Rosenheim – „Das erste urbane Quartier im Rosenheimer Süden“ nannte Oberbürgermeister Andreas März bei der feierlichen Grundsteinlegung eines der größten aktuellen Bauprojekte in der Stadt. 106 Wohnungen für 300 Menschen sollen auf dem 9000 Quadratmeter großen Areal entstehen. Das Gelände der ehemaligen BayWa-Wiese gehört der RMI-Unternehmensgruppe aus Pfarrkirchen, die nun zusammen mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GRWS dort für 34 Millionen Euro baut.
Viel Geduld
und Hartnäckigkeit
Oberbürgermeister März bedankte sich bei den Brüdern Manfred und Christian Reichholf von der RMI, die das Projekt „mit viel Geduld und Hartnäckigkeit“ vorangetrieben hätten. Die Planungsphase sei sehr viel länger gewesen als die vielfach kolportierten zwölf Jahre. Damals erwarb die RMI das Grundstück von der BayWa AG. Viel Lob verteilte März auch an die GRWS, denn „bezahlbaren Wohnraum zu schaffen ist in Zeiten von hohen Grundstückspreisen schwierig“. Von den 106 Wohnungen, die die GRWS baut, sind 63 einkommensorientiert gefördert (EOF). Diese Förderung sieht vor, dass die Mieter einen Zuschuss zur Miete erhalten, die sich an der Höhe ihres Einkommens bemisst.
„Stolz könne man sein“, sagte März, eine echte Quartiersentwicklung zu betreiben. Und auch GRWS-Geschäftsführer Stefan Ludwig wirkte optimistisch. Die Arbeiter waren jedenfalls schon eifrig bei der Sache – sogar etwas übereifrig: Der Bagger, der die Zeitkapsel vergrub, begann bereits während der Rede Ludwigs. Aber Letzterer ließ sich von der kleinen Unterbrechung nicht beirren und berichtete von der schwierigen Planungsphase für die GRWS. Im Februar stand das Projekt beinahe vor dem Aus: Die Fördertöpfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für energieeffizientes Bauen waren leer. Ohne diese Förderung, so Ludwig, wäre der Bau nicht möglich gewesen. Aber die Bundesregierung stellte kurzfristig Mittel bereit – laut Ludwig, nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks.
Und dann gab es auch die Bombe. „Der Baggerfahrer hat Gottseidank sekundenschnell reagiert“, berichtet Ludwig. Vor gut vier Wochen wurde auf der Baustelle eine Fliegerbombe gefunden. Durch die gute Reaktion des Arbeiters hätte die Bombe aber entschärft werden können, ohne Schäden zu verursachen. „Ein paar Stunden Stillstand waren die einzige Folge“, so Ludwig. Angesichts des guten Ausgangs, stellte der Geschäftsführer fest, dass man „unter einem guten Stern segelt“.
Materialmangel
und hohe Zinsen
Denn die Lage sei für die GRWS ansonsten weniger rosig. Die – im Vergleich zur vergangenen Dekade – hohe Zinslast erschwere den Wohnungsbau massiv, genau wie der weiterhin bestehende Materialmangel. Auch fehlten immer noch viele Arbeitskräfte – eine Situation, die durch Corona weiter verschärft werde.
Aber als es dann um die Zukunft der Kaltenmühle ging, geriet Ludwig ins Schwärmen: der große grüne Innenhof, die Laubengänge. Zur „lauten Seite“, also der Miesbacher Straße, sollen WCs und Treppenhäuser sein, geparkt wird unterirdisch. Und besonders freue er sich auf die begrünten Fassaden und die PV-Anlage auf dem Dach. „Wir bauen hier für die Zukunft“, erklärte Ludwig. Diese Zukunft soll 2024 beginnen. Ab da, so der Plan, können die ersten Bewohner einziehen.Thomas Stöppler