Inklusiver Kletterhalle in Bad Aibling machen Kosten zu schaffen

von Redaktion

Projekt wird vom Verein „Stützpunkt Inntal“ gebaut – Mittlerweile mit dem Bayerischen Innovationspreis ausgezeichnet

Bad Aibling – „Warum steht so eine tolle Halle eigentlich in Bad Aibling und nicht bei uns in Rosenheim?“, fragt Anton Heindl mit einem Schmunzeln im Gesicht, während er über die Baustelle geführt wird. Der ehemalige Zweite Bürgermeister von Rosenheim machte sich kürzlich selbst ein Bild von dem einmaligen Projekt in der Kurstadt und will Aufmerksamkeit erzeugen. Denn: Die bundesweit erste Inklusionskletterhalle – mittlerweile mit dem Bayerischen Innovationspreis Ehrenamt ausgezeichnet – hätte ursprünglich bereits im Sommer in Betrieb gehen sollen. Nun steht die Öffnung kurz bevor, doch auf der Zielgeraden ist das Geld knapp geworden.

Geplant wird
seit sechs Jahren

Der Verein „Stützpunkt Inntal“ baut im Sportpark Bad Aibling die „Inklusive Kletterhalle“. Die Planungen laufen bereits seit fast sechs Jahren. Wenn alles fertig ist, sollen dort nicht nur Menschen mit und ohne Behinderung klettern können, es sollen hier auch Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten. Kurz gesagt: Es soll eine Sportstätte für jedermann sein. „Und zwar wirklich offen für alle – für Menschen mit und ohne Behinderung, Anfänger, und Leute, die schon lange klettern“, sagt Vereinsvorsitzende Natascha Haug.

Das finanziell durch Förderungen, Sponsoren und Spenden getragene Projekt „Basislager“ ist vor Baubeginn mit einer Kalkulation von 4,8 Millionen Euro „ins Rennen gegangen“. Mittlerweile, so Vorsitzende Haug, sind es rund 6,5 Millionen. „Der Grund für diesen Anstieg sind die Preisexplosionen, gerade in den letzten Wochen und Monaten.“ Beispielhaft nennt Haug etwa die mit 50000 Euro veranschlagte Innentreppe, die mittlerweile mehr als das Dreifache koste. „So schnell, wie die Preise steigen, können wir gar nicht Spenden sammeln gehen“, sagt Haug.

Das Team um Vorsitzende Natascha Haug, ihrem Mann Achim als Geschäftsführer und Katja Müller musste deshalb „kürzen und schieben, was geht“. So verzichte man zunächst auf die Fenster im Treppenhaus oder eine Kletterwand im Außenbereich. Letztere soll jedoch im Nachgang angebracht werden. „Das sind aber Dinge, die wir jetzt im Winter ohnehin noch nicht brauchten“, sagt Haug.

Denn auch wenn derzeit noch Höchstbetrieb auf der Baustelle herrscht, soll die Kletterhalle noch in diesem Jahr öffnen. „Das Ding wird vor Weihnachten aufmachen“, legt sich Natascha Haug fest, wohlwissend, dass die kommenden Wochen sehr anstrengend werden. Planmäßiger Öffnungstag ist der 17. Dezember. So wolle man unbedingt auch noch das Weihnachtsgeschäft und die wichtige Ferienzeit mitnehmen.

Wie Haug erklärt, werde man in Absprache mit der Bank die Kletterhalle zwar trotz eines fehlenden Betrages öffnen können. Klar ist aber auch: „Es wäre sensationell, wenn wir noch 200000 bis 250000 Euro einsammeln könnten.“ Deshalb hoffen die Organisatoren noch einmal auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Die rund 300 Vereinsmitglieder hätten ihren Anteil jedenfalls bereits auf beeindruckende Weise geleistet. „Wir haben die Mitglieder vor einer Woche informiert und es sind 150000 Euro zusammengekommen“, sagt Haug stolz.

Damit kurz vor der geplanten Öffnung noch genügend Unterstützer zusammenkommen, will auch Anton Heindl auf das „tolle Projekt“ aufmerksam machen. „Denn wenn sich das erst mal rumgesprochen hat, werden hier sicher viele Menschen herkommen“, so Heindl.

Gerade dass die Kletterhalle unter anderem auch ein Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigungen ist, findet Heindl immens wertvoll. „Ich kenne Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderungen arbeiten, da geht es teilweise zu wie am Fließband.“ Die inklusive Kletterhalle soll genau hierfür eine attraktive Alternative sein. Und hier, das betont Vorsitzende Haug, lege man großen Wert darauf, dass sich alle Mitarbeiter – mit oder ohne Behinderung – auf Augenhöhe begegnen.

Einer der Mitarbeiter, die im Dezember starten, ist Tobias Mettke. Der 19-Jährige hat eine Seh- und Lernbehinderung und macht derzeit noch ein Praktikum in einer Küche. „Ich freue mich darauf, wenn es hier losgeht“, sagt er. Sein Tätigkeitsfeld wird der Theken- und Tresenbereich sein. Dass er schon jetzt vollauf integriert ist, zeigt die Tatsache, dass seine regelmäßig gebackenen Kuchen sehr gut auf der Baustelle ankommen. „Natürlich ist es auch für unsere Mitarbeiter immens wichtig, dass es auch wirklich im Dezember losgehen kann“, betont Natascha Haug. Eines will sie noch unbedingt loswerden. So sei man in der Bauphase natürlich auf viele Geldgeber angewiesen. „Der Betrieb selbst ist aber dann so ausgerichtet, dass wir uns selber finanzieren können.“

Das „Basislager“

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