Energiekrise bedroht das Tierheim

von Redaktion

Auch vor dem Rosenheimer Tierheim macht die Energiekrise nicht halt: Die Spenden werden weniger. Dabei braucht es dringend mehr Geld, denn es kommen immer mehr Tiere in der Auffangstation an. Droht die Schließung?

Rosenheim – Andrea Thomas ist es eigentlich leid. Leid, immer und immer wieder um Geld fürs Tierheim betteln zu müssen. Vor allem in Zeiten wie diesen, in denen immer mehr Menschen immer größere Mühe haben, über die Runden zu kommen. Klar, die Zwänge, denen sich das Tierheim gegenübersieht, sind nicht wegzudiskutieren – Lohnerhöhungen, explodierende Energiepreise, rasant steigende Tierarztkosten.

Nachrichten
mit Schattenseiten

Doch vieles davon, die Energiekosten etwa, bringt viele Menschen langsam, aber sicher an den Rand ihrer Möglichkeiten – das Tierheim steht da eben nicht allein. Und für die Vereinsvorsitzende liegt die Rechnung deshalb auf der Hand: Wenn jemand vor etwa einem Jahr ab und an noch fünfzig Euro übrighatte, die er dem Tierheim geben konnte, so ist da jetzt nichts mehr, weil schon allein die Energiekostensteigerungen jeden Spielraum zunichte gemacht haben. Und noch eine „Hypothek“ schleppt Andrea Thomas mit sich herum: den weitgehend abgeschlossenen Neubau des Tierheimes. Der ist nicht aus Übermut heraus entstanden, sondern weil eine Erbschaft zweckgebunden gewesen war, also genau dafür verwendet werden musste.

Der Neubau war dabei auch längst überfällig, denn für die alte Anlage wäre selbst der Begriff „Barackenlager“ noch ein unverdientes Kompliment gewesen. Diese Hintergründe aber sind dem neuen Tierheim nicht anzusehen, es steht da nur ein großzügiges Bauwerk.

Und das haben viele Leute vor Augen, wenn Andrea Thomas wieder einmal verkünden muss, dass sie nicht weiß, wie sie die immer weiter steigenden Ausgaben stemmen soll. „Das Tierheim hat doch offensichtlich Geld, wird am Ende so schlimm schon nicht sein“ so die Meinung vieler. Eine Haltung, die sie, so sagt die Vereinsvorsitzende, in leicht abgewandelter Form auch bei vielen Kommunalpolitikern im Landkreis feststellen kann: Auch die bauen auf die Tatsache, dass es bislang noch immer irgendwie weiterging, dass sie noch nie mit der endgültigen Feststellung: „Jetzt ist definitiv Schluss, wir müssen zusperren“ konfrontiert wurden.  

Vor diesem Hintergrund bekommen selbst eigentlich positive Nachrichten eine überraschende Schattenseite. Etwa die, dass das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in diesem Herbst für die Tierheime insgesamt fünf Millionen Euro bereitstellt. Das Problem dabei.

Dieses Geld ist gebunden an nachweisbare Mehrbelastungen durch die Aufnahme von Tieren, die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine mitbrachten, aber in ihren neuen Wohnungen nicht behalten dürfen.

„Dass es überhaupt Unterstützung gibt, ist natürlich toll“, sagt Andrea Thomas, „sie ist auch wichtig. Dennoch: Am eigentlichen strukturellen Problem, dass nämlich die Kosten auf jeder Ebene davonlaufen, ändern diese zweckgebundenen Hilfen nichts. Und am Ende bleibt vielleicht wieder sogar ein falscher Eindruck in der Öffentlichkeit hängen: „Fünf Millionen für die Tierheime? Und da trauen sich die noch zu jammern?“ Gerade das Beispiel mit den Tieren aus der Ukraine zeigt zudem, dass Öffentlichkeit aber auch Politik immer noch zu wenig Bescheid darüber wissen, wo die eigentlichen Probleme des Tierheims liegen. „Verglichen mit der „Katzenschwemme“ etwa, die wir in unseren Einrichtungen haben, ist die Zahl der Tiere aus der Ukraine absolut vernachlässigbar“ erklärt Andrea Thomas. Der Grund für die vielen Katzen liegt ihrer Überzeugung nach darin, dass es in Stadt- und Landkreis keine „Katzenschutzverordnung“ gibt, also keine Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht für freilebende Katzen.

Die Folge ist eine unkontrollierte Vermehrung und immer wieder verletzte, kranke, teilweise halb verhungerte Tiere.

„Die werden, wenn sie Glück haben, von Menschen gefunden und dann zum nächsten Tierarzt gebracht“ sagt Andrea Thomas. „Das ist für die Tiere gut, für uns aber mit enormen Kosten verbunden, denn es ist das Tierheim, das die entsprechenden Rechnungen dann begleichen muss: Pro Tier sind da aber schnell mal tausend bis zweitausend Euro fällig“.

Ein Kampf
ohne Ende

Frustrierend ist für Andrea Thomas vor diesem gesamten Hintergrund vor allem eines: Dass ihr Bemühen um sichere Finanzen ein Kampf ohne Ende ist, und stets ganz knapp vor dem Punkt, an dem dann wirklich nichts mehr geht. Es bleibt ihr deshalb nur, immer wieder aufs Neue und auf verschiedensten Ebenen um Spenden zu bitten. „Jede Spende, auch die kleinste, ist für uns überlebenswichtig“, sagt sie, „denn nur dank dieser Unterstützung ging es bislang immer wieder irgendwie weiter.“

Allerdings, so sagt Andrea Thomas, darf das über eines nicht hinwegtäuschen und das müsse man auch deutlich aussprechen: „Langfristig gesehen werden wir nur dank weiterer Erbschaften überleben können. Das Geld aus unseren Mitglieds- und Patenschaftsbeiträgen und aus den kleineren Spenden wird dafür auf Dauer einfach nicht reichen“.

Artikel 10 von 11