Oma Mia mit 101 Jahren mit Enkelin Anja auf der Terrasse des Ferienapartments auf Gran Canaria.
Rosenheim – Mit dem Buch „Oma, die Nachtcreme ist für 30-Jährige“ wurde Anja Fritzsche zur Spiegel-Bestseller-Autorin. Jetzt hat sie ein neues Buch geschrieben. Darin erzählt sie die Geschichte ihrer beiden über 100-jährigen Großmütter zu Ende. Über Lebensweisheiten von Rosenheims bekanntesten Omas.
Ein Treffen mit Manuel Neuer
Eigentlich hatte Anja Fritzsche gar nicht vor, ein zweites Buch zu schreiben. „Als meine Oma Maria im Alter von 108 Jahren gestorben ist, war für mich eine Fortsetzung zunächst erledigt“, erinnert sich die gebürtige Rosenheimerin. Auch, weil Oma Maria der Star des ersten Buches gewesen sei. Aus guten Gründen: Mit 102 überstand sie eine Herz-OP, mit 106 besuchte sie als FC-Bayern-Fan zum ersten Mal die Allianz-Arena und lernte Torhüter Manuel Neuer persönlich kennen. In den sozialen Medien hatte sie über 5500 Fans, die sie mit ihrem Humor, ihrer Lebensfreude und ihrer ironischen Schlagfertigkeit um den Finger wickelte.
Einladung von Günther Jauch
Es folgten Anfragen von verschiedenen Fernsehsendern, Verlagen und schließlich der Entschluss, ein Buch zu schreiben – gefüllt mit zahlreichen Anekdoten und Kurzgeschichten über das Leben ihrer 107-jährigen Oma Maria. „Das Buch ist wahnsinnig gut angekommen“, erinnert sich Anja Fritzsche. Deutschlandweit hätten Medien über sie und ihre Oma berichtet. Sogar Fernsehmoderator Günther Jauch habe die beiden Frauen zu seinem großen Jahresrückblick eingeladen.
„Dazu ist es leider nie gekommen“, erinnert sich Anja Fritzsche. Oma Maria erholte sich von den Folgen eines Autounfalls am Irschenberg, bei denen die 107-Jährige auf dem Beifahrersitz saß, nicht mehr. Im Sommer 2018 starb sie – ein halbes Jahr nach dem Erscheinen des ersten Buches.
Doch die Nachfragen bleiben. „Viele wollten wissen, wie es mit den beiden Omas, aber auch in meinem persönlichen Leben weitergeht“, sagt Fritzsche. Und weil auch Oma Mia – die sich im ersten Buch aufgrund ihrer Alzheimer-Erkrankung eher im Hintergrund hielt – immer älter wurde, beschloss sie, eine Fortsetzung zu schreiben. Während des Lockdowns sortierte sie ihre Aufzeichnungen, schrieb neue Anekdoten auf und fasste die Lebensrezepte ihrer beiden Omas auf 240 Seiten zusammen. „Ich habe beispielsweise gelernt, wie Flirten im hohen Alter funktioniert“, sagt Anja Fritzsche und lacht. So habe Oma Maria ihren letzten, fast 20 Jahre jüngeren Liebhaber mit 82 gehabt. „Als sie ihm ihr Alter verraten hat, hat er den Kontakt abgebrochen.“ Was Oma Maria daraus gelernt hat? Das man nicht immer alles erzählen muss.
Und auch sonst haben Oma Maria und Oma Mia ihrer Enkelin allerhand mit auf den Weg gegeben: Dass gesunder Egoismus nicht verkehrt ist, man immer seiner Intuition folgen sollte und selber kochen besser ist als Fast Food. „Meine Omas haben nie in der Vergangenheit gelebt, sondern immer nach vorne geschaut“, sagt Anja Fritzsche. Sie seien positiv gewesen, hätten vieles mit Humor genommen und für alles einen passenden Spruch parat gehabt. Beispielsweise wenn es geregnet hat („Die Erde schenkt sich eben auch gerne einen ein“), es darum ging, ob Oma Maria aufs Klo muss („Nee, ich hab die Beine übereinandergeschlagen. Für heute geschlossen“) oder es um Tipps gegen das Älterwerden ging („Lächeln aufsetzen – gegen die Falten“).
Gemeinsame Reise nach Gran Canaria
In dem neuen Buch „Spätzchen, 109 ist doch kein Alter!“ erzählt Anja Fritzsche unter anderem, von der Anprobe ihres Hochzeitkleids – das, wenn es nach Oma Mia gegangen wäre, sie genauso gut hätte bei Karstadt kaufen können. Und vom ersten Gespräch beim Verlag und der letzten gemeinsamen Reise mit Oma Mia nach Gran Canaria.
„Eigentlich wollte ich ihr das Buch zu ihrem Geburtstag schenken“, sagt Anja Fritzsche. Weil sich die Veröffentlichung durch die Pandemie jedoch um ein Jahr nach hinten verschoben hat, hat sich dieser Wunsch nicht mehr erfüllt. 2021 stirbt Oma Mia.
„Ich vermisse die beiden und unsere Gespräche sehr“, sagt Anja Fritzsche. Wenn es besonders schlimm ist, blättert die 45-Jährige durch ihre beiden Bücher und erinnert sich an die gemeinsamen Momente. „Ich hatte das große Glück, gleich zwei Omas zu haben, die über 100 Jahre alt geworden sind.“ Die Erinnerung an beide lebt weiter – durch die beiden Bücher von Anja Fritzsche.