Rosenheim – Normalerweise hat die Stadtbibliothek Rosenheim montags geschlossen, dennoch war diese Woche eine kleine Ansammlung an Menschen im Kinderhaus zu finden. Der Grund: Die Stadtbibliothek Rosenheim hat den Sonderpreis des Kinderbibliothekspreises des Bayernwerkes und des Sankt Michaelsbundes erhalten. Vertreterinnen der beiden Stifter überreichten den Scheck über 5000 Euro Preisgeld an die Leiterin der Bücherei, Susanne Delp. Es ist bereits das zweite Mal, dass die Bibliothek am Salzstadel den Preis erhält: Schon im Jahr 2008 ging er nach Rosenheim. Mit der erneuten Auszeichnung wollen Bayernwerk und St. Michaelsbund vor allem das erweiterte Medienangebot und die Leseförderung würdigen.
Geburtsstätte
der Kreativität
„Bibliotheken sind eine Geburtsstätte der Kreativität“, sagte Silke Mall, Leiterin des Kommunalmanagements Oberbayern des Bayernwerks. Gerade Kindern und Jugendlichen gäben die Bibliotheksmitarbeiter wertvolle Impulse mit auf den Weg. Mall zeigte sich begeistert von der Bibliothek: „Ich kann mir vorstellen, wie sich die Kinder hier wohlfühlen.“ Zu fördern, dass Kinder lesen, sei ihr ein Anliegen: „Kinder sind die Zukunft, sie sind Ideengeber für die Welt.“ Die Bibliothek sei dabei für die Jugendlichen eine „Ideenfabrik“.
Die Bayernwerk Netz GmbH ist eine Tochterfirma des Eon-Konzerns und fördert bereits seit einigen Jahren Bibliotheken in Bayern. Dazu vergibt das Unternehmens jährlich an 50 Einrichtungen je 1000 Euro, sowie den Paul-Maar-Preis für Jugendliteratur. Außerdem verleiht es gemeinsam mit dem Sankt Michaelsbund und der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen der Bayerischen Staatsbibliothek den Kinderbibliothekspreis, der von einer unabhängigen Jury ausgewählt wird. Neben der Stadtbibliothek Rosenheim wurden dieses Jahr Büchereien in Rottenburg, Marktoberdorf, Gundelsheim und Pilsting ausgezeichnet.
Die Fachjury vertreten hat die Leiterin der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung des Sankt Michaelsbundes, Dr. Claudia Maria Pecher. Sie nannte die Stadtbibliothek eine „Vorzeigebibliothek“ und betonte in der Begründung der Jury das vielfältige Angebot in Rosenheim: Es gebe Arbeitsplätze, regelmäßige Veranstaltungen, Vorlesestunden, Zusammenarbeit mit Schulen und ein erstes Angebot an Büchern für ukrainische Geflüchtete. Aber auch das digitale Angebot habe die Jury überzeugt, dass die Bibliothek „gelingende Antworten auf die sich ändernde Stadtgesellschaft“ habe. Die Bücherei sei ein kultureller Treffpunkt und Lernort.
Auch die Stadt Rosenheim zeigte sich glücklich über den Preis für die Bibliothek am Salzstadel. „Es ist eine Wertschätzung der Arbeit des Teams hier“, sagte Gabriele Leicht (SPD), Dritte Bürgermeisterin der Stadt. „Ich wünsche mir, dass die Bibliothek weiter mit ihrem Programm nach außen geht und den Salzstadel belebt.“ Damit das weiter möglich ist, diskutiere derzeit die Stadt über eine weitere Förderung. Es sei zwar immer ein Spagat, das Geld der Stadt einzuteilen, man werde die Stadtbibliothek aber immer unterstützen. Dass sich das lohne, betonte Kulturreferent Wolfgang Hauck: „Die Stadtbibliothek ist ein Leuchtturm. Dieser Preis hat das bekräftigt.“
Die Leiterin der Stadtbibliothek, Susanne Delp, legte den Fokus auf das Team hinter ihr und betonte die Unterstützung durch die Stadt und den Förderverein. „Ohne meine Kolleginnen könnten wir das alles nicht auf die Beine stellen.“ Sie sieht die Bibliothek als eine Einrichtung der Demokratieförderung: Der Zugang solle für alle da sein, gerade für Kinder, deren Eltern weniger finanzielle Möglichkeiten haben oder keine Zeit haben, den Kindern zu Hause vorzulesen. Wie wichtig die Bibliothek sei, habe sie gerade in der Zeit der Abschlussprüfungen gesehen: „Viele treffen sich hier um zu lernen. Alle Sitzplätze waren belegt.“
Hauptsache
viele Besucher
Einen Plan, was mit den 5000 Euro Preisgeld geschehen soll, hat das Team der Stadtbibliothek schon: Die sogenannten „Tonies“ müssten deutlich ausgebaut werden. Das sind Boxen, in denen Kinder eine Figur einstecken müssen – die erhalten sie in der Bibliothek. Die Box spielt dann die Geschichte eines Buches ab – wie ein Hörspiel auf CD, nur ohne Kratzer und mögliche Hänger. Außerdem will das Team im Jugendbereich Computerspiele anbieten. Das Wichtigste sei aber, dass so viele Besucher wie möglich kämen, um all das auszuprobieren.