Der Herr über die Wiesn-Fundsachen

von Redaktion

Vom Gebiss bis zum Sattel – Michael Kunz hat schon einige kuriose Dinge verwahrt

Rosenheim – Wer Gepäck oder Kleidungsstücke abgeben will oder etwas verloren hat, der ist in der Gepäck-Aufbewahrung mit Fundbüro direkt am Haupteingang beim Flötzinger-Biergarten an der richtigen Adresse. Leiter Michael Kunz hat hier kaum eine ruhige Minute und stets alle Hände voll zu tun. „Langweilig wird es mir nicht, aber ich mache die Arbeit hier gerne“, erzählt er.

Sein ganzes Leben lang hat er schon auf der Wiesn gearbeitet, unter anderem bei Auf- und Abbau von Zelten und Fahrgeschäften geholfen. Seit vielen Jahren ist er fester Bestandteil auf der Loretowiese. In seinem vier auf vier Meter großen Häusl direkt am Eingang des Herbstfestes hilft der 51-Jährige, wo es geht.

„Mein Vater hat das Fundbüro vor über 40 Jahren ins Leben gerufen, ich bin seit Anfang der 90er-Jahre dabei“, erinnert er sich an die Anfänge. Neben der Wiesnstreife finden auch Leute von der Security sowie Wiesnbesucher den Weg in sein kleines Reich.

Wer Glück hat, bekommt das Verlorene gleich vor Ort zurück. Es kann aber auch passieren, dass die Fundsachen bereits in die Zentrale nach Westerndorf St. Peter am Bauhof gebracht wurden, wo sie auf ihre Besitzer warten. Genau das ist einem Ehepaar widerfahren, die sich bei Kunz am frühen Abend nach einem verlorenen Handy ihres Sohnes erkundigen. Die schickt der Fundbüro-Leiter prompt weiter in die Zentrale. „Handys landen nur vereinzelt bei mir“, erklärt er uns im Anschluss. „Die meisten tauchen nicht mehr auf, weil sie geklaut werden. Drum möchten die Wiesnbesucher immer ganz besonders Acht geben auf ihre Wertsachen.“ Mehr als appellieren aber könne er auch nicht. Schließlich sei das Rosenheimer Herbstfest eines der größten Volksfeste in Bayern, das locke auch Langfinger an, die im Getümmel leichte Beute finden. „Obacht geben“ sei hier an der Tagesordnung – zu schnell gehe etwas verloren oder werde am nächsten Fahrgeschäft vergessen.

Was nicht geklaut wird, landet eben bei Kunz im Fundbüro: Darunter auch Kuriositäten wie ein Radlsattel, aber ohne Radl, eine klatschnasse Lederhosn sowie Schlüssel aller Art – selbst Hotelkarten wurden schon abgegeben.

„Der haarsträubendste Fund aber war definitiv ein Gebiss – davon hatte ich sogar schon zwei in meiner Obhut. Es ist wirklich unglaublich, was die Leute auf dem Herbstfest alles verlieren oder vergessen“, schließt Kunz seine Erzählungen. Marina Birkhof

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