Rosenheim – Florian Englert (36) ist der neue Geschäftsführer der Veranstaltungs- und Kongress GmbH Rosenheim (VKR). Neben dem Kultur- und Kongresszentrum fallen auch das Ausstellungszentrum Lokschuppen, die Touristinfo sowie mehrere Parkhäuser in seinen Aufgabenbereich. Ein Gespräch über die ersten sechs Wochen im Amt, die Folgen der Pandemie und warum er vor sechs Jahren zum ersten Mal in seinem jetzigen Büro saß.
Kommen Erinnerungen hoch, wenn Sie in Ihrem Büro sitzen?
Tatsächlich saß ich vor sechs Jahren schon einmal hier. Damals habe ich mich mit meinem Vorgänger Peter Lutz getroffen, kurz bevor ich meine Stelle in Nordrhein-Westfalen angetreten bin. Ich wollte mich mit jemandem austauschen, der ein ähnliches komplexes Unternehmen mit heterogenen Aufgaben führt. Ich bin eben jemand, der sich gerne vorbereitet.
Wie waren die ersten Wochen als Geschäftsführer der Veranstaltungs- und Kongress GmbH?
Ich habe sehr viele Gespräche geführt. Die ersten Wochen vor allem mit meinem Team. Ich wollte genau wissen, wie die Aufgaben verteilt sind, wie aktiv wir in den unterschiedlichen Bereichen tätig sind und wie die jeweiligen Prozesse ablaufen. Ich bin ein Mensch, der sehr viel hinterfragt, weil ich genau verstehen will, wie alles funktioniert. Ich will unter anderem auch wissen, was in der Stadt geplant ist und welche Zukunftsperspektiven es gibt. Das spielt indirekt natürlich auch eine Rolle für meine Arbeit.
Warum eigentlich Rosenheim?
Ich bin ein gebürtiger Niederbayer. Als ich vor sechs Jahren nach Nordrhein-Westfalen gegangen bin, war das für mich zwar eine spannende und aufregende Zeit. Aber ich hatte im Hinterkopf immer die Option, irgendwann wieder in meine Heimat zurückzukehren. Durch die Pandemie hat sich dieser Wunsch dann nochmals verstärkt, auch weil ich beispielsweise meine Eltern über einen sehr langen Zeitraum nicht mehr gesehen habe. Als ich dann die Stellenausschreibung gesehen habe, war für mich sofort klar, dass ich mich auf den Posten bewerben muss. Auch deshalb, weil Rosenheim wahnsinnig viel zu bieten hat und es eine unglaublich attraktive und lebenswerte Region ist.
Bevor Sie in Nordrhein-Westfalen Fuß gefasst haben, waren Sie lange Zeit in Straubing.
In Straubing habe ich acht Jahre lang unter anderem das Gäubodenvolksfest mitorganisiert. Das heißt, ich habe mich beispielsweise um die Ausschreibung, die Platzgestaltung, Infrastruktur, aber auch um das Thema Sicherheit gekümmert. Ich glaube, während dieser acht Jahre habe ich alles erlebt, was bei so einem Fest passieren und auch schief gehen kann.
In Nordrhein-Westfalen waren Sie Geschäftsführer der Klutertwelt GmbH & Co. KG. Was waren Ihre Aufgaben?
Ich habe mich dort unter anderem um ein Veranstaltungshaus und die touristische Vermarktung der Kluterthöhle, ein 380 Millionen Jahre altes Korallenriff, gekümmert. Ebenfalls in meinen Aufgabenbereich fielen dort übrigens das Hallen- und Freibad. Mit beidem kannte ich mich bis dahin kaum aus. Aber ich habe mir über die Jahre Kernkompetenzen angeeignet, und 2019 haben wir das Freibad umgebaut mit einer biologischen Wasseraufbereitung. Das war eine richtig spannende Herausforderung.
Herausforderungen gibt es auch in Rosenheim. Zwar müssen Sie sich hier nicht um die Bäder kümmern, dafür um die Parkhäuser.
