„Die Stimme ist das schönste Instrument“

von Redaktion

Rosenheimerin Judith Reitelbach ist im Präsidium des deutschen Chorverbands

Rosenheim – Seit September ist Judith Reitelbach in Rosenheim und quasi zeitgleich im Präsidium des Deutschen Chorverbands. Das gemeinsame Singen hat der gebürtigen Fränkin das Ankommen in Rosenheim sehr erleichtert.

Judith Reitelbach ist in Rosenheim angekommen. Und das wundert einen auch nicht, wenn man mit ihr spricht: Reitelbach ist freundlich, offen, selbstbewusst und humorvoll. Aber dass das Ankommen so schnell ging, liegt nicht nur an ihrem Naturell. Geholfen hat auch ihr Hobby: Die Logopädin singt im Chor der TH-Rosenheim. Eine Leidenschaft, die ihr schon in die Wiege gelegt wurde und die sie in den Vorstand des deutschen Chorverbands gebracht hat.

Zuhause in einer Studentenstadt

Anfang September beginnt sie ihren neuen Job bei den Schön Kliniken in Bad Aibling. Sie lebt allerdings in Rosenheim: „Ich habe vorher in Bamberg gelebt und mir gefiel die Idee wieder in einer Studentenstadt zu wohnen“, erzählt sie. Und gleich nach Wohnung und Job, hat sie sich einen neuen Chor gesucht. Seit frühester Kindheit singt Reitelbach in Chören. „Meine Mutter hat eine Singschule geleitet“, erzählt die gebürtige Fränkin und sie selbst zeigt Talent und wird in den fränkischen Auswahlchor aufgenommen.

Ihr eigenes Engagement beginnt dann so wie viele ehrenamtliche Tätigkeiten beginnen – mit Einspringen. Ein Kinderchor braucht Unterstützung, und Reitelbach – obwohl sie nicht mal 20 ist, ist sie bereits eine erfahrene Sängerin und hat dank ihrer Ausbildung pädagogische Kenntnisse – hilft sofort mit. Ihr Engagement wächst und wächst bis zur Präsidentin der Chorjugend im fränkischen Sängerbund. Ein Amt, das sie nun abgegeben hat, um gleich das nächste anzunehmen: Finanzvorstand der deutschen Chorjugend und damit einhergehend auch ein Posten im Präsidium des deutschen Chorverbands, dem unter anderem auch der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff angehört: „Ohne Ehrenamt gibt es mich nicht“, hält Reitelbach fest.

Und für die deutschen Chöre gibt es einiges zu tun: „Corona hat uns hart getroffen“, sagt Reitelbach. Denn schließlich fliegen beim Singen die Aerosole stärker durch die Luft und dementsprechend mussten Chöre länger still halten als andere Vereine. Und online? Naja, sagt Reitelbach, das gehe schon, aber es sei nicht so einfach: Zum einen, weil die Latenzzeiten bei den Übertragungen dann doch zu groß sind, wenn man gemeinsam singt, und zum anderen sei es eben nicht das Gleiche. „Gemeinsames Singen ist für mich Gänsehaut pur“, berichtet sie. „Wo hat man sonst eine so tiefe Verbindung zu 30 bis 40 anderen Menschen?“

Insbesondere bei den Jugendchören gibt es Nachwuchssorgen. „Vor Corona hatten wir über 100000 Mitglieder“, sagt sie, jetzt liege man deutlich darunter. Das liege eben auch an zwei verlorenen Jahren, das ist gerade im Jugendbereich eine lange Zeit. Denn innerhalb von zwei Jahren ist so mancher Sänger den Jugendchören bereits entwachsen. Dabei unternimmt die deutsche Chorjugend bereits einiges: Es wird in Freizeitparks gesungen und der Singbus tourt durch die Republik.

Aber für Reitelbach ist das noch nicht genug. „Die Frage ‚wo bleibt der Nachwuchs?‘ geht nicht weit genug“, sagt sie, „stattdessen sollten wir uns fragen wo wir hingehen.“ Für Reitelbach ist die Vielfalt in der deutschen Chorlandschaft der größte Trumpf: „Es gibt Heavy-Metal-Chöre, klassische Oratorien. Bei einem Chorfestival liegen zwischen dem Lied über die kleine Schnecke, einem Rap und einer Bachkantate manchmal keine zehn Minuten.“ Da sei eben für jeden was dabei.

Und in einem Chor singen sollte sowieso jeder, erklärt sie lachend. Singen mache gesund, helfe bei Atemwegsbeschwerden und es würden Glückshormone ausgestrahlt. Chöre gäben zudem Antworten auf Fragen unserer Zeit. Zum Beispiel bei der gestiegenen Mobilität – ob freiwillig oder gezwungen: Neue Menschen kennenzulernen sei oft eine Herausforderung, aber „in einem Chor da trifft man gleich 30 andere.“

Einsatz beim
Weihnachtskonzert

Sowie eben Reitelbach selbst. Und sie ergänzt: „Jeder Mensch kann singen. Die Stimme ist eines der schönsten Instrumente, probieren Sie es aus.“ Zu hören ist Reitelbachs Stimme mit vielen anderen auch nun bereits am 14. Dezember beim Weihnachtskonzert des Hochschulchors.

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