Mit kühlem Kopf zum Schutz der Bürger

von Redaktion

Rosenheim arbeitet an Klimawandelanpassungskonzept – Tipps gegen heiße Temperaturen

Rosenheim – Dehydrierung, Erschöpfung oder Hitzschlag: Tausende Menschen sterben jedes Jahr an heißen Tagen – auch in Deutschland. Kommunen und Landkreise sollen das verhindern und gefährdete Personen vor Hitzewellen schützen. Doch vielen Behörden ist das gar nicht bewusst. Anders als in Rosenheim.

Es ist noch keine zwei Jahre her, da saßen die Rosenheimer Politiker zusammen und haben überlegt, wie sie auf die klimatischen Veränderungen reagieren können. Einstimmig sprachen sie sich damals für die Erstellung eines Klimawandelanpassungskonzepts aus. In mehreren Workshops wurden unter Federführung des Klimaschutzbeauftragten Robert Freund Maßnahmen erarbeitet, wie sich die Stadt auf extreme Wetterphänomene und den Klimawandel vorbereiten und schützen kann. Also auch auf Hitze, Hitzewellen und deren Auswirkungen. „Ein eigenständiger Hitzeaktionsplan ist daher nicht erforderlich“, teilt die Verwaltung mit.

Gesundheit der Bevölkerung schützen

Und doch ist Rosenheim anderen Kommunen und Landkreisen um einiges voraus. So hatten Medien erst kürzlich darüber berichtet, dass von 299 Landkreisen rund 80 Prozent kein Hitzeschutzkonzept oder einen Hitzeaktionsplan entwickelt haben. Und das, obwohl Bund und Länder ihnen genau das vor fünf Jahren nahegelegt hatten.

Auf 30 Seiten haben die Autoren Dr. Wolfgang Straff und Dr. Hans-Guido Mücke 2017 zusammengetragen, wie sich Kommunen auf hohe Temperaturen vorbereiten sollen. Das Ziel: die Gesundheit der Bevölkerung vor den negativen Folgen extremer Hitze zu schützen. In diesem Zusammenhang raten die Experten beispielsweise dazu, eine zentrale Koordinierungsstelle einzurichten, die die Kommunen beim Erstellen von Hitzeschutzplänen unterstützt. Zudem steht in der Handlungsempfehlung, dass Behörden das Warnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nutzen sollten, der die für Deutschland geltenden Hitzewarnungen herausgibt. Ebenfalls sollte darüber nachgedacht werden, wie die Hitze in Innenräumen reduziert und die Aufheizung vermieden werden könnte.

Während in vielen anderen Städten seitdem eher weniger passiert ist, hat man sich in Rosenheim des Themas zumindest schon einmal angenommen. So ist das Amt für Brand- und Katastrophenschutz an das Warnsystem des DWD angeschlossen und sondiert die eingehenden Meldungen. „Die werden dann bei Bedarf auch über die örtlichen Medien veröffentlicht“, teilt ein Sprecher mit. In diesem Sommer sei bisher keine Warnung aufgrund einer Hitzewelle notwendig gewesen.

Zur Abkühlung im Schatten bieten sich laut Verwaltung zudem die städtischen Parkanlagen an. Um Dehydrierung vorzubeugen, seien im Stadtgebiet insgesamt 16 Trinkwasserbrunnen verteilt. Für weitere Erfrischung stehe das öffentliche und stadteigene Kneippbecken im Riedergarten zur Verfügung. „Gleichzeitig appelliert die Stadt Rosenheim an die Eigenverantwortung der Bürger. Der Umgang mit heißen Temperaturen gehört zu den allgemeinen, nicht durch den Staat regelbaren Lebensrisiken“, heißt es aus dem Rathaus. Starke Hitze sei für den menschlichen Körper eine gesundheitliche Herausforderung – vor allem für Senioren, Menschen mit Vorerkrankungen und Säuglingen.

Das bestätigt auch Irmgard Oppenrieder. „Für Senioren ist es dringend notwendig, sie darauf hinzuweisen, viel zu trinken. Das vergessen sie gerne, weil sie in der Angst leben, keine Toilette zu finden“, sagt die Vorsitzende des Rosenheimer Seniorenbeirats. Sie rät zudem dazu, Kopfbedeckungen und ausreichend Sonnenschutz mit einem hohen Lichtschutzfaktor zu tragen.

Erhöhte Körpertemperatur

Gleiches empfehlen die Mitarbeiter des Romed-Klinikums. „Ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist der menschliche Körper nur eingeschränkt in der Lage, den Alltagsanforderungen Stand zu halten“, sagt Pressesprecherin Elisabeth Siebeneicher. In heißen Zeiten und bei körperlicher Anstrengung schwitze der Körper vermehrt, dadurch werden mehr Flüssigkeit und Mineralstoffe ausgeschieden. Wenn dann nicht ausreichend getrunken wird, könnten Symptome wie Verwirrtheitszustände, Kreislaufbeschwerden und Fieber auftreten. Außerdem Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen, ungewohnte Unruhegefühle sowie eine erhöhte Körpertemperatur.

Wie viele Todesfälle durch Hitzewirkungen es in den vergangenen zwei Jahren in Rosenheim gegeben hat, konnten weder die Stadt noch das Romed-Klinikum beziffern. „Daten zu hitzebedingten Krankheits- oder gar Todesfällen werden von der Stadt Rosenheim nicht erhoben“, heißt es auf Anfrage.

Sonnenstich, Hitzeerschöpfung oder Hitzeschlag?

Bei einem Sonnenstich führt zu viel Sonne auf Kopf und Nacken zur Reizung der Hirnhäute. Die Reaktion kann manchmal erst Stunden nach dem Aufenthalt in der Sonne auftreten. Symptome: Kopf ist heiß und rot, Kopfschmerzen, Unruhe, Übelkeit und Erbrechen, Nackenschmerzen. Maßnahmen: Schatten beziehungsweise kühleren Ort aufsuchen, Kopf und Oberkörper mit Kissen hochlagern, Kopf und Nacken mit kalten Umschlägen oder in Tücher gewickelten Coolpacks kühlen,

trinken. Falls keine Besserung eintritt, Arzt aufsuchen.

Bei einer Hitzeerschöpfung tritt ein Flüssigkeits- und Salzmangel nach körperlicher Anstrengung bei hohen Temperaturen auf. Symptome: Trockener Mund, Haut ist eher kühl, blass und feucht. Maßnahmen: Schatten bzw. kühleren Ort aufsuchen, enge Kleidung öffnen, Beine hochlagern, schluckweise trinken (am besten Mineralwasser) und Salzstangen oder Brezen essen.

Ein Hitzeschlag ist die schwerste, lebensbedrohliche Form der Hitzeerschöpfung. Zum Flüssigkeitsmangel kommt ein gefährlicher Wärmestau hinzu. Symptome: Haut ist am ganzen Körper hochrot, heiß und trocken, Fieber, oft über 40 Grad, flache, schnelle Atmung, schneller Herzschlag, Erbrechen, Halluzinationen, Muskelkrämpfe, Bewusstseinseintrübung und Bewusstlosigkeit. Maßnahmen: Sofort Notarzt unter 112 verständigen, bis dieser da ist, Erste Hilfe leisten.

Tipps zur Prävention: Intensive Mittagssonne meiden, Babys und Kleinkinder nicht direkter Sonnenstrahlung aussetzen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr (circa 1,5 bis 2 Liter pro Tag), anstrengende Tätigkeiten in der Sonne vermeiden, auf bequeme und luftige Kleidung achten, nur leichte Kost zu sich nehmen, leichte Bettwäsche benutzen.