Kostenlose Tampons für alle?

von Redaktion

Rosenheim setzt auf niederschwelliges Angebot – Blick in andere Kommunen

Rosenheim/Düsseldorf – Nach einer Pilotphase im vergangenen Jahr erhalten Düsseldorfer Schulen ab sofort kostenlose Menstruationsprodukte. Ähnliche Angebote gibt es bereits in Tübingen, Karlsruhe und Heidelberg. Und auch in Rosenheim hat sich seit der Diskussion im November 2020 einiges getan.

Nachfrage
im Sekretariat

Fast zwei Jahre ist es her, als die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses darüber diskutiert haben, ob es kostenlose Damenhygieneartikel in den öffentlichen Toiletten der Stadt braucht. Einstimmig sprachen sich die Politiker damals dafür aus, in den städtischen öffentlichen Einrichtungen sowie den weiterführenden Schulen Damenhygieneartikel für den Notfall aufzubewahren und auf Nachfrage zur Verfügung zu stellen – ähnlich wie es bereits an zwei Rosenheimer Mittelschulen und der Realschule für Mädchen gehandhabt wurde.

Mittlerweile gibt es Tampons und Binden – laut Stadt – an allen weiterführenden Schulen. Dort müssten sich die Schülerinnen lediglich im Sekretariat melden und ihren Bedarf kundtun. „Es ist ein niederschwelliges Angebot“, heißt es aus dem Rathaus. Zudem läuft derzeit ein Pilotprojekt in einem öffentlichen Gebäude der Stadt. Die Ergebnisse hierzu sollen im Herbst vorgestellt werden.

Einen Schritt weiter sind bereits andere Kommunen. So gibt es beispielsweise in Tübingen seit Anfang des Jahres insgesamt 23 Binden- und Tamponspender in Schulen und öffentlichen Gebäuden. Die Einrichtung der Spender geht, laut Nicole Romey, Pressesprecherin der Stadt Tübingen, auf Anträge des Jugendgemeinderats und der SPD-Gemeinderatsfraktion zurück. Sie hatten die Verwaltung damit beauftragt, Menstruationsartikel in weiterführenden Schulen und öffentlichen Toiletten kostenneutral und leicht zugängig auszustatten. Für die Bereitstellung der Artikel wurden 10000 Euro im Haushalt eingestellt.

Die Spender stammen von der Firma „Periodically“. Zwei öffentliche Toiletten seien zudem mit Automaten der Firma „MeritaCare“ ausgestattet, die Binden und Tampons enthalten. „Die kostenlosen Menstruationsartikel werden verantwortungsvoll und bedarfsgerecht genutzt, das beobachten wir sowohl an den Schulen als auch in den öffentlichen Gebäuden und Toiletten. Es ist uns kein Vandalismus und Missbrauch bekannt“, sagt Nicole Romey. Es ist eine Sorge, die zumindest die Rosenheimer Stadträte während ihrer Diskussion im November 2020 immer wieder geäußert hatten. So befürchtete man vonseiten der Freien Wähler/UP unter anderem, Vandalismus und verstopfte Toiletten. Ob diese Sorge berechtigt gewesen ist, wird sich erst im Herbst herausstellen, wenn die Stadt dem Gremium die Auswertung des Pilotprojekts vorlegt.

Positive Erfahrungen mit der Bereitstellung von kostenlosen Menstruationsprodukten hat auch die Stadt Düsseldorf gemacht. Erst vor einigen Tagen hatten sich die Mitglieder des Schulausschusses dafür ausgesprochen, dass alle weiterführenden und interessierten Schulen Spender für kostenlose Menstruationsartikel erhalten. „Die Finanzierung erfolgt aus dem Haushalt des Amtes für Schule und Bildung“, heißt es in der entsprechenden Sitzungsunterlage, die unserer Redaktion vorliegt.

Positive
Erfahrungswerte

Bereits in der Sitzung vom 8. Juni 2021 beauftragte der Schulausschuss die Verwaltung damit, ein Konzept zur Ausgabe von kostenlosen Menstruationsartikeln an weiterführenden Schulen zu erarbeiten. Auf dieser Grundlage wurden – laut der Stadt Düsseldorf – im Zeitraum November 2021 bis Juli 2022 eine Pilotphase durchgeführt, an welcher 13 Düsseldorfer Schulen teilgenommen haben. „Aus den Rückmeldungen äußerten sich rund 70 Prozent der Schulen grundsätzlich positiv zu den Erfahrungswerten in der Pilotphase“, teilt die Stadt Düsseldorf mit. Die laufenden Kosten lagen in der Pilotphase bei durchschnittlich 180 Euro pro Schule. Beeinflusst wurden die Kosten insbesondere von der Größe der Schülerschaft.

„Aus den erhaltenen Rückmeldungen geht hervor, dass rund 55 Prozent der Schulen einen Ausgabeautomaten als notwendig erachten“, teilt die Stadt mit. Die einmaligen Kosten zur Bereitstellung eines solchen Spenders würden sich auf circa 150 Euro belaufen.

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