„Von früh bis spät volle Pulle“

von Redaktion

Trotz hoher Personal- und Energiekosten sind Herbstfest-Schausteller bislang zufrieden

Rosenheim – Action, Geschwindigkeit, Gaudi, Drehwurm – Fahrgeschäfte dürfen auf dem Herbstfest nicht fehlen. Bei einem Rundgang auf der Loretowiese wollten wir wissen, wie zufrieden die Schausteller nach zwei Jahren Pandemiepause sind.

„Von früh bis spät volle Pulle, hier ist jeden Tag Sonntag“, fasst Bram Molengraft die Situation kurz und knapp zusammen, während er einer Gruppe Kindern Chips verkauft. Der Niederländer ist zum ersten Mal mit seiner „Geister Villa“ auf dem Rosenheimer Herbstfest.

In den vergangenen zwei Jahren hat er sein Fahrgeschäft komplett überholt, gewartet und neu lackiert. Nun steht die Geisterbahn für alle Gruselfreunde in neuem Glanz auf der Loretowiese. Seine Mitarbeiter konnte er halten.

Für die verbleibenden Wiesntage hofft er weiter auf schönes Wetter und friedliche Stimmung: „So ein gutes Fest habe ich in ganz Europa noch nicht erlebt: So viele Menschen in Tracht und alle mit guter Laune – eine tolle Atmosphäre.“ Er selbst habe sich auch schon ein Trachtenhemd gekauft.

Krefeld als
nächster Stopp

Bram freut sich, dass er wieder unterwegs sein darf. Er kam direkt von der Schweiz nach Rosenheim. Der nächste Stopp wird Krefeld sein. Bei den kilometerweiten Touren spürt er jedoch die deutlich gestiegenen Spritpreise: Für seine drei bis vier Lkw mit insgesamt 800000 Liter Fassungsvermögen zahlt er inzwischen mehr als das Doppelte.

„Das ist kein Spaß“, konstatiert er nüchtern. Über noch ausstehende Strom- und Gasrechnungen möchte er noch gar nicht spekulieren, sagt er mit Blick auf das klimatisierte Kassenhäusl.

Ins gleiche Horn bläst Heiner Distel, Senior-Chef des Autoscooters: „Sprit- und Energiepreise spüren wir kolossal, auch wenn ich glaube, dass der große Schlag erst noch kommt. Jetzt schon um bis zu 40 Prozent in die Höhe gestiegen sind die Personalkosten. Momentan machen wir auf dem Herbstfest mit sechs Mann im Schicht-Betrieb viele Stunden. Die Personalkosten explodieren. Und wie alle anderen auch merken wir die Lebenshaltungskosten – alles kostet mehr Geld.“

Distel ist dennoch sehr zufrieden. Mit seinem Fahrgeschäft ist er gerne auf der Loretowiese und freut sich über Fahrgäste allen Alters, hiesige Besucher, Tiroler und Italiener. „Alles war vertreten – so, wie sich‘s gehört. Es ist spürbar, wie sehr die Leute ausgehungert waren und dankbar sind, dass wir wieder da sind.“ Den ersten Familientag am Mittwoch habe es leider verregnet und Regenwetter habe immer weniger Besucher zur Folge – dennoch könne er insgesamt kaum klagen.

Auch Claudia Fahrenschon erklärt, die erste Woche sei „sehr gut gelaufen“, und erfahrungsgemäß laufe die zweite noch besser. Regnerische Phasen machen dem „Wellenflug“, der nun nach einigen Jahren Pause wieder auf der Loretowiese seine Runden drehen darf, keinen Strich durch die Rechnung. „Rosenheim ist hart im Nehmen, die Besucher kommen trotzdem und wir haben außerdem ein Dach, wir fliegen einfach unter dem Regen hindurch“, untermalt sie lachend. Bis zum Nachmittag ist das Fahrgeschäft voll mit Familien, abends begeben sich nur noch Erwachsene in den Höhenflug.

„Wir und auch unsere Besucher sind sehr froh, dass es weitergeht. Es hat gefehlt“, betont Fahrenschon und erklärt im selben Atemzug, die Energiepreise würden der Rosenheimer Schaustellerfamilie schon Sorgen bereiten: „Das ist etwas, das wir nicht beeinflussen können, aber das auf uns zukommen wird. Ich habe die Befürchtung, dass uns die Krise in Zukunft schon noch tangieren wird – zumal wir nach dem Herbstfest auch gleich auf dem Oktoberfest vertreten sind, dort allerdings nur mit dem Weißbierkarussell.“

Spritpreise
trüben das Bild

Für Freddy Zinnecker vom Gaudi-Fahrgeschäft „Freddy‘s Circus“ ist Rosenheim immer eine Reise wert: „Die Woche vor dem Anstich fragten uns viele, die über die Loretowiese schlenderten, beim Aufbau, wann es endlich losgeht und wie schön es ist, dass wir wieder da sind. Das freut uns narrisch und wir sind bislang sehr zufrieden“, resümiert der 37-jährige Schausteller mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

In punkto Strom ist man laut Freddy Zinnecker „recht gut aufgestellt“. Das Kassenhäusl laufe beispielsweise schon seit Jahren solarbetrieben. Eher problematisch sehe er wie seine Schaustellerkollegen die Spritpreise.

Erfreulich für Zinnecker – und da spricht er im Namen aller Schausteller – seien die günstigen Fahrpreise, auf die die Verantwortlichen des Rosenheimer Herbstfests seit Jahren Wert legen und die für eine familienfreundliche Wiesn sprechen. „Auch deswegen sind die Fahrgeschäfte hier ein Publikumsmagnet“, ist sich der Schausteller in der siebten Generation sicher.

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