Rosenheim – Die Situation beim Wohnungsbau ist angespannt. Extreme Preissteigerungen, Materialengpässe und wöchentlich steigende Baufinanzierungszinsen führen dazu, dass immer mehr geplante Projekte auf Eis gelegt oder ganz zurückgezogen werden. Dennoch hat sich die GRWS Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft jetzt dazu entschieden, grünes Licht für das Bauprojekt „Wohnen An der Kaltenmühle“ zu geben.
Die ersten vorbereitenden Maßnahmen vor Ort für das Projekt „Wohnen An der Kaltenmühle“ starteten im Herbst 2019. Archäologische Untersuchungen, Kampfmittelräumung und Altlastenbeseitigung wurden so weit möglich bereits im Vorfeld durchgeführt. Die Hochbauarbeiten beginnen nun noch im Juni.
Abwarten würde Verlust bedeuten
„Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in Rosenheim ist immer noch sehr groß und wird wohl eher noch weiter ansteigen. Auch, weil der aktuell außergewöhnliche Anstieg der Baupreise letztendlich zu weiter steigenden Mieten führen wird“, erklärt Joachim Seethaler, technischer Leiter bei der GRWS. „Ein weiteres Abwarten oder gar ein Rückzug würde den Verlust unserer bisherigen Investitionen bedeuten.“ Auch Änderungen der politischen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise der plötzliche Stopp der KfW-Förderung Anfang des Jahres könnten sich „fatal auf die Finanzierung großer Vorhaben“ auswirken.
Die GRWS macht jedoch keinen Hehl daraus, dass sie sich nach eigenen Angaben „mit diesem Projekt angesichts der angespannten Lage auf dem Bausektor im absoluten Grenzbereich der Wirtschaftlichkeit bewegt.“ „Bauträger können bei Verkaufsmaßnahmen steigende Baukosten oder andere ungünstige Rahmenbedingungen so weit als möglich an den Endkunden, den Immobilienerwerber oder Mieter, weitergeben“, erläutert Seethaler. „Dies ist beim ,Wohnen An der Kaltenmühle‘ für die GRWS nicht unmittelbar möglich. Die Mieten sollen schließlich erschwinglich bleiben und sich innerhalb der Rahmenbedingungen des Fördermittelgebers bewegen.“
Mit dem Bauprojekt entsteht mit insgesamt 106 Wohnungen auf rund 9000 Quadratmetern Grund ein Baustein des neuen „Urbanen Stadtquartiers“ am südlichen Zugang zu Rosenheim. Die Bausumme beläuft sich nach derzeitigem Stand auf rund 34 Millionen Euro. Die weiteren Bausteine des neuen Stadtquartiers – wie weitere Wohnungen und Gewerbe – kommen von einem Partner, der RMI-Unternehmensgruppe aus Pfarrkirchen. Für die Planung zuständig ist das Rosenheimer Architekturbüro Hamberger und Kreupl, das in den vergangenen Jahren schon eine ganze Reihe Projekte in Rosenheim realisiert hat, wie beispielsweise drei Wohngebäude Am Mühlbachbogen oder vier Mehrfamilienhäuser im Wohnquartier Mitterfeld West. Auch der städtebauliche Entwurf des Wohnquartiers Oberwöhr West wurde von Hamberger und Kreupl erarbeitet. Eine besondere Herausforderung für die Planer war die Lage des neuen Quartiers an zwei viel befahrenen Straßen. Ein durchdachtes architektonisches Konzept berücksichtigt geschickt den Straßenlärm. Alle Wohnungen wurden so ausgerichtet, dass keine Aufenthaltsräume in Richtung der Lärmquellen liegen, sondern ausschließlich Treppenhäuser, Bäder, WCs sowie Laubengänge.
Die Laubengänge gehören zu den architektonischen Besonderheiten. Sie reichen über die gesamte Hauslänge und über alle Geschosse und prägen gemeinsam mit den freigestellten Treppenhäusern und einzelnen vollständig begrünten Wänden das Erscheinungsbild in Richtung Miesbacher Straße. Bei der Gestaltung der Wohnungen liegt der Fokus nach Angaben der GRWS auf der Wohnqualität. Neben kleinen Wohnungen gibt es speziell großzügig gestaltete Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern.
Bezug in sechs Abschnitten
Das Wohnbauvorhaben gliedert sich in zwei voneinander getrennte Teilbereiche und umfasst insgesamt sechs Häuser: Fünf Mehrfamilienhäuser gruppieren sich um einen Innenhof, unter dem die gemeinsame Tiefgarage liegt. Das sechste Haus liegt schräg gegenüber auf der anderen Seite der Erschließungsstraße mit eigener Tiefgarage. Die Fertigstellung und der Bezug der Wohnanlage sollen in sechs Bauabschnitten zwischen September 2024 und März 2025 erfolgen.
Rosenheimes Oberbürgermeister Andreas März sieht der Fertigstellung der Wohnanlage auf der ehemaligen BayWa-Wiese erwartungsvoll entgegen. „Die Bebauung der ehemaligen BayWa-Wiese ist eines der größten wohnungswirtschaftlichen Projekte der letzten Jahre“, so März gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. „Es wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das verfügbare Wohnungsangebot auf dem Rosenheimer Immobilienmarkt zu erhöhen.“ Speziell die 63 sozial geförderten Wohneinheiten der GRWS würden dabei helfen, „einkommensschwache Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Stadt Rosenheim mit Wohnraum versorgen zu können.“ re/hei