Rosenheim – Es wird kalt in Rosenheim. Doch nicht etwa, weil der Winter vor der Tür steht oder Energie gespart werden muss. Ganz im Gegenteil: Die neue „Eiszeit“ soll vielen Menschen helfen können. Am Freitag, 25. November, eröffnet an der Rathausstraße 14 eine Kältekammer. Eine Einrichtung, die ähnlich aufgebaut ist wie eine Sauna, in der den Betreibern zufolge verschiedene Krankheiten mittels einer Ganzkörper-Kältetherapie behandelt werden können – bei minus 90 Grad.
Vorreiter in Bergen
und Traunstein
„Die Behandlung in einer Kältekammer bringt viele Vorteile mit sich, das wollen wir den Rosenheimern nicht vorenthalten“, sagt Dominik Fortkord, Studiomanager der Kältekammer „Eiszeit Cryo“. Bereits seit zwei Jahren führen er und Michael Baldauf, Geschäftsführer des Unternehmens „Sunshine Financial Broker Services“, das die „Eiszeit“ betreibt, eine Kältekammer in Bergen im Landkreis Traunstein.
„Der Anfang war nicht leicht, da die Thematik für viele noch kein Begriff war“, sagt der Studiomanager. Inzwischen hätten sich die Vorzüge der Kältetherapie (Kryotherapie) herumgesprochen. So habe das Unternehmen mittlerweile einen Kundenstamm von 1000 Personen. Über die sozialen Medien sei Fortkord, der in der Gesundheits- und Fitnessbranche gelernt hat, auf die Behandlungstechnik aufmerksam geworden. „Vor allem über Amerika, da das Land beim Einsatz der Kältekammer der Spitzenreiter ist“, sagt Fortkord. Dort werde die Kälte insbesondere zur Regeneration und Vorbeugung von Verletzungen bei Profisportlern, beispielsweise im American Football, eingesetzt.
Fortkord und sein Team wollen aber nicht nur Sportlern, sondern „möglichst vielen Menschen helfen“. Denn eigentlich komme die Kältetherapie vorrangig bei der Behandlung von Rheuma- und Arthrosebeschwerden zum Einsatz. Aber auch Erkrankungen wie unter anderem Neurodermitis, Migräne oder auch Schlafstörungen und Stresssymptome sollen Fortkord zufolge therapiert werden können.
Bei der Kryotherapie nutze man einen Kältereiz, um die Beschwerden und Erkrankungen zu mildern. Die elektronisch betriebene Ganzkörper-Kältekammer, die einem „übergroßen Weinkühlschrank in der Größe einer Duschkabine für zwei Personen gleicht“, wird auf mindestens minus 85 Grad heruntergekühlt. „Durch den abrupten Temperaturunterschied werden im Körper verschiedenste Prozesse eingeleitet, die eine heilende Wirkung haben“, erklärt Fortkord.
Dem Körper werde mit der extremen und trockenen Kälte eine „Notsituation vorgespielt, in der die körpereigenen Naturheilkräfte mit wenig Aufwand angeregt werden“. Insbesondere auf die Durchblutung und die Gelenke habe die Kältetherapie einen „belebenden Effekt“.
Eine Behandlung in der Kältekammer, die nur mit Badebekleidung, festen Schuhen, Handschuhen sowie einem Schutz für die empfindlichen Köperstellen am Kopf stehend betreten wird, dauere drei Minuten und könne mehrmals die Woche wiederholt werden. „Der Vorteil ist, dass die Therapie medikamentenfrei ist und unserer Meinung nach sofortige Besserung verspricht“, betont Dominik Fortkord. Zudem verweist der Studiomanager auf internationale und nationale Studien zur Wirksamkeit der Kältetherapie, die auf der Internetseite der „Eiszeit Cryo“ aufgelistet sind.
Ob und inwieweit die Kryotherapie Menschen aus medizinischer Sicht helfen kann, wollten Rosenheimer Ärzte auf OVB-Nachfrage nicht beantworten, da dies ein spezieller Fachbereich der Medizin sei.
Für Rheuma- und
Gelenkbeschwerden
Für Roland Ihrenberger, Eigentümer der Räume an der Rathausstraße 14, ist die Kältebehandlung eine „zukunftsweisende Technik“. Zudem sei der Standort der neuen Kältekammer ein Vorteil. „Durch die Nähe zum Rosenheimer Zentrum und dem Busbahnhof wird das Angebot für Menschen, die unter Rheuma- oder Gelenkbeschwerden leiden, interessant, da der Fußweg zur ‚Eiszeit‘ sehr kurz ist“, betont er. Besonders freue es ihn, dass auch Firmen mit neuartigen Ideen in die Rosenheimer Innenstadt kommen und so zum Stadtbild beitragen.
Das bedeutet auf der anderen Seite: Es ziehen sich auch Unternehmen aus Rosenheim zurück. So zog erst Ende Oktober ein regionales Busunternehmen aus den Räumen an der Rathausstraße aus. Zu den Gründen des Auszuges wollte sich die Firma auf Nachfrage nicht äußern.
Für Eigentümer Roland Ihrenberger sei dies trotz der Vorfreude auf das neue Projekt auch ein wenig traurig: „Wenn die Geschäftsbeziehung nach 30 Jahren endet, ist ein Stück Wehmut dabei.“