen.“

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