Rosenheims Verbindung ins Weltall

von Redaktion

Geodätischer Referenzpunkt im Mangfallpark eingeweiht

Rosenheim – Das Problem ist weithin bekannt: Der Punkt auf dem Display des Navigationssystems verläuft plötzlich jenseits der Straße, auf der man eigentlich unterwegs ist oder das Gerät findet den aktuellen Standort nicht mehr – bei Fahrradtouren, beim Wandern oder bei Autofahrten. Meistens in einer Gegend in der dann auch noch das Mobilfunknetz nicht das beste ist.

Umwege und Ärger sind vorprogrammiert. Der Grund hierfür sei oftmals die Ungenauigkeit der Standortbestimmung der GPS-Empfänger, wie Falk Brem, Leiter des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Rosenheim, berichtet.

Zentimetergenaue
Standortkoordinaten

Diese Ungenauigkeiten von Handys, Smartwatches oder anderen Navigationsgeräten können nun allerdings in Rosenheim überprüft werden. Und zwar von jedem, der durch den Mangfallpark streift und ein Handy oder navigationstaugliches Gerät dabei hat. Dort haben Oberbürgermeister Andreas März, Landrat Otto Lederer, das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim und das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung einen geodätischen Referenzpunkt eingeweiht.

An diesem Kontrollpunkt am Ufer der Mangfall sind auf einer Metalltafel die „zentimetergenauen Standortkoordinaten“, die über eine spezielle Satellitenpositionierung bestimmt worden sind, eingraviert. „Diese können dann mit den in den Karten-Apps angezeigten Koordinaten verglichen werden“, sagt Brem.

„Heutzutage verlässt sich jeder darauf, wenn man eine Adresse ins Handy eingibt, dass man auch genau da herauskommt“, sagt Andreas März, Oberbürgermeister der Stadt Rosenheim, während der Einweihung des Messpunktes. Auch er habe bisher noch nicht weiter darüber nachgedacht, dass Navigationsgeräte nicht immer den tatsächlichen Standpunkt wiedergeben. Für Laien sei das auch selten bedenklich, betont der Rathauschef. „Wenn man aber zum Beispiel an die Bergwacht denkt, die auf der Suche nach vermissten Bergsteigern ist, ist es schon wichtig zu wissen, wie weit eine Ungenauigkeit vorhanden ist“, sagt März.

Umso besser stehe es der Stadt zu Gesicht, nun einen solchen geodätischen Referenzpunkt zu haben. „Denn der Punkt ist sozusagen Rosenheims direkte Verbindung ins Weltall“, sagt der Oberbürgermeister und lacht. Was zunächst ein wenig weit hergeholt klingen mag, ist gar nicht so abwegig. Denn die Ortung der Endgeräte funktioniert über ein globales Navigationssatellitensystem. Rund 100 Satelliten kreisen dafür in 20000 Kilometer Höhe über der Erde.

„Die Genauigkeit der Positionsbestimmung hängt nun davon ab, wie viele Satelliten in dem Moment von den Geräten empfangen werden können“, erklärt Ferdinand Roßmeier, Vizepräsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Besonders in Bergtälern oder auch in engen Großstädten sei der Satellitenempfang daher nicht genau. So könne es vorkommen, dass der bunte Punkt in den Apps auch mal zehn bis 15 Meter von der tatsächlichen Position abweiche, so Roßmeier. Idealerweise seien es nur wenige Meter oder der exakte Punkt. „Hier im Mangfallpark sollte das auch der Fall sein, da der Standort unter freiem Himmel optimal gewählt ist.“

Inzwischen gibt es 73 dieser Referenzpunkte in ganz Bayern, der erste sei im Jahr 2013 eingerichtet worden. Rosenheims Nachbarlandkreise Miesbach, Traunstein und Ebersberg haben bereits seit einiger Zeit einen Referenzpunkt, wie ein Blick auf den „BayernAtlas“, der digitalen Karte des Landesamts für Digitalisierung, zeigt. „Die Vorstellung des bayerischen Finanzministeriums ist, dass alle Landkreise zumindest einen dieser Referenzpunkte haben“, sagt Falk Brem. Der Amtsleiter betont aber auch, dass die Genauigkeit der Standortsuche auf den Handys durch den neuen geodätischen Referenzpunkt nicht verbessert werde. „Das dient mehr der Aufklärungsarbeit über unsere Koordinaten- und Ortungssysteme und dass es ein Bewusstsein für diese Thematik gibt.“ Mobile Endgeräte könnten nämlich nicht so kalibriert werden, dass sie jedes Mal den genauen Standort anzeigten.

Oberbürgermeister
meterweit daneben

Diese Erfahrung musste auch Oberbürgermeister März machen, der einen Selbsttest mit seinem Smartphone vornahm. „Die Anwendung auf dem Handy ist wirklich einfach, aber mein Standort lag gleich mal zwischen drei und sieben Metern daneben.“

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