Rosenheim – Auch in Rosenheim gründen immer mehr Frauen eigene Betriebe. Wir haben mit einigen Gründerinnen gesprochen und nach Schwierigkeiten und Unterschieden zu Männern gefragt.
Schwerer Stand bei
Verhandlungen
„Man wird unterschätzt als Frau“, sagt Jasmin Bannas, Pächterin des Santas am Max-Josefs-Platz, und fügt hinzu: „Besonders in dem Alter.“ Gerade mal 24 Jahre jung war sie, als sie 2015 das Restaurant übernahm. Freilich bereits mit reichlich Erfahrung. Sie hatte in der Systemgastronomie gelernt, auch im Ausland gearbeitet und dann einen Hotel-Betriebswirt gemacht. Doch trotz dieser Erfahrung war der Anfang mühsam: „Man muss dann schon eine Weile durchhalten, damit die Leute wirklich anerkennen, dass man jetzt der Wirt vom Santa ist“, erzählt sie.
Und das gilt nicht nur für die Gäste. Auch in Verhandlungen mit Banken und Lieferanten hatte sie einen schweren Stand. „Aber die haben die Rechnung nicht mit mir gemacht“, sagt sie lachend und hält dann aber sehr ernst fest: „Man muss als Frau definitiv härter arbeiten als die Männer.“ Geholfen hat ihr sicherlich, dass ihr Vater auch selbstständig war – zwar in einer ganz anderen Branche, aber was es heißt selbstständig zu sein, war ihr bekannt.
Für Yvonne und Selina Weber ist die Haarboutique schon der zweite Laden. Den ersten machte Yvonne noch alleine auf. Vor sechs Jahren in Freilassing. Seit November begrüßt sie Kunden nun auch in der Prinzregentenstraße in Rosenheim – zusammen mit ihrer Tochter Selina, die von der Erzieherin zur Friseurin umsattelt. „Wir saßen zusammen und haben einfach so über die Zukunft geplaudert, da hat sich das so ergeben“, erzählt Yvonne.
Im Gegensatz zu Bannas vom Santa können die beiden sich nicht über die Männer beklagen. Und wie Männer gründen, wisse sie sowieso nicht, sagt Yvonne Weber lachend. Aber für sie sei wichtig gewesen, dass Familie und Job immer vereinbar bleiben. Schließlich sei sie zuerst Mutter und dann Unternehmerin.
Bundesweit gründen immer mehr Frauen Unternehmen. Waren 2005 noch nur 36 Prozent aller Unternehmungsgründungen von weiblicher Hand, sind es 2021 immerhin 42 Prozent. Allerdings arbeitet die Hälfte aller selbstständigen Frauen nur im Nebenerwerb, bei den Männern ist es gerade mal ein Fünftel der Selbstständigen. Die Zahl der Selbstständigen Frauen mit Angestellten ist in den vergangenen Jahren zwar nicht gestiegen, aber auch kaum gesunken. Bei den Männern ist die Zahl in der letzten Dekade von 1,4 Millionen auf gut eine Million gesunken. Im laufenden Jahr wagten in Rosenheim gut 520 Männer die Unternehmensgründung und nur gut 220 Frauen – das liegt unter dem bundesdeutschen Schnitt.
Christine Weindl kennt das Gefühl schon, mehr leisten zu müssen als die Männer: „Man muss als Frau schon ein bisschen mehr in Vorleistung gehen“, sagt die Inhaberin von Optique in der Gillitzerstraße. „Aber Leidenschaft und Herzblut“, sagt sie, „schwappen geschlechtsneutral rüber.“ Und weil sie Herzblut und Leidenschaft mitbringt, stört sie auch nicht das berühmte „selbst und ständig“.
Ehrlichkeit und
persönliche Beratung
Von der Kompetenz überzeugen sich die Kunden schnell, schließlich hat sie 23 Jahre Erfahrung. Auch wenn es ihren Laden erst seit gut acht Wochen gibt. Aber dabei hat sie es ganz altmodisch aufgezogen, „wie ein Optiker vor 20 Jahren“, sagt sie. Aber es geht um die persönliche Beratung, die Ehrlichkeit. Etwas das sie vermehrt in der Rosenheimer Innenstadt bemerkt. „Da sind viele junge Menschen, die Wert auf das Persönliche legen“, sagt sie.
Nach acht Wochen lässt sich freilich noch kein Fazit ziehen, aber Stand jetzt ist Weindl glücklich mit ihrer Entscheidung. Genau wie Mutter und Tochter Weber und Jasmin Bannas: „Das war die beste Entscheidung meines Lebens.“