Rosenheim –Gute Nachrichten für die Rosenheimer Senioren: Nachdem die Arbeiterwohlfahrt (AWO das „Essen auf Rädern“ abgegeben hatte, hat sich die Rosenheimer Leibspeise bereit erklärt, das Angebot fortzuführen. Ein Gespräch mit Leiter Peter Kaiser über den zusätzlichen Arbeitsaufwand, warme Mahlzeiten und warum er schon jetzt zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten hat.
Sie leiten die Leibspeise, engagieren sich an verschiedenen Schulen: Woher nehmen Sie die Zeit, sich jetzt auch noch um das „Essen auf Rädern“ zu kümmern?
Da fangen Sie gleich mit der schwierigsten Frage an. Auch für mich stehen am Tag leider nur 24 Stunden zur Verfügung. Zum Beginn dieses wichtigen Dienstes muss ich mich natürlich selbst sehr stark mit einbringen, damit sichergestellt ist, dass der Übergang auf unsere Organisation reibungslos vonstatten gehen kann. Die Arbeitnehmer von der AWO habe ich größtenteils übernommen, ich habe also ein gutes Team, das den Ablauf kennt und auf die ich mich verlassen kann. Dafür bin ich sehr dankbar.
War für Sie sofort klar, dass sie „Essen auf Rädern“ übernehmen?
Durchaus nicht, als mir das Angebot von der Stadt Rosenheim angeboten wurde, habe ich erst einmal tief durchgeatmet. Oberbürgermeister März und der Stadtdirektor Keneder waren von den Senioren angeschrieben worden, ob es nicht eine Möglichkeit geben würde, diesen Dienst weiterzuführen. Irgendwie ließ mich der Gedanke nicht mehr los, ich fing an zu prüfen, zu untersuchen, Einnahmen und Ausgabenrechnungen zu erstellen. Investitionspläne wurden erarbeitet, Verhandlungen geführt. Plötzlich merkte ich, dass ich mittendrin war.
Und was war der ausschlaggebende Moment?
Als ich die Senioren persönlich kennengelernt hatte. Es wurde bei mir zu einer Herzensangelegenheit, hier meine Hilfe anzubieten und den Dienst weiterzuführen.
Wie viel Arbeit kommt in den kommenden Wochen auf sie zu?
Ganz einfach gesagt: Viel. Die Tätigkeit erfordert deshalb einen großen Aufwand, weil der tägliche Bedarf in einem sehr kurzen Zeitfenster ermittelt werden muss, von der Bestellung bis zur Auslieferung ist es nur eine kurze Zeitspanne. Und dann liefern wir täglich aus, Wochenende und Feiertage, es gibt keine Pause. Mitarbeiter sind deshalb willkommen. Ganz dringend brauchen wir eine Aushilfskraft für die Büroarbeit.
Was erwartet die Rosenheimer, die „Essen auf Rädern“ in Anspruch nehmen wollen?
Von den Senioren, die den Oberbürgermeister angeschrieben hatten, war ganz klar zum Ausdruck gebracht worden, dass die Essenlieferungen, die von der Küche des Romed-Klinikums geliefert worden waren, das wichtigste für sie gewesen seien. Und das sollte nun nicht mehr zur Verfügung stehen. Genau da setzt der Dienst bei uns ein. Wir liefern weiter das sehr schmackhafte und abwechslungsreiche Mittagessen des Klinikums. Der Chefkoch der Klinik Heiko Schmeyinck, war hocherfreut, dass wir nahtlos weitermachen. Wir blicken beide auf eine sehr gute Zusammenarbeit.
Wie ist die Resonanz aus der Bevölkerung bisher?
Ich war sehr überrascht, wie schnell sich die Nachricht verbreitet hatte, dass die Rosenheimer Leibspeise das „Essen auf Rädern“ übernimmt. Sicherlich war einer der Gründe die Erleichterung bei den Senioren, die doch sehr beunruhigt waren, als sie hörten, dass es nicht weitergehen würde. Es ist verständlich, dass gerade eintretende Veränderungen im Alter nicht so leicht weggesteckt werden können. Von ihnen kam wohl auch ein Teil der Informationen in die Stadt. Es gingen aber auch Anfragen von der Caritas, der Diakonie und auch vom Sozialamt der Stadt Rosenheim ein. Dadurch hatten wir schon vor Beginn einige Neuzugänge zu verzeichnen.
Wie wird das neue Projekt finanziell gestemmt?
Das Essen wird uns vom Klinikum zu einem günstigen Preis weiter angeboten. Da wir als gemeinnütziges Unternehmen nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiten, geben wir diesen Preis auch günstig weiter. Es kommt – vorerst muss ich sagen – nicht zu einer Erhöhung unserer Preise. Sicherlich muss ich überlegen, dass bei weiter steigender Inflation und der enormen Preissteigerung bei den Kraftstoffpreisen einmal eine Erhöhung kommen werden wird.
Interview: Anna Heise