„Der Wald ist mein zweites Zuhause“

von Redaktion

Moritz Räbel aus Rosenheim ist seit Anfang des Jahres als Förster unter anderem für den Großhaager Forst zuständig. Jetzt erzählt er, wo sein Lieblingsplatz ist, warum sein Job für ihn keine Arbeit ist und wie der Forst für den Klimawandel vorbereitet wird.

Haag/Rosenheim – Trotz des Nebels an diesem Tag, erscheint der Großhaager Forst bereits in den schönsten Herbstfarben. Treffpunkt: Die „Almhütte“ im Forst. Heinz Utschig, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten Wasserburg, ist an diesem Tag auch vor Ort und erklärt sogleich, dass diese Unterkunft viele Besucher am Wochenende nutzen, um hier Rast zu machen oder im überdachten Pavillon zu picknicken.

Hund in
Habachtstellung

Ansonsten dient die Hütte den Bauarbeitern im Forst als Unterstand und ist auch Lager für Baumaterial. Vor Ort ist Utschig heute, weil er zusammen mit Moritz Räbel und zwei Referendaren einen Hochsitz baut – das muss schließlich auch geübt werden. Die Jagd ist auch ein Lieblingsthema von Räbel. Unruhig ist die Schwarzwildbracke Aron: Der Hund will raus aus dem Auto.

„Immer wenn mehrere Leute im Wald zusammenstehen, dann denkt er, es geht auf Jagd und da will er natürlich mit“. Laut Räbel ist Aron eh immer auf hundertachtzig, immer auf Habachtstellung, es könnte ja etwas in Richtung Jagd, in Richtung Wildschwein passieren. „Er schafft gut 25 Kilometer in eineinhalb Stunden“, erklärt der Förster stolz. Laufen, das ist nämlich sein Job, während die Jäger auf den Hochsitzen sind und versuchen, die Hunde und Schweine vor die Flinte der Jäger zu treiben.

„Das ist die effizienteste Art des Jagens und vor allem wird das Wild quasi nur kurz aufgeschreckt und danach ist wieder Ruhe im Wald“, so Räbel. Gestern noch hat er mit Aron „eine Sau erlegt“. Dass dies notwendig ist, zeigt der hohe Bestand an Schweinen und vor allem der Schaden, den diese in der Landwirtschaft anrichten. „Wir von den Staatsforsten sind hier für den Schaden verantwortlich, den Tiere in unseren Wäldern anrichten, deswegen müssen wir auch schauen, dass wir den Schaden gering halten“, so Utschig. „Ansonsten sind die Schweine im Wald auch sehr nützlich“, klärt Räbel weiter auf. Der Boden werde aufgewühlt und urbar gemacht für den Nachwuchs des Waldes.

Räbel stammt aus Rosenheim, sein Büro ist in Wasserburg. Ihm war schon immer klar, dass er einmal im Wald arbeiten möchte. Der studierte Forstingenieur sieht dieses Gebiet auch als sein zweites Zuhause: „Selbst am Wochenende bin ich oft hier“. Studiert hat der 33-Jährige an der Technischen Universität (TU) in Weihenstephan. Nach seiner Zeit als Anwärter freue er sich, nun so ein schönes Revier bekommen zu haben. „Wobei es in den Bergen auch schön gewesen wäre, aber da gibt es nicht so viel Auswahl – das hat ja auch nicht nur Vorteile.“ Der Nachteil wäre die Gestaltungsmöglichkeit Klimawald gewesen, der hier auf dem guten Boden natürlich wesentlich besser gelinge, als auf den kargen Gesteinsböden im Gebirge. „Hier haben wir viele Baumarten, gute Wuchskraft, die Bestände sind gut strukturiert, der Klimawaldumbau ist hier schon sehr fortgeschritten. Da macht das Förstern mehr Spaß“, sagt er lachend. Spaß ist sein Antrieb: „Ich habe die meiste Zeit nicht das Gefühl, arbeiten zu müssen“.

Doch zu tun gibt es trotzdem genug: Dürreschäden gibt es im Wald, beispielsweise bei den Buchen. An der Straße entlang müssten diese Schäden bei den Bäumen beseitigt werden. Am heutigen Montag ist an der B12 auf 3,5 Kilometer eine große Fällaktion geplant. Die Trockenschäden müssen hier für die Verkehrssicherheit entfernt werden.

Nachfrage übersteigt
Waldbestände

Auf die Frage, wo denn sein Lieblingsplatz sei, antwortet Räbel ungewöhnlich: „Am schönsten finde ich es an den Hieben, wo das Holz freigemacht wird“. Hiebe sind die Stellen, wo zum Beispiel der Harvester oder auch Vollernter arbeitet. Er ist für Fällungen und Aufarbeitung der Stämme zuständig. Und schön findet Räbel es, weil dort die jungen Bäume wieder Platz bekommen, sich der Wald wieder neu gestalten kann und es danach wieder richtig schön wird.

Schützen und Nutzen: Das Credo der Staatsforsten wird in den nächsten Jahren durchaus auf die Probe gestellt werden können, denn die Holznachfrage übersteigt schon teilweise die Bestände der deutschen Wälder. „Wir nehmen aber nie mehr heraus, als der Wald verkraften kann. Wir müssen nachhaltig handeln“, betont Moritz Räbel.

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