Rosenheim – Der Duschl-Bräu ist eine Rosenheimer Institution – genau wie sein langjähriger Wirt Vitus Mitterfellner. Jetzt ist der gelernte Metzgermeister im Alter von 86 Jahren verstorben. Aber seine Söhne führen sein Erbe weiter.
Der Duschl-Bräu ist seit 1922 in Betrieb. Damals war er noch deutlich größer und eine klassische Bierhalle. 180 Plätze schätzt Vitus Mitterfellner Junior, Sohn des Verstorbenen. Hunderte Liter Bier am Tag flossen durch die Zapfhähne des Lokals am Max-Josefs-Platz, aber damals, erklärt er, sei der Duschl-Bräu ja auch eines von zwei Wirtshäusern am Max-Josefs-Platz gewesen. Das Lokal brummte und die Familie bekam einen Enkel: Vitus Mitterfellner wurde am 10. April 1936 geboren. Der junge Vitus machte eine Metzgerlehre im heimischen Betrieb. „Harte Jahre sind das gewesen“, hat er gesagt, erzählt Ehefrau Juliane, aber er habe daraus gelernt.
Mitterfellner machte seinen Meister im Metzgerhandwerk in Augsburg. Beim Metzgerball lernte er 1961 Juliane kennen. In der Pause sang sie mit ihrem Bruder auf der Bühne, ein Jahr zuvor war sie Ballkönigin gewesen. „Wir haben uns gleich verliebt“, gesteht sie. Sieben Monate später wurde geheiratet – da war Juliane schon schwanger: Im Dezember erblickte die Tochter das Licht der Welt. „Das ging ja damals gar nicht anders. Unverheiratet Kinder bekommen kam gar nicht infrage“, erinnert sich Juliane Mitterfellner.
Zwei Jahre später folgte der erste Sohn, Vitus, und 1965 der zweite, Peter. Vergangenen Sommer feierte das Paar noch seine diamantene Hochzeit. Als Peter zur Welt kam, war Vitus bereits nicht mehr in erster Linie Metzger, sondern auch Wirt des Duschl-Bräu. 1964 übernahm das Ehepaar das Lokal von Vitus‘ Eltern, die wiederum das Lokal von Vitus‘ Großeltern übernommen hatten. Und nicht nur das: Über die Jahre unterhielt die junge Familie immer wieder noch andere Lokale: Unter anderem leiteten sie die Küche in der Inntalhalle und betrieben auch das Tanzlokal Heuboden. „Da ging es immer wild her“, erzählt Juliane. Und Vitus Mitterfellner war immer mittendrin.
Im Fasching machte er mitunter nachmittags 4000 Weißwürste, damit die Feiernden in der Früh genug zu essen hatten. Viel Arbeit sei es gewesen, erinnert sich Juliane, und die Kinder waren immer mit dabei. Alle drei halfen mit, alle drei lernten Gastronomieberufe. Peter und Vitus sind inzwischen selbst Gastronomen.
1985 kommt es dann im Duschl-Bräu zur Katastrophe, das Lokal brennt ab. Peter erinnert sich, wie er morgens von der Arbeit nach Hause kam und vor dem abgebrannten Lokal stand: „Wir haben plötzlich nix mehr gehabt – nur das, was man anhat.“ Beim Neubau wurde das Lokal umgestaltet. Es wurde kleiner, ein Restaurant statt einer Bierhalle.
2012 hörten die beiden auf, Vitus Mitterfellner war da 76 Jahre alt, Juliane 70. Wenn Juliane Mitterfellner von den alten Zeiten erzählt, dann strahlt sie. In den Duschl-Bräu seien alle gekommen, der ein oder andere Rosenheimer Oberbürgermeister ebenso wie Trachtler und junge Feiernde. Es seien gute Jahre gewesen – trotz des Brandes, trotz der vielen Arbeit. Vitus Mitterfellner hinterlässt seine Frau, drei Kinder und acht Enkel.