Mit Parkhäusern hatte ich bisher – bis auf die eigene Nutzung – noch nichts zu tun. Hier muss ich mir Wissen aneignen. Aber auch beim Ausstellungszentrum Lokschuppen muss ich mich anpassen. Zwar gibt es sicherlich einige Überschneidungspunkte, aber es funktioniert eben doch anders. Gerade mit Blick auf die jährlich wechselnden Ausstellungen. Und natürlich ist es aufwendig, sich in alles reinzufuchsen. Aber ich kann in allen Teilbereichen der VKR auf ein kompetentes und engagiertes Team zurückgreifen. So macht es mir unheimlich Spaß.
Wie schätzen Sie die Kulturszene ein?
Rosenheim hat viel zu bieten. Allein in den vergangenen Wochen hat es nicht nur das Sommerfestival, sondern auch die Miss-Herbstfest-Wahl, das Straßenkunstfestival „Spektakel“ sowie den Antik- und Trödelmarkt gegeben. Das ist eine extrem hohe Dichte an Veranstaltungen.
Hört sich an, als ob Sie es fasst ein bisschen viel finden.
Ich glaube, dass eine gewisse Aktionsvielfalt sehr wichtig ist. Aber ich glaube auch, dass man die Besucher und Bürger nicht überfrachten darf. Wenn es einen Höhepunkt nach dem anderen gibt, kann es passieren, dass die Höhepunkte aufgrund des Überangebots nicht mehr einschlagen.
Wie steht es denn um die Veranstaltungsbranche?
Ich würde sagen, dass die Veranstaltungsbranche nach wie vor in der Krise steckt. Das merken wir auch im Kultur- und Kongresszentrum. Die Veranstalter sind nach wie vor mit angezogener Handbremse unterwegs und mit Buchungen für das kommende Jahr sehr zurückhaltend. Auch der Kartenvorverkauf läuft sehr schleppend. Da merken wir die enorme Unsicherheit, die nicht nur durch die Pandemie, sondern auch die Energiekrise hervorgerufen wurde. Und auch im Lokschuppen sind die Besucherzahlen nicht so, wie wir sie uns erhofft hätten. Das liegt aber unter anderem auch an dem sehr heißen Sommer.
Welche Ziele gibt es, auch junge Leute für die Kultur zu begeistern?
Junge Leute für Kultur zu begeistern ist eine Herausforderung. Wobei man da auch den Kulturbegriff definieren muss. Kultur ist mehr als nur ein klassisches Konzert. Auch Theater und Musik in jeglicher Richtung sind Kultur. Klar ist aber auch, dass gewisse kulturelle Bereiche Jugendliche weniger begeistern als beispielsweise Erwachsene. Es ist nicht richtig, wenn pauschalisiert wird, dass die junge Generation nichts mit Kultur zu tun hat. Aber der Fokus muss auch darauf liegen, dass wir das junge Publikum erreichen – mit welchen Formaten auch immer. Im Kuko selbst haben wir auch im kommenden Jahr ein breites Angebot – von Theater, über Musicals, Opern und Comedians ist alles dabei.
In der Vergangenheit hat es vonseiten der Rosenheimer Vereine immer wieder Kritik gegeben, weil sie ähnliche Preise zahlen müssen wie auswärtige Gäste.
Ich kann die Kritik nachvollziehen. Die Problematik gibt es allerdings in jeder Stadt. Das Kuko ist eine professionelle Veranstaltungsstätte, die unsere GmbH als Betreiber am Markt anbietet. Es ist nicht unsere Aufgabe, die jeweiligen Veranstaltungen zu bewerten beziehungsweise in den Markt einzugreifen und das Haus für Vereine oder Schulen günstiger anzubieten. Ich sehe es nicht als unsere Aufgabe, als Betreiber Subventionen vorzunehmen. Unsere Aufgabe ist es, das Kuko auch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu vermarkten. Aber ich sage auch, dass unser Veranstaltungshaus nicht für jede Veranstaltung optimal geeignet ist. Wir haben flexible Möglichkeiten, allerdings muss der Veranstalter schon überlegen, ob unsere Location wirklich Sinn macht – gerade bei einer geringen Besucherzahl. Ausschlaggebend dafür sind Ambiente, technische Ausstattung und notwendige Kompetenz.
Interview: Anna Heise