Kolbermoor – Anfang des Jahres war es noch nicht sicher, ob die 13. Biennale der Schmiede heuer wegen Corona stattfinden kann. Jetzt steht fest: Nach vier Jahren gibt es wieder ein Schmiedetreffen in Kolbermoor. Es findet vom 4. bis 7. August auf dem Platz vor dem alten Kolbermoorer Rathaus statt. Wir sprachen mit Organisator Peter Elgaß.
Herr Elgaß, nach der coronabedingten Zwangspause heißt es nun endlich wieder „an den Amboss, fertig, los“ in Kolbermoor. Wie sehr juckt und kribbelt es den Schmieden und Veranstaltern schon in den Fingern? Wie geht es Ihnen selber damit?
Die Schmiedefamilie hat die Corona-Pause bereits im Frühjahr beendet. Der Internationale Fachverband Gestaltender Schmiede (IFGS) hat eine Internationale Ausstellung in Schönwald (Schwarzwald) mit 120 Ausstellungsstücken organisiert. Viele der Aussteller werden auch in Kolbermoor erwartet.
Natürlich ist es nicht ganz einfach, nach vier Jahren Pause die Fäden wieder aufzunehmen. Darum haben wir die Gastlandausstellung (Benelux) auf 2024 verschoben. Aber das ändert nichts daran, dass wir wieder ein straffes Programm auf die Beine gestellt haben.
Welches sind die Höhepunkte aus Ihrer Sicht?
Die Eröffnung am 3. August mit dem Schirmherrn Staatsminister Hubert Aiwanger. Der Auftritt der Schmiedefreunde von der IG Schmiede aus der Schweiz und natürlich die Versteigerung am Sonntag um 11 Uhr. Spannend dürfte es für die Zuschauer sein, wenn zum Beispiel Schellenschmied René Soller aus der Schweiz zeigt, wie traditionelle Schellen gemacht werden. Das Team von Archäotechnik Frank Trommer wird den Bronzeguss so vorführen, wie er ursprünglich in der Bronzezeit ausgeführt wurde. Wir zeigen in Kolbermoor aber auch viele andere alte und neue Techniken während der drei Biennale-Tage.
Seit wann gibt es die „Ladies Night“ und mit wie vielen Schmiedinnen rechnen Sie?
Die Ladies Night hat sich etabliert. Die Schmiedinnen haben das Zelt am Freitagabend fest in ihrer Hand. Es gibt Anmeldungen, aber bei der Ladies Night handelt es sich um ein Angebot. Wir können nie genau voraussagen, wer und wie viele Frauen dabei sein werden.
Sie haben den Vergleich: Was macht Kolbermoor, die Geburtsstadt des Rings der europäischen Schmiedestädte, als Veranstaltungsort besonders?
Da ist zunächst die Bereitschaft der Stadt Kolbermoor, des Bürgermeisters, des Bauhofs und der Mitarbeiter der Stadt zu nennen. Sie haben es geschafft, die Biennale, die anfangs in verschiedenen Städten stattfinden sollte, in Kolbermoor zu halten. Es ist aber auch das Interesse und die Begeisterung der Bürgerinnen und Bürger, sich auf das Schmiede-Wochenende einzulassen und die Biennale der Schmiede zahlreich zu besuchen. Das ist nicht in allen Mitgliedsstädten des Ringes genauso.
Zum Ring gehören auch die ukrainischen Städte Ivano-Frankivsk und Donezk. Sie sind von ihren Freunden durch den Krieg völlig abgeschnitten. Was hören Sie aus der Ukraine?
Es gibt derzeit keinen Kontakt.
Die Biennale stand schon immer im Zeichen des Friedens und der Völkerverständigung. So haben vor Jahren ein israelischer und ein palästinensischer Schmied Seite an Seite geschmiedet. Wird es in diesem Jahr wieder eine besondere Geste geben, weil die Gedanken bei den ukrainischen Freunden sind?
Da die Verbindungen in die Partnerstädte derzeit sehr schwierig sind, wird es wohl keinen Schmiedebesuch aus der Ukraine geben. Die Schmiedefamilie hat aber bereits im Frühjahr ein wichtiges Zeichen gegen den Krieg und für die Ukraine gesetzt. In Degerndorf am Starnberger See und in Friesoythe (Niedersachsen) wurden an einem Sonntag über 50000 Euro für die Ukraine-Hilfe „erschmiedet“. Verantwortlich für diesen Erfolg waren Alfred Bullermann und Tom Carstens, die über 50 Schmiede in die Aktion „Schmieden für den Frieden“ einbinden konnten. Tom hat seinen Besuch in Kolbermoor angekündigt.
Interview Eva Lagler