Für Bene geht ein Traum in Erfüllung

von Redaktion

18-Jähriger mit geistiger Beeinträchtigung für Arbeitgeber ein „absoluter Gewinn“

Rosenheim – Auf dem Arbeitsmarkt ist es für Menschen mit einer körperlichen, seelischen oder geistigen Beeinträchtigung nicht immer einfach. Genau hier setzt das Team von „MITarbeit“, dem „Anderen Leistungsanbieter“ der Diakonie, an. Ein fünfköpfiges Team sucht Beschäftigungsplätze in der Region – und hat Bene (18) so einen Lebenstraum erfüllt.

Für Mode hat sich Bene schon immer interessiert. Er mag es, Muster und Farben zu kombinieren, interessiert sich für die neuesten Trends und Schnitte. Er trägt ein weißes T-Shirt mit dem Gesicht von Schauspieler Bud Spencer, dazu schwarze Jeans und Sneakers. Seine Haare hat er zu einem Zopf zusammengebunden. An seinem Kragen ist ein grünes Schild befestigt, auf dem die Worte: „Hi! Wie kann ich helfen?“ stehen.

Seit etwas mehr als einem Monat arbeitet Bene in der C&A-Filiale in Rosenheim. Er kümmert sich um die Zonen 2 und 3. Also den Bereich von der Umkleide bis hin zur Kasse. Er räumt die Tische auf, nimmt Waren an und ist für die Bestandsaufnahme zuständig. Jeden Tag nimmt er den Zug von Kiefersfelden nach Rosenheim, steht um 9 Uhr im Geschäft und bleibt bis 15 Uhr. „Mein größter Traum war es schon immer, in einem Klamottengeschäft zu arbeiten“, sagt er. Kurz wird er leise, spielt mit seinen Händen. „Ich musste sehr lange warten, bis sich dieser Traum erfüllt.“

Denn Bene, der nur seinen Vornamen in der Zeitung lesen will, hat eine geistige Beeinträchtigung und hatte Mühe, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dann lernte er Stefan Petzold kennen. Der Kontakt entstand über die Privaten Schulen Oberaudorf Inntal unter der Mitwirkung der Agentur für Arbeit. Petzold arbeitet als Inklusionsberater bei dem „Anderen Leistungsanbieter“ (ALA) der Diakonie und hilft Menschen mit einer Beeinträchtigung dabei, unter Berücksichtigung ihrer Wünsche einen Arbeitsplatz in der Region zu finden.

Bisher engagiert sich der ALA seit seiner Gründung in 2019 an drei Standorten: Erding, München und Rosenheim. In Rosenheim werden derzeit 13 Teilnehmende betreut. „Die Nachfrage ist da“, sagt Petzold. Gleiches gelte auch für die Kooperationsbetriebe. So seien immer mehr Geschäftsführer und Betriebsleiter daran interessiert, auf Inklusion zu setzen. In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der interessierten Betriebe auf 150 angestiegen – darunter auch die C&A-Filiale in der Bahnhofstraße.

In dieser arbeitet Sophia Adlberger seit einem halben Jahr als Filialleiterin. Inklusion ist für sie ein Herzensprojekt. Und genau deshalb habe sie sich – nach einer positiven Abstimmung im Personalrat – dafür entschieden, Bene nach seiner Schulzeit bei sich zu beschäftigen. Erst als Praktikant, seit August mit einem festen Vertrag. „Damit sind wir das erste C&A-Haus in Deutschland mit Inklusion“, sagt Adlberger. Ihr sei es vor allem wichtig gewesen, dass das ganze Team mit im Boot ist. Deshalb habe es Vorträge gegeben und mehrere intensive Gespräche. Schließlich wurden drei Mitarbeiter bestimmt, die Bene als Paten im Betrieb begleiten.

Zudem schaut Stefan Petzold mindestens einmal in der Woche nach seinem Schützling. „Es ist mir wichtig, dass Bene, aber auch der Betrieb wissen, dass jemand da ist, wenn Unterstützung benötigt wird“, sagt der Inklusionsberater. Sei es, um offene Fragen zu beantworten, sich auszutauschen oder einfach nur, damit Bene von den Dingen berichten kann, die er während seines Arbeitsalltags erlebt hat. „Uns von ‚MITarbeit‘ ist es wichtig, die Arbeit um die Teilnehmenden herumzubauen“, sagt Petzold.

Doch trotz allem gebe es nach wie vor viel zu tun. Denn nicht jeder Betrieb sei bereit, einen Mitarbeiter mit Beeinträchtigung bei sich aufzunehmen. Gründe hierfür seien Bedenken der Betriebe oder falsche Vorstellungen. „Trotz des Fachkräftemangels ist es bei vielen Betrieben noch nicht angekommen, dass sie es sich nicht leisten können, diese Gruppe auszugrenzen“, sagt der Inklusionsberater. Menschen wie Bene sind in seinen Augen „ein absoluter Gewinn“.

Das findet auch Adlberger. „Es läuft sehr gut“, sagt die Filialleiterin. Jetzt hofft sie, dass auch andere Städte es dem Beispiel von Rosenheim gleichtun. Dass es funktionieren kann, zeigt das Beispiel von Bene, der sich seinen Lebenstraum erfüllt hat.

So können Betriebe helfen

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