Rosenheim – Ein Kunst- und Werkzimmer, ein Fähigkeiten-Labor und ein Bewegungsraum – das alles wird es im neuen Zuhause der Gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Dienste (GGSD) geben. Die Organisation zieht nun in das ehemalige Kathrein-Gebäude an der Salinstraße 34. Eine Führung durch die 2300 Quadratmeter auf drei Stockwerken.
Aus dem ersten Stock tönt laute Musik, der Gang ist voller Baustaub und an den Wänden hängen Raumpläne. Mitte August soll die GGSD bereits einziehen können. Noch fehlen die Türen, die Böden, der Feinschliff. Doch das trübt die Stimmung keinesfalls, die Gesichter der Anwesenden strahlen, als sie durchs Erdgeschoss laufen. Dort sind zwei Lager, Gruppenräume und das Sekretariat geplant. Alle Zimmer werden digital ausgestattet, mit Beamern und Dokumentenkameras. Jeder bei der Ortsbegehung scheint das Potenzial der Räume zu sehen und sich auf die Zukunft zu freuen.
Sprachlich fundierte
Pflegeausbildung
„Es kommt genau richtig, dass wir bald umziehen können“, sagt Markus Sailer, Leiter der Fort- und Weiterbildungsabteilung. Denn im kommenden Schuljahr wird die Fachakademie für Sozialpädagogik zweizügig. Das bedeutet, dass doppelt so viele Erzieher wie bisher ihre Ausbildung abschließen werden.
Zudem ist ein Vorbereitungskurs für Migranten geplant. Dabei sollen die Schüler Deutsch lernen und ein Sprachlevel von B1 bis B2 erreichen. Sozialpädagogische Mentoren aus den Erzieherkursen sollen auch eingebunden werden. Dieses Angebot sei eine Möglichkeit, sich in fünf Jahren sprachlich fundiert zur Pflegekraft ausbilden zu lassen.
„Die Hochschulstadt Rosenheim bekommt damit eine neue Adresse für hoch qualifizierte Bildungsangebote im sozialen und pflegerischen Bereich“, sagt Oberbürgermeister Andreas März. „Das ist ein ganz großer Wurf.“ Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass viele Menschen ihre Berufe infragestellen. Deshalb sei es umso wichtiger, dass es Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt.
Darauf stoßen alle Beteiligten an: ein Lächeln im Gesicht und ein Glas Sekt in der Hand. „Jetzt müssen wir das Glas hinterschmeißen oder?“, sagt Sailer und lacht. Doch anstatt Gläser zu zertrümmern, nimmt die Gruppe die Stufen in den zweiten Stock. Im Treppenhaus hängen bunte und kreativ gestaltete Poster, auf denen die Wünsche der Schüler stehen: einen Getränkeautomaten für den Aufenthaltsraum, Pflanzen für die Klassenzimmer und einen großen Werkplatz für den Kunstraum.
Und viele der Träume werden wohl in Erfüllung gehen. Der Kunst- und Werkraum soll sogar einen Töpferofen bekommen. Für den Bewegungsraum ist ein Schwingboden geplant. „Das ist etwas ganz Besonderes und nicht selbstverständlich“, sagt Silke Deschle-Prill, stellvertretende Schulleitung der GGSD.
Doch das ist nicht alles. Im „SkillsLab“ oder Fähigkeiten-Labor können die Pflegeschulen den Ernstfall simulieren. Ob Kranken-, Säuglings- oder Kinderpflege – in dem Labor werden die Schüler Pflegesituationen künftig wie in der Praxis erleben und trainieren. Es wird sogar Puppen geben, durch die die Lehrer sprechen können. Auch den Blutdruck und die Atmung können sie steuern.
Üben ohne
Schaden anzurichten
Der Schüler kann alleine an der Puppe oder an einem Schauspieler üben. „So sind sie richtig drin, können aber nichts anstellen“, sagt Sailer. Das Prozedere wird aufgezeichnet und im Anschluss ausgewertet. Bürgermeister März erinnert das an die Spielanalysen beim Sport.
Im dritten Stock geht es weiter mit Klassen- und Gruppenräumen. Ähnlich sieht es im ersten Stock aus mit Seminarräumen für Fort- und Weiterbildung, einer Bibliothek und einem Aufenthaltsraum.