Kommet ihr Sänger, oh kommet zuhauf

von Redaktion

Nach zwei Jahren Corona-Pause findet wieder das OVB-Weihnachtssingen in der Hafnerstraße statt

Rosenheim – Das OVB-Weihnachtssingen ist zurück. Nach zwei Jahren Corona-Pause sangen am Mittwochabend wieder rund 200 Menschen zusammen deutsche und bayerische Weihnachtslieder und stimmten sich auf die stade Zeit ein. Trotz eher weniger winterlichem Wetter sorgten Klassiker wie „Kling Glöckchen“ und „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ sowie Punsch und Lebkuchen für eine besinnliche Stimmung.

Akkordeon- und
Gitarrenklänge

„Jeder sollte in ein grünes Liederheft hineinschauen können“, ruft Ernst Schusser, Volksmusikpfleger des Landkreises Rosenheim, der erwartungsvollen Menge vor dem OVB-Medienhaus in der Hafnerstraße zu. Die Vorfreude ist den Menschen nach der langen Pause anzusehen. Aus allen Generationen sind sie gekommen – von Jung bis Alt. Selbst ein Hund ist dabei. Auch unter den Singenden: Stammgast Anton Heindl, ehemaliger Zweiter Bürgermeister der Stadt Rosenheim.

„Schee, dassd’s eich wieda Zeit nehmts fürs Singa“, sagt Schusser. Er hängt sich sein Akkordeon um und beginnt zu spielen. Die ersten Töne erklingen. Eva Bruckner begleitet ihn auf der Gitarre. „Wia hoaßt des Liad?“, fragt Schusser. „Alle Jahre wieder“, rufen ihm die Menschen zu. Danach steigen sie im Chor in die erste Strophe ein. Schusser singt lautstark vor. Die meisten kennen das beliebte Weihnachtslied. Fast alle singen mit. Der eine mehr, der andere weniger. Schusser fordert die Menschen auf, näher zusammenzurücken. „Dann klingt’s besser und ich spuck auch nur 1,20 Meter weit“, sagt er und lacht.

Bereits zum 18. Mal findet das Weihnachtssingen statt. Ohne Corona hätte es schon das 20-jährige Jubiläum gegeben. „Singen ist das einfachste der Welt“, sagt Schusser, „und man lernt Toleranz. Vor allem wenn der Nachbar mitsingt.“ Es wird gelacht. Schusser stimmt das nächste Lied „Zu Bethlehem geboren“ an. „Auf welcher Seite steht’s?“, fragt er. „Seite neun“, ist die vielstimmige Antwort. Der Volksmusikpfleger ruft ein „Danke“, die Menge antwortet mit „Bitte“. Es klingt ein bisschen wie in einem Fußballstadion.

Apropos Fußball: Schusser fragt ironisch, ob jemand in den vergangenen Tagen Fußball angeschaut hat. „Wo war des gleich nochmal?“ Es bricht Gelächter aus. „Stimmt, in Katar war des“, sagt Schusser und schmunzelt. Ohne Pause geht es zum nächsten Lied. Der Titel ist „Kommet ihr Hirten“. Dort heißt es in der letzten Strophe: „Nun soll es werden Friede auf Erden.“ „Das ist doch das, was wir uns alle wünschen. Dazu muss aber jeder auch den Frieden in sich selbst finden“, sagt Schusser und wird leiser. Die Menschen halten einen kurzen Moment inne. Es wird still. „Auch das gehört zur staden Zeit“, sagt Schusser.

Gleich darauf wird es wieder fröhlicher. „Jetzad kimmt a Liad, des wahrscheinlich koana kennt“, ruft Schusser in die Menge. Dann beginnt er „O Tannenbaum“ zu singen. Die Menge lacht und steigt mit ein. Die Gesänge werden immer lauter. Die Singenden stehen dicht gedrängt aneinander. Hin und wieder kommt ein Passant an der Menschenmenge vorbei und schließt sich spontan an.

Glühwein, Punsch
und Lebkuchen

Dann erklingt das letzte Lied. Gemeinsam singen die Menschen „Es wird scho glei dumpa“. Noch ein letztes Mal füllt sich die Hafnerstraße mit Akkordeon- und Gitarrenklängen. Schusser bedankt sich bei allen fürs Kommen. Die Menge klatscht.

Dann gibt es Glühwein und Punsch, den wie alle Jahre Schausteller Max Fahrenschon gestiftet hat. Die meisten bleiben noch, stehen mit einem heißen Getränk zusammen und unterhalten sich. „Schön, dass es das Weihnachtssingen wieder gab, das ist einfach das Allerschönste in der Vorweihnachtszeit“, sagt eine Frau beim Gehen. Einstimmung geglückt. Jetzt kann Weihnachten kommen.

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