„Wertvoller gesellschaftlicher und sozialpolitischer Baustein“

von Redaktion

Interview Kulturreferent Wolfgang Hauck spricht über die Fortschreibung der Förderrichtlinien

Rosenheim – Die finanzielle Förderung kultureller Aktivitäten in Rosenheim ist in den Kulturförderrichtlinien vom 1. Januar 2006 geregelt. Jetzt sollen die Richtlinien überarbeitet werden. Das Ziel: eine Stärkung der Kultur. Ein Gespräch mit Kulturamtsleiter Wolfgang Hauck über Bürokratie, Ziele und warum Kulturschaffenden mehr Anerkennung entgegengebracht werden sollte.

Unter dem Wort „Kulturförderrichtlinien“ können sich wohl nur die wenigstens etwas vorstellen. Können Sie Licht ins Dunkel bringen?

Kulturförderrichtlinien sind im Allgemeinen ein operatives, kulturpolitisches Instrument, um die Kulturszene vor Ort in ihrer Arbeit zu unterstützen. Über die Förderrichtlinien können finanzielle Zuschüsse für Kulturarbeit von örtlichen Institutionen beantragt werden. Eine Herausforderung für die Akteure ist jedoch, dass sich die Kulturarbeit seit 2006 verändert hat und darauf wollen wir eingehen.

Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Änderung der Richtlinien?

Durch die Corona-Krise hat sich auch die Kulturszene verändert. Und die Pandemie hat auch dazu geführt, dass man die Kultur noch einmal ganz anders zu schätzen gelernt hat. Als die Konzerte und Aufführungen abgesagt wurden, ist jedem von uns etwas abgegangen – den einen der Spaß, den anderen die sinnstiftenden Elemente der Kultur. Kultur ist ein wertvoller, notwendiger gesellschaftlicher und sozialpolitischer Baustein. Über eine Fortschreibung der Richtlinie wollen wir das bürgerschaftliche Engagement für die Kultur zeitgemäß unterstützen.

Und was wollen Sie jetzt ändern?

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Rahmenbedingungen für die Kulturschaffenden in Rosenheim zu verbessern. Ein erster Schritt ist jetzt die Überarbeitung der Kulturförderrichtlinien. Diese Richtlinien gibt es mittlerweile seit 16 Jahren. Das heißt, 2005 wurde zum letzen Mal darüber nachgedacht. Wir wollen die Richtlinien jetzt fortschreiben und befinden uns gerade mitten in dem Prozess.

Wie sieht dieser Prozess aus?

Wir haben uns angeschaut, was wir haben, was die Erwartungshaltungen sind, aber auch, was überhaupt umsetzbar ist. Wir schreiben die Kulturschaffenden gezielt an und fragen sie nach ihrer Sichtweise. Aber auch nach Zielen, wo sie Potenziale sehen und welche Wege sie gehen wollen. Wir wollen mit den Kulturschaffenden ins Gespräch kommen und Infos einholen.

Die Kulturschaffenden werden also aktiv in den Prozess eingebunden?

Ja. Gemeinsam mit ihnen wollen wir herausarbeiten, wo wir hinwollen und können. Es bringt ja nichts, wenn wir ein Konzept aufstellen, das am Ende nicht von den Bürgern getragen wird.

Wie geht es jetzt weiter?

In den kommenden Monaten finden Experteninterviews mit einer Partneragentur statt. Es werden zwölf verschiedene Interviews stattfinden. Dafür haben wir Personen aus unterschiedlichen Bereichen ausgewählt. Das ist deshalb wichtig, weil jeder ein anderes Kulturverständnis hat. Am Ende soll die Politik auf Grundlage der Erkenntnisse entscheiden. Aber auch hier findet ein enger Austausch statt. So gibt es beispielsweise einen Arbeitskreis Kultur, der sich bereits dreimal getroffen hat. Während dieser Treffen haben wir unter anderem klären können, wie die letzten Förderrichtlinien entstanden sind und wie wir diese durch neues Wissen ergänzen können.

Wann sollen die neuen Förderrichtlinien fertiggestellt sein?

Der gesamte Prozess soll im Frühjahr 2023 abgeschlossen sein. Ab 2024 sollen die Kulturförderrichtlinien dann gelten. Zeit verschenken, wollen wir nicht, denn Kultur ist ein wertvolles Gut. Ich sehe es in meiner Verantwortung, das Ganze zügig voranzubringen. Anschließend wollen wir den gesamten Prozess unter anderem in Fachzeitschriften publizieren.

Und nach der Fertigstellung ist dann wieder für 16 Jahre Ruhe?

Nein, die Richtlinien sollen fortlaufend evaluiert werden, damit wir schauen können, wo Handlungsbedarf ist und wie wir den gesellschaftlichen Herausforderungen begegnen können.

Interview: Anna Heise

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