Rosenheim – Er gehört zu den ältesten Bürgern Rosenheims: Jetzt hat Adalbert Wilhelm seinen 101. Geburtstag gefeiert. Über einen Mann, der viel erlebt hat und trotz zahlreicher Schicksalsschläge niemals den Lebensmut verloren hat – aus gleich mehreren Gründen.
Unterstützung bei
kleineren Reparaturen
Adalbert Wilhelm erzählt gerne und viel. Vor allem über den Krieg. Er sitzt am Esstisch, vor ihm auf dem Tisch stehen zahlreiche Geschenke. Um ihn herum hat sich seine Familie versammelt. Da sind die Enkel und deren Partner. Die beiden Urenkel und der Kater, der es sich unter dem Stuhl des Jubilars gemütlich gemacht hat. „Ich mache viel mit meiner Familie. Sie sind immer für mich da“, sagt Adalbert Wilhelm. Sei es, um ihm beim Einkaufen zu helfen, bei kleineren Reparaturen im Haus oder einfach zum Erzählen.
Denn zu erzählen hat der 101-Jährige viel. Aufgewachsen im ehemaligen Jugoslawien, nah der ungarischen Grenze, hat er bereits früh seine Eltern verloren – seine Mutter mit zwei, seinen Vater im Alter von 14 Jahren. „Mein Onkel hat mich dann aufgenommen“, erinnert sich Wilhelm. Er sei es auch gewesen, der sich auf die Suche nach einer Lehrstelle für seinen Neffen gemacht habe. „Er wollte, dass ich Schmied lerne. Aber man hat mir vor Ort direkt gesagt, dass ich zu klein und zu schwach bin“, sagt Wilhelm. Versucht in dem Beruf habe er sich trotzdem, doch nach drei Hammerschlägen musste sich auch Adalbert Wilhelm eingestehen, dass er nicht der Richtige für den Job ist.
Stattdessen hilft er bei einem Bauern aus, bevor er zur Musterung nach Ungarn kommt – ohne auch nur ein Wort Ungarisch zu sprechen. Im Alter von 20 Jahren schließt er sich der deutschen Wehrmacht an und wird von 1942 bis 1944 in Russland stationiert. Nach einer einjährigen Kriegsgefangenschaft durch die Amerikaner in Österreich zieht es Wilhelm zu Verwandten nach Vogtareuth. „Dort habe ich meine Frau kennengelernt“, sagt er. 1946 gaben sich die beiden das Jawort.
Während seine Frau ein Jahr später mit der ersten Tochter schwanger ist, geht Adalbert Wilhelm seiner Arbeit als Schreiner nach. Es folgt der Umzug nach Rosenheim, die Geburt der zweiten Tochter und das erste Enkelkind. Er erzählt von den jährlichen Urlaubsreisen mit der Familie und dem Tod seiner Frau vor elf Jahren. „Das Leben ist dann so weitergegangen“, sagt Adalbert Wilhelm. Kurz ist es leise im Raum. „Das letzte Jahr war schlimm“, fährt der 101-Jährige schließlich fort. Sein Schwiegersohn sei gestorben, kurz danach seine Tochter. Gemeinsam habe sich die Familie durch die schwere Zeit hindurchgeholfen. Da hilft es auch, dass eine Enkeltochter direkt im Haus nebenan wohnt.
Schwierigkeiten
mit dem Hören
Wenn Adalbert Wilhelm nichts mit seiner Familie unternimmt, kocht er und kümmert sich um den Haushalt. Bis vor einigen Wochen sei er zudem regelmäßig mit dem Fahrrad durch die Stadt gefahren. „Das haben wir ihm mittlerweile verboten“, heißt es von den Enkeln. Denn Adalbert Wilhelm hat Schwierigkeiten mit dem Hören. Doch gegen das Tragen eines Hörgeräts sträubt er sich. Zu eitel sei er dafür. Was er hören wolle, höre er auch. Wie beispielsweise die Glückwünsche von Oberbürgermeister Andreas März (CSU).
„Jetzt bin ich ein alter Mann“, sagt Adalbert Wilhelm. Fit sei er noch immer – auch dank der morgendlichen Gymnastikübungen.