Kita-Situation bleibt angespannt

von Redaktion

Stadt stellt zahlreiche Lösungen vor – Neues Online-Anmeldeportal geplant

Rosenheim –Verkürzte Öffnungszeiten, fehlende Kitaplätze und unbesetzte Erzieher-Stellen: Bei der Kinderbetreuung in Rosenheim ist noch Luft nach oben. Jetzt hat die Stadt einige Lösungen vorgestellt.

Angela Tombrink weiß, dass die Betreuung und Förderung in den Kindergärten der Stadt nicht immer optimal funktioniert. Sie ist Mutter zweier Kinder, kann sich gut in die Situation vieler Familien in Rosenheim einfühlen. Aus diesem Grund hat sie gemeinsam mit Heide Bergdolt und Hoodo Ibrahim in der jüngsten Bürgerversammlung einen Antrag gestellt. Ihre Forderung: Für jedes Kind im Stadtgebiet soll, so wie es rechtlicher Anspruch ist, ein Kindergartenplatz geschaffen werden. Dieser soll sich in unmittelbarer Nähe zur Wohnadresse befinden und im jeweils erforderlichen zeitlichen Umfang zur Verfügung stehen.

Alle Rechtsansprüche
wurden erfüllt

„Bisher ist es uns immer gelungen, jedes Kind unterbringen zu können“, sagte Bürgermeister Daniel Artmann (CSU) während der Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugendliche und Familien. Er erinnerte daran, dass es mit der Schaffung zusätzlicher Plätze in der Kindertagesbetreuung und in der Kindertagespflege gelungen sei, dass für das Kita-Jahr 2022/2023 alle Rechtsansprüche auf einen Kita-Platz erfüllt werden.

Keinen Rechtsanspruch gebe es seinen Angaben zufolge jedoch auf einen Kita-Platz in unmittelbarer Wohnortnähe. Zumal innerhalb der Stadt eine gute Erreichbarkeit bestehe. „Wir müssen uns an der Verfügbarkeit der für einen Kita-Betrieb geeigneten Grundstücke und Bestandsgebäude orientieren“, heißt es aus dem Rathaus. Laut Bürgermeister Artmann sei es deshalb schwer, jedem Bürger einen Kitaplatz vor der Haustür anzubieten.

Neben der Schaffung von neuen Plätzen plant die Stadt für das kommende Jahr in Zusammenarbeit mit der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) ein Kita-Online-Anmeldeportal. Auf der Website können Eltern ihren Kitaplatz anmelden und ihre Kontaktdaten hinterlassen. Kita-Leiter und Träger können so sehen, wie hoch der Bedarf ist und können die Eltern anschließend informieren, sollte der Wunsch-Kita-Platz nicht verfügbar sein.

Des Weiteren soll das Amt für Kinderbetreuung im kommenden Jahr neu strukturiert werden. Derzeit ist das Sachgebiet Kinderbetreuung im Amt für Schulen, Kinderbetreuung und Sport für 37 Kindertageseinrichtungen in Freier Trägerschaft als Rechts- und Fachaufsicht und für sieben Kindertageseinrichtungen als städtischer Träger zuständig. Insgesamt werden laut Verwaltung 2500 Kinder im Vorschulalter und 120 Kinder in der Tagespflege betreut. Tendenz steigend.

Durch die Übernahme der Trägerschaft der Kinderkrippe Innzwerge und des Waldkindergartens durch die Stadt Rosenheim zum 1. September 2022 verwaltet das Sachgebiet Kinderbetreuung derzeit 118 Stellen im Pädagogik- und Verwaltungsbereich.

Um die steigenden Arbeitsanforderungen im Kita- Bereich in Zukunft noch besser stemmen zu können, wurde eine Neustrukturierung beschlossen. Das Amt für Kinderbetreuung wird am 1. Januar 2023 gegründet. Die Leitung übernimmt Sabine Hilger. Die 120 Mitarbeiter des jetzigen Sachgebietes Kinderbetreuung werden der Verwaltung zufolge komplett in das neue Amt für Kinderbetreuung wechseln.

Lob für den Einsatz der Verwaltung gab es von Stadträtin Sandrine Liersch (Grüne). So sei die Stadt „viele Wege gegangen, um mehr Kitaplätze zu schaffen“. Sie könne nachvollziehen, dass es schwer sei, alle Kinder in ihrer Wunsch-Kita unterzubringen, erkundigte sich aber, ob es nicht die Möglichkeit eines Shuttle-Service gebe. So sei es vielen Eltern aufgrund fehlender Mobilität nicht möglich, ihre Kinder in eine Kita auf der anderen Seite der Stadt zu bringen. Laut Sabine Hilger hätte es in der jüngsten Vergangenheit lediglich drei Anfragen von Eltern gegeben, die mit der Erreichbarkeit ihres Kita-Platzes Schwierigkeiten hatten. Hier werde versucht, über die jeweiligen Sozialraumteams eine Lösung zu finden.

Insgesamt habe es nach der Verteilung der Kita-Plätze 300 Kinder ohne Platz gegeben. Die Verwaltung habe die Eltern daraufhin sowohl schriftlich als auch telefonisch versucht zu erreichen. 150 hätten sich zurückgemeldet, die versorgt werden konnten. „Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass die Eltern wissen, dass die Stadt sie nicht im Stich lässt und die Kinder auf der Strecke bleiben“, sagte Stadträtin Elisabeth Jordan (SPD) während der Sitzung. Sie erinnerte aber auch daran, dass die Personalsituation nach wie vor prekär sei.

Auch hier arbeitet die Verwaltung an einer Lösung. So sei man unter anderem in Kontakt mit der Agentur für Arbeit sowie dem Verein „Pro Arbeit“. Ziel sei zum einen, junge Menschen für die Arbeit in Kitas zu gewinnen, aber auch ukrainische Mütter, die als „dritte helfende Hand“ Erzieher entlasten könnten. Des Weiteren sei man gerade dabei, einen Imagefilm zu kreieren, der den „Beruf näher an die Bürger bringen soll“. Lob für diese Maßnahmen gab es von Ulrike Plankl (CSU): „Es ist wichtig, die Situation positiv nach außen zu tragen. Es ist ein schöner Beruf, der auch nicht so schlecht bezahlt wird.“

Monatliche Zulagen
und Erholungstage

In Sachen Bezahlung hat sich seit dem 1. Juli laut Sabine Hilger ohnehin einiges getan. So gibt es monatliche Zulagen je nach Eingruppierungen in Höhe von 130 beziehungsweise 180 Euro. Zudem erhalten pädagogische Kräfte seit dem 1. Januar 2022 zusätzlich zum Erholungsurlaub zwei Regenerationstage pro Kalenderjahr.

„Fest steht aber auch, dass wir mit Blick auf die momentane Situation noch mehr Plätze brauchen werden“, sagte Sandrine Liersch. Immer mehr Eltern müssten arbeiten gehen, um die anfallenden Mehrkosten stemmen zu können. Im Moment sei es ihren Angaben zufolge aber des Öfteren so, dass Elternteile ihre Arbeitszeit verkürzen müssen, weil die Öffnungszeiten der Kitas zum Teil zu kurz sind.

Mehrheitlich wurde der Antrag aus der Bürgerversammlung abgelehnt. „Dennoch ist bei uns der Eindruck entstanden, dass viele Maßnahmen seitens der Stadt auf den Weg gebracht werden, die zu einer besseren Situation führen werden“, sagt Angela Tombrink.

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