Rosenheim – Das Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim feiert in diesem Schuljahr 125-jähriges Bestehen. Das ganze Schuljahr steht daher unter dem Motto „Traditionen“. Und auch die Abiturfeier schien – nach zwei Corona-Jahren – wieder ganz traditionsgemäß zu sein: Sie konnte wieder in der Aula der Schule stattfinden, auf der Bühne standen Flügel und Rednerpult, und bei den Absolventen, die ebenfalls auf der Bühne saßen, sah man viel Tracht, Kostüme, Stöckelschuhe, Sneaker, Fliegen und Krawatten – wie es eben Tradition ist.
Schulleiter Dieter Friedel – gelernter Lateinlehrer – wies darauf hin, dass „traditio“ auf Deutsch nichts anderes als Übergabe, Weitergabe, Verleihung bedeute. Die Abiturverleihung sei also auch im wahrsten Sinne des Wortes eine „Tradition“. Dieses Jahr konnte der Schulleiter 105 Abiturienten ein Abiturzeugnis verleihen. Das Ignaz habe den Jugendlichen aber mehr mitzugeben als nur ein Blatt Papier, so der Schulleiter: Viele Erlebnisse und Erinnerungen, vielleicht auch die Gewissheit, anderen wichtig zu sein. All das gelte es nun weiterzutragen und weiterzuentwickeln.
„Werde, der du bist!“ Thomas Tramp, der Vorsitzende des Elternbeirats, veranschaulichte dieses Wort eines griechischen Dichters mit einem Stoff-Pinguin: So ein Pinguin wirke an Land recht unbeholfen, er müsse erst sein eigentliches Element finden: Im Wasser zeige sich, welch ein hervorragender Schwimmer er sei. Für die Absolventen sprach Bertold Ammer. Er wolle es in der Sprache der Lehrkräfte sagen: Die Schule habe sich „stets bemüht“, den Schülern trotz eines „etwas fragwürdigen Schulsystems“ etwas für ihr Leben mitzugeben. Für dieses Bemühen spendeten die Absolventen den Lehrkräften einen tosenden Applaus.
Der Abiturjahrgang habe in außergewöhnlichen Zeiten Außergewöhnliches geleistet, so der Schulleiter. Das zeige der erreichte Gesamtschnitt von 2,14. Die besten Ergebnisse der Schule erzielten Severin Weidmann, Linda Bischof und Maren Giebel. Etliche Absolventen erhielten zudem Urkunden, Ehrennadeln oder Preisgelder für besondere Leistungen in einzelnen Fächern oder für ihr herausragendes Engagement.
Aus dem Abiturjahrgang sind auch hervorragende Musiker hervorgegangen, sie sorgten für die musikalische Umrahmung der Feier: Bruno Blechschmidt spielte souverän auf dem Flügel den Liebestraum Nr. 3 von Franz Liszt und tauchte damit die ganze Aula in eine heitere Festlichkeit. Severin Weidmann brillierte am Flügel mit Stücken aus der Sonatine von Ravel und aus den Images von Debussy. Zudem begleitete er Isabella Schulz: Die junge Sängerin bezauberte das Publikum mit der berühmten Puccini-Arie „O mio babbino caro“.