Ein tiefer Schnitt in der Eichfeldstraße

von Redaktion

Streit in Happing geht in die nächste Runde – Bauer Christof Huber will Zeichen setzen

Rosenheim – Christof Huber hat seine Drohung gegenüber der Stadt Rosenheim wahr gemacht und einen Teil der Eichfeldstraße zerschneiden lassen. Die Ursachen für den Streit liegen jahrelang zurück. Die Chronik eines Streites mit kuriosem Höhepunkt.

Der Schnitt ist gesetzt, ein Teil der Eichfeldstraße in Happing ist entzwei. Auf einer Strecke von 133 Metern Länge zieht sich nun ein tiefer Schnitt durch die Straße, genau entlang der Grundstücksgrenze von Landwirt Christof Huber. Schon vor einigen Tagen wurden die Grundstücksgrenzen durch das Vermessungsamt festgestellt und mit einer pinken Linie markiert. Entlang dieser Linie wurde nun der Schnitt gesetzt. 

Zankapfel
Ersatzflächen

Bereits seit 18 Jahren streiten die Stadt und der Landwirt um diesen Teil der Eichfeldstraße. Ein guter Teil der Fahrbahnbreite liegt auf dem Grund von Christof Huber. „Wir haben seit vielen Jahren versucht, uns mit der Stadt Rosenheim zu einigen, und wir haben immer gesagt, dass wir Ersatzflächen brauchen, da wir ein landwirtschaftlich produzierender Biobetrieb sind und auf eigener Futtergrundlage unser Futter herstellen oder anbauen müssen. Wir haben somit keine Grundstücksflächen zu verschenken.”

In der Vergangenheit hatte die Stadt mehrfach versucht, die Straße zu erwerben. Huber bestand auf einer Ausgleichsfläche. Versuche, sich in diesem Punkt zu einigen, schlugen bisher auch fehl.

Alle Lösungsversuche
bisher gescheitert

„Wir haben versucht, einen Ausgleich zu bekommen, gegenüber unserer Hofstelle ein Grundstück von 1000 Quadratmetern, das der Stadt gehört, zum Tausch angeboten.

Dort hat die Stadt es im laufenden Verfahren an einen dritten Nicht-Landwirt weitergegeben und somit jegliche Einigung eigentlich im Keim erstickt.”

Auf OVB-Nachfrage wollte sich die Stadtverwaltung nicht zu Verhandlungen, die Belange Dritter berührten, äußern.

Das große Problem ist die Bedeutung der Eichfeldstraße für Happing. Sie ist eine wichtige Verbindungsstraße zwischen Happing und Kaltwies und erschließt Gewerbe und Sporteinrichtungen.  Die wären im Falle eines Straßenabrisses nicht mehr so einfach zu erreichen. Und ein Abriss ist im Bereich des Möglichen. Ein Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs berechtigt Huber, die Verkehrsflächen, die auf seinem Grundstück liegen, entfernen. Was Folgen für die Umgebung hätte. 

„Ich möchte niemandem etwas wegnehmen, es ist für mich ein schwerer Konflikt, wenn ich hier etwas mache, aber wir haben dieses Mittel gewählt, erst einmal schneiden und noch nichts reißen. Ich hoffe, dass das verstanden wird und dass wir durchaus im Stande sind, dass wir hier auch weitermachen werden”, so Huber. Nun sei die Stadt am Zug.

„Ich hoffe, dass die Stadtverwaltung und die jeweiligen Gremien, die dafür zuständig sind, der Verkehrsausschuss und auch der Bauausschuss, verstehen, dass das Leben ein Geben und ein Nehmen ist. Das wurde auch durch das Verwaltungsgerichtsurteil bestätigt.”

Die Stadt ist sich des Urteils bewusst. Sie sei jederzeit gesprächsbereit, um eine Lösung für die Eichfeldstraße und die Anlieger zu erreichen. Entweder durch Gespräche mit Huber oder durch Schaffung einer alternativen Zufahrt.

Schon vor Tagen, als Hubers Entschluss, die Straße zu zerschneiden, öffentlich wurde, kam Bewegung in die Rosenheimer Stadtpolitik. Die Stadtratsfraktion der SPD forderte in einem Antrag die Stadtverwaltung auf, „alle Maßnahmen zur Sicherung der Erschließung” zu ergreifen. Da war noch befürchtet worden, dass Huber beginnen könnte, den Asphalt von seinem Teil zu reißen. Aber mit dem Zerschneiden will Huber erst einmal ein Zeichen setzen, ein Abriss der Straße sei derzeit noch nicht geplant, sagt er. Aber der Antrag der SPD zeigt, dass das Zeichen auch ankam. Christof Huber ist aber nach wie vor an einer beidseitig akzeptablen Lösung interessiert. Dem OVB gegenüber sagte er, dass es auch jetzt noch „hervorragende Möglichkeiten“ gebe, eine „neue und vernünftige Erschließung“ mit Fuß- und Radweg und einer ordentlichen Fahrbahnbreite für Lieferverkehr zu erstellen, damit das Gewerbe und die Sportanlagen ausreichend erschlossen sei. 

Erste
Eskalationsstufe

Während des Gesprächs erklärt er mehrfach, dass es ihm keinesfalls darum gehe, irgendjemand anderem zu schaden. „Wenn ich nicht für Gespräche bereit wäre, würde ich nicht hier stehen und Eskalationsstufe 1 machen”, sagt Huber.  Aus Sicht der Stadt sei das vorrangige Ziel, die Erreichbarkeit der Anlieger sicherzustellen und den südlichen Teil der Eichfeldstraße für den Fuß- und Radverkehr zu erhalten. Der Streit kann also noch zu einem verträglichen Ende führen. Aber hierfür müssten erst einmal Gespräche stattfinden.

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