Leserforum

Verdeckte Subventionen bremsen den Ausbau des ÖPNV

von Redaktion

Zu den Berichten „Ohne Auto durch Stadt und Land“ und „Mehr zahlen fürs Parken“, erschienen im Lokalteil:

Der Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist nötig, weil es im Verkehrssektor unter anderem nahezu keinen Fortschritt in der CO2-Minderung gibt. Der ÖPNV ist klimafreundlicher und muss den motorisierten Individualverkehr (MIV) eindämmen. Der MIV ist für viele Menschen bequemer und günstiger als der ÖPNV. Nahezu unbeachtet bleiben dabei allerdings die ungleichen Subventionen.

In der Vergangenheit gab die Stadt fast nichts für den ÖPNV aus. Mit dem Angebot kostenloser oder billiger Parkplätze subventioniert sie dagegen den MIV. Man darf sein Auto auf der Loretowiese den ganzen Tag – und auch länger – kostenlos abstellen. 700 Parkplätze weist die Stadt hier aus. Selbst bei moderaten Parkgebühren und nur 270 Tagen Belegung (Sonn- und Feiertage, Herbstfest) verzichtet die Stadt auf Einnahmen von bis zu einer Million Euro jährlich!

Das Geld könnte in den Ausbau des ÖPNV gesteckt werden. Jetzt für Beschäftigte bei Polizei, Krankenhaus und Schulen den Fortbestand der Subvention zu fordern, erscheint als Klientel-Politik, die über Klimaziele gestellt wird. Mit dem Bus pendelt man nicht so billig nach Rosenheim, sondern zahlt zum Beispiel bei 14 Kilometer Entfernung monatlich 100 Euro. Eine Hin- und Rückfahrt kostet zehn Euro. Mit dem Nahverkehrsplan für Stadt und Landkreis gibt es ein Konzept, den ÖPNV rasch zu ertüchtigen und attraktive Angebote gerade für Pendler zu schaffen. Damit dieses Angebot auch angenommen wird, darf man den MIV nicht weiter subventionieren. Solange es bequemer und wesentlich billiger ist, mit dem Auto statt mit Bus oder Bahn in die Stadt zu fahren, wird der Anteil des MIV am Gesamtverkehr weiter steigen – und die Klimaziele bleiben leeres Gerede.

Dr. Hermann Biehler

Rosenheim

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