Rosenheim – „Jede Spendenabgabe ist eine Wundertüte“, berichtet Sabrina Mentrup vom BRK-Kreisverband Rosenheim. „Da wären zum einen die tollen Überraschungen. Gestern haben wir beispielsweise eine hochwertige Gucci-Hose verkauft. Wir bekommen öfter, als man glauben würde hier bemerkenswerte Markenartikel, wie beispielsweise auch teure Handtaschen. Selbstverständlich prüfen wir dann zuerst, ob es sich um keine Fälschungen handelt, bevor wir einen Preis vergeben“, betont Mentrup. „Dann hatten wir einmal eine Schallplattensammlung, bei der zwischen den einzelnen Platten jeweils 50-Mark-Scheine versteckt waren, insgesamt 5000 Euro. Die haben wir dann natürlich der Polizei übergeben.“
Medikamente
in den Tüten
„Ein häufiger Fall sind Angehörige, die den Haushalt eines Verstorbenen aufgelöst haben. Aus Zeitdruck, weil die Wohnung für den nächsten Mieter frei werden muss oder weil sie mit der Situation überlastet sind passiert es dann, dass irgendwann einfach nur noch grob nach ‚behalten‘, ‚wegwerfen‘ und ‚spenden‘ zusammengeworfen wird.
So landen dann beispielsweise auch Medikamente mit in der Spendentüte, die wir dann bei einer Apotheke zum Entsorgen abliefern müssen“, fährt Mentrup fort. „Wenn da eine Familie mit zwei Dutzend Tüten ankommt, können und wollen wir das nicht direkt vor ihnen durchkämmen und so stolpert man dann hinterher über Unerwartetes aber auch Kuriositäten.“
Da sei etwa auch das eigentlich hübsche kleine Köfferchen gewesen, das sich dann als vollgepackt mit Sexspielzeugen herausstellte. Oder die benutzte Inkontinenzunterhose. „Oder auch einmal eine aus Versehen mit abgegebene Tüte voller Hausmüll.“ Sie hätten auch schon an so manchem Morgen nächtens abgegebene „Spenden“ gefunden.
„Eine ganze Couch, Betten, eine Küchengarnitur. Auch wenn es vielleicht lieb gemeint war: Wir sind keine Sperrmüllhalde.“ Oder Objekte, die aus Kellern, die bei Hochwasser geflutet wurden, geholt worden sind. „Die dann zum siebten Himmel modrig stinken.“ Bei aller Kuriosität verdeutlichen diese Geschichten doch ein wichtiges Anliegen des Kleiderladens: „Wir freuen uns natürlich über jede Spende, aber es gäbe eine Reihe von Dingen, die Spendende bitte beachten müssten, damit wir auch etwas mit den Sachen anfangen beziehungsweise sie verkaufen können.“
Seit der Eröffnung 2002 wurden 649382 Teile verkauft, 80095 ehrenamtliche Stunden geleistet und 281227 Kunden bedient. „Unsere Kundschaft hier ist bunt gemischt. Was leider noch viele Leute glauben, ist, dass man hier nur mit einer bestimmten Berechtigung oder einem Bedürftigkeitsnachweis einkaufen kann. Das ist aber nicht der Fall, allerdings gibt es bei Bedarfsnachweis Preisnachlässe bei der Bezahlung“, berichtet Mentrup weiter, „Die Leute, die hier einkaufen, sind sowohl Personen mit kleinem Geldbeutel, die auf unser Angebot angewiesen sind, aber zunehmend beispielsweise auch Leute, die aus dem Nachhaltigkeitsgedanken heraus secondhand einkaufen oder auch Studenten, die einen ‚Retro-Look‘ wollen.
Die kommen dann manchmal in großen Gruppen und es ist eine Freude, ihnen beim heiteren Einkaufen zuzuschauen.“
2002 startete das Rote Kreuz mit dem neuen Konzept und eröffnete den ersten BRK-Kleiderladen in der Wittelsbacherstraße. „Auf 70 Quadratmetern begann das Abenteuer mit dem Verkauf von gut erhaltenen und gebrauchten Kleidern mit insgesamt 14 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Doch die Räumlichkeiten wurden bald zu klein!“, schildert wiederum Susanne Haidacher vom BRK-Kreisverband. „So zogen wir 2004 in das ehemalige Kino ‚Filmpalast‘ in die Samerstraße 1 um. Neben Kleidung kamen nun auch Haushaltswaren mit ins Sortiment. Als das Gebäude wegen Neubaus dem Abriss geweiht war, musste das Kleiderladen-Team sich nach einer neuen Heimat umsehen.
Aber, aller guten Dinge sind bekanntlich drei! Zwar stellte sich die Suche nach neuen Räumlichkeiten als schwierig heraus und eine Großbaustelle vor der Türe erschwerte den Umzug. Das Team ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen.“
Ideale Größe in
den neuen Räumen
„Das neue Domizil ist von seiner Größe ideal geeignet und die Lage fast schon paradiesisch: Mitten in der Stadt, versteckt im Hinterhof zwischen großen Rosensträuchern und Kastanienbäumchen, liegt unsere ‚Rotkreuz-Schatzkiste‘ verborgen und wartet darauf, von den Kunden entdeckt zu werden.“
Stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Hände, die mit zum Erfolg des Kleiderladenkonzepts beigetragen haben, bestätigt Annemarie Stadler, wie der Kleiderladen ihr Leben bereichert hat. „Da sind zum einen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mich begleitet und die Freundschaften, die sich in den 20 Jahren entwickelt haben, die Kunden, die aus- und eingehen und ihr Herz ausschütten, die schönen Feste und Feiern mit den Kollegen und schlussendlich die Freude über die neuen Räumlichkeiten.“