Rosenheim – Die Idee ist simpel: Ehrenamtliche Trainer und Übungsleiter treiben auf Spiel- und Sportplätzen im Rosenheimer Westen mit Kindern und Jugendlichen Sport. Von Fußball über Kickboxen bis hin zum Fitnesstraining. Und das kostenlos für alle.
Und die Idee ist auch erfolgreich: Das Projekt „Bewegung im Westen“ von der Jugendhilfe „Startklar Soziale Arbeit Rosenheim-Ebersberg“ wurde mit dem Integrationspreis vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann ausgezeichnet. Denn es geht dabei nicht um sportliche Erfolge, sondern um das Miteinander und den gegenseitigen Respekt. Und ganz nebenbei profitiert auch die Stadt davon.
„Es ist schön, wenn
man gewürdigt wird“
„Die Auszeichnung macht mich richtig stolz. Es ist schön, wenn deine Arbeit nach über 40 Jahren im Trainergeschäft gewürdigt wird“, sagt Özgür „Ötzi“ Yildirim, einer der Fußballtrainer des Projekts. Allerdings freue es ihn am meisten, dass er die Auszeichnung an die Kinder und Jugendlichen weitergeben kann. „Ohne die wäre das nicht möglich, da alle immer motiviert mitmachen“, sagt „Ötzi“.
Ein besonderer Moment sei für ihn gewesen, als ihm nach der Verleihung ein zwölfjähriges Mädchen, das des Öfteren bei ihm mitspielt, eine Nachricht geschrieben und sich für alles bedankt habe. „Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, betont Yildirim.
Entwickelt wurde das offene Sport- und Freizeitangebot von Yildirim gemeinsam mit Christian Hlatky, Teamleiter für die Rosenheimer Projekte bei „Startklar“, und dessen Mitarbeiterin Lena Bichlmaier vor rund einem Jahr. Ziel der „Bewegung im Westen“ sei es, dass gerade nach der Corona-Zeit die Kinder, unter denen viele einen Migrationshintergrund haben, wieder sportlich gefördert werden und dabei Werte wie Respekt, Teamfähigkeit und Solidarität erlernen. Inzwischen trainieren und spielen fast wöchentlich rund 60 bis 70 Kinder auf den Bolzplätzen an der Finsterwalderstraße und in der Endorfer Au, berichtet Yildirim.
„Das Erfolgsgeheimnis ist die Vorbildbildfunktion unserer Trainer, das ist das eigentliche Integrationsprojekt“, sagt Hlatky. Die meisten hätten selbst einen Migrationshintergrund, seien im Rosenheimer Westen aufgrund ihres eigenen Wohnortes dort gut vernetzt, so der Sozialarbeiter. „Die Kinder sollen lernen, dass es egal ist, woher man kommt. Wenn man Verantwortung übernimmt und auf ein paar Dinge achtet, ist vieles möglich“, sagt Yildirim.
Das sei auch der Grund, warum „Ötzi“ Yildirim das Projekt am Herzen liegt. Er wolle für die Kinder und Jugendlichen in der Endorfer Au, die es nicht immer leicht hätten, etwas tun. „Die lungern sonst nur rum und machen Blödsinn“, sagt er etwas überspitzt und lacht. Zudem habe ihn der Zustand der Bolzplätze in der Endorfer Au gestört. Teilweise seien die Tornetze zerschnitten oder überall zerbrochene Glasflaschen verstreut gewesen.
Die Plätze wurden von Yildirim und seinem Team mit den Kindern wieder hergerichtet und geputzt. „Inzwischen gibt es von dort auch kaum noch gemeldete Ruhestörungen“, berichtet Hlatky. Das sei früher nicht immer so gewesen, da die Sportplätze anderweitig genutzt wurden. Es sei zudem geplant, dass der Platz in der Finsterwalderstraße umzäunt werde und der Platz in der Endorfer Au einen neuen Belag bekomme.
Doch nicht nur die Plätze sind Yildirim zufolge besser geworden, sondern auch die Stimmung im Rosenheimer Westen. „Die Familien der Kinder bekommen langsam das Gefühl, dass sich jemand wirklich um sie kümmert und glauben an sich“, sagt der Fußballtrainer. Teilweise werde er am Wochenende frühmorgens angerufen, wenn es irgendwo Probleme gibt.
Über allem stehe aber der Spaß am Fußball und den anderen Sportarten. „Auch wenn wir den Kindern gewisse Dinge beibringen, muss man ihnen zugestehen, dass sie immer noch Kinder sind“, sagt „Ötzi“.
Ausruhen wollen sich die Verantwortlichen des Projekts auf dem Gewinn des Integrationspreises, der bereits zum 14. Mal von der Regierung von Oberbayern verliehen wurde, nicht. Das Sportangebot solle um Sportarten, die auch mehr Mädchen ansprechen, wie beispielsweise Volley- oder Federball, erweitert werden, so Hlatky.
Außerdem sei man aktuell in Gesprächen, auch die geplanten Sportplätze unter der neuen Aicherparkbrücke zukünftig zu übernehmen.
Zeit für die Kinder
nehmen
Özgür Yildirim will sich in Zukunft noch mehr Zeit für die Kinder nehmen, soweit es der Beruf zulässt. Vor allem will er auch in die Schulen der westlichen Stadtteile gehen. „Vielleicht können wir so noch mehr Kinder und Jugendliche, die sich bisher noch nicht trauen, motivieren, zu uns zu kommen.